Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re:

Maesi, Sunday, 14.10.2001, 19:00 (vor 8441 Tagen) @ Maya

Als Antwort auf: Re: von Maya am 13. Oktober 2001 13:47:35:

Hallo Maya

Die wissenschaftliche Forschung (auch in Deutschland) geht jedoch davon aus, dass die physische Gewaltanwendung nahezu zu gleichen Teilen von den beiden Geschlechtern ausgeht.

Kommt darauf an, wie du Gewalt definierst.
IMO ist es durchaus berechtigt, das Kind beim Namen zu nennen, und Männer als mehrheitlich verantwortlich für schwere Gewalt (und die ist es, um die es hier geht) zu machen. Das sagen übrigens auch die deutschen Studien zum Thema. Man sollte immer alles lesen, und nicht nur die Ausschnitte, die einem vorgesetzt werden.

Ich benutze die Gewaltdefinition der "conflict tactic scale", die (bzw. Varianten davon) in vielen soziologischen Untersuchungen angewendet wurde.
Die Studie "Kriminalitaet im Leben alter Menschen" (Link: http://home1.t-online.de/home/Joachim.Mueller-1/extdoc/Jm_kfn_1.htm) kommt uebrigens zum Schluss, dass auch die Opfer schwerer Gewalt zwischen den Geschlechtern nahezu gleichmaessig verteilt ist ( Seite 162, hochgerechnet: ca. 214000 Maenner gegenueber 246000 Frauen).
In diesem Zusammenhang solltest Du vielleicht einmal den nachstehenden Link durchlesen, wo sich Murray Straus mit den verschiedenen Arten von Studien zur Haeuslichen Gewalt auseinandersetzt (Link: http://home1.t-online.de/home/Joachim.Mueller-1/extdoc/Straus_5.htm).
Korrekt ist, dass mehr Frauen als Maenner durch haeusliche Gewalt verletzt werden. In den laufenden Kampagnen sowohl oeffentlicher wie privater Institutionen suchst Du jedoch eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Phaenomen "Haeusliche Gewalt" vergebens; sie ist offenbar auch gar nicht erwuenscht, denn dann muesste Abschied genommen werden von liebgewonnenen Mythen.
Ausserdem haette die feministisch gefuehrte und einseitig auf Frauenbeduerfnisse ausgerichtete Helferindustrie massive Erklaerungsschwierigkeiten.

Also daß Frau und Kinder früher "ohne Obdach" dastanden, ist mir noch nicht
sonderlich aufgefallen. Wenn alle Stricke reißen, kann sich Frau und Kind
bekanntlich immer noch in ein Frauenhaus zurückziehen.

Stimmt, das können Frau und Kind. Kann aber doch nicht richtig sein, das Frau und Kind gezwungen sind, heimlich (wenn der Schlagende dabei zusieht geht das nicht) und kaum mit mehr als den Klamotten die sie auf dem Leib haben, in ein Frauenhaus zu gehen oder?

Doch, das kann so sein.

Ja, DAS kann so sein. Weil es ja nur die Frauen und Kinder betrifft?

Ziemlich zynisch, diese Bemerkung. Wie uns die soziologischen Untersuchungen des Dunkelfeldes zeigen, betrifft es nicht nur Kinder und Frauen sondern auch Maenner. Wahrgenommen werden die Maenner jedoch bis heute kaum.

Ein Frauenhaus würde ich nicht als Alternative zur Obdachlosigkeit sehen. Dann wären auch Obdachlose nicht obdachlos, weil sie ja ins Obdachlosenheim gehen können.[/b]

Naja, einige Unterschiede gibt es schon. Das Obdachlosenheim ist tagsueber geschlossen, und wenn Du abends nicht zeitig genug erscheinst, wirst Du wegen Ueberbelegung abgewiesen. Ausserdem musst Du jeden Tag aufs neue um eine Unterkunft kaempfen. Aber vielleicht funktionieren Obdachlosenheime und Frauenhaeuser in der Schweiz anders als in Deutschland.

Die (amerikanische) Forschung zeigt, dass in ca. der Haelfte aller Partnerschaften in denen Gewalt auftritt, die Gewalt von beiden Geschlechtern verursacht wird. Schon aus diesem Grund sind sorgfaeltige Ermittlungen, wer Gewaltverursacher ist, angezeigt. Wie die Erfahrungen mit den Falschanschuldigungen bei sexuellem Missbrauch von Kindern in strittigen Sorgerechts- und Umgangsrechtsfaellen zeigen, muss mit einer recht hohen Zahl von Falschanschuldigungen auch in diesem Bereich gerechnet werden.
Welche Zahlen meinst du denn da?

Den Link zu der geschlechtlichen Verteilung der Gewalt in gewalttaetigen Beziehungen muesste ich zuerst wieder hervorsuchen. Als Ersatz einen Artikel im Magazin Novo, wo darauf hingewiesen wird (Link: http://www.novo-magazin.de/45/novo4522.htm). Der Autor ist uebrigens Arne; vielleicht hat er die genaue Quelle zur Hand bzw. einen Link im www.
Die Rate der Falschanschuldigungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern in strittigen Sorgerechts- und Umgangrechtsfaellen wurde von Siegfried Willutzki auf ca. 40 % geschaetzt (Link: http://www.pappa.com/mmdm/willut94.htm).

Das Problem ist das "ohne Wenn und Aber". Ein zu Unrecht beschuldigter Mann kann eben mittels der Staatsgewalt ohne genauere Pruefung zum Obdachlosen gemacht werden. Welche Auswirkungen das auf seinen sozialen Status hat, kann sich hier wohl jeder ausmalen. Du gehst davon aus, dass der beschuldigte Mann automatisch auch schuldig ist.

Bisher ist es aber Usus, daß das Opfer aus der Wohnung verwiesen wird, und der Täter bleiben kann. Das Opfer wird also zur Zeit mit Obdachlosigkeit bestraft.

Das Opfer wird nicht von der Staatsgewalt "aus der Wohnung verwiesen", genauso wenig wird es von der Staatsgewalt "mit Obdachlosigkeit bestraft". Die Verwendung der Begriffe ist etwas irrefuehrend. Im uebrigen negiere ich nicht das Problem, bestehe aber auf einer serioesen Ermittlung, bevor Sanktionen verhaengt werden sowie auf einer angemessenen Bestrafung bei Gesetzesmissbrauch.

Und fuer mich zeigt das nur, dass fuenfmal so viele Personen wie vor Einfuehrung des Gesetzes aus ihrer Wohnung gewiesen wurden. Vorher konnte diese Sanktion wohl nur unter sehr strengen Auflagen verhaengt werden. Dass dadurch mehr Gepruegelte aus dem Dunkelfeld hervorgetreten sind, ist reine Spekulation.

Seltsame Logik...

Damit meine ich einfach, dass im Bericht keine weiteren Zahlen genannt werden, die belegen, dass durch die Massnahmen in Wien mehr Personen aus dem Dunkelfeld hervortreten. Falls Du Zahlen ueber Wien hast, die eine staerkere Erhellung des Dunkelfeldes aufgrund der ergangenen Wohnungverweise belegen, dann her damit.

Gruss

Maesi


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