Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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plupp, Sunday, 04.11.2001, 13:32 (vor 8420 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Abwertung des Mannes von Arne Hoffmann am 04. November 2001 11:28:45:

Ansonsten gebe ich Dir grundsätzlich recht, daß derzeit das männliche Geschlecht in Deutschland vielfach sehr abfällig dargestellt wird. Das ist aber andererseits nur möglich, weil Männer immer noch den größten Teil der Macht innehaben ...

Haben wir das? Ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich über so viel mehr Macht verfüge wie du.

... und aus dieser Machtposition heraus souveräner mit solchen Abwertungen umgehen können. Würden sich Männer selber mehrheitlich als unterprivilegiert, diskriminiert und ohnmächtig empfinden, dann würden sie solche Abwertungen wohl als sehr verletzend empfinden und sich mehr dagegen wehren. Daß sie es aber kaum tun, zeigt mir, daß die Mehrheit sich davon nicht getroffen fühlt und locker darüber weg geht.

Nein, das liegt schlichtweg daran, dass Männer als Geschlecht in unserer Gesellschaft ganz einfach keine Stimme haben, um sich gegen solche Diskriminierungen zu wehren. Ich selbst habe ja schon zigfach das Beispiel berichtet, dass ich auf mein Buch hin von 80 Verlagen Absagen bekommen habe, bis sich ein Verleger, mehr aus Gründen der Autorenpflege, zu einer Veröffentlichung überzeugen ließ. Die meisten Männer wissen aber nur, dass hier irgendwas falsch läuft, ohne es richtig einordnen zu können, wenn sie es einordnen können, wissen sie nicht, wie und wo sie es am besten artikulieren können, und nachdem sie mehrfach erfahren haben, dass sich niemand für ihre Wahrnehmung interessiert, sind sie bei weitem nicht so hartnäckig wie ich, dass sie es über Jahre hinweg immer wieder und wieder und wieder versuchen, sich zu äußern. Jeder von seiner Frau geprügelte Mann beispielsweise kommt sich doch wie der absolute Einzelfall vor, weil er einfach nicht weiß, wievielen anderen es ebenso geht.
Ich sehe mich durch dein Posting veranlasst, ein bisschen auf mein nächstes zine vorzugreifen. Dort werde ich von einer aktuellen Buchveröffentlichung in den USA berichten: "Spreading Misandry. The Teaching of Contempt for Men in Popular Culture" ("Die Verbreitung von Männerfeindlichkeit. Wie unsere Populärkultur die Verachtung von Männern lehrt") Darin untersuchen Paul Nathanson und Katherine K. Young, auf welche Weise Männer in Kino, Fernsehen, Romanen, Comics, Grußkarten und anderen kulturellen Erzeugnissen seit Beginn der neunziger Jahre als bösartig oder anderweitig minderwertig präsentiert wurden und werden: http://www.mqup.mcgill.ca/2001/nathan.htm Diese Ideologie, so argumentieren die Autoren, predige Hass und trage weiter zum Zusammenbruch einer bereits erschütterten Gesellschaft bei. Trotz ihrer Hartnäckigkeit und weiten Verbreitung werde sie erst jetzt als schwerwiegendes kulturelles Problem erkannt: Männerfeindlichkeit durchdringe unsere Kultur momentan so durch und durch, dass selbst viele Männer sie nicht erkennen; diejenigen, die sie erkennen, nehmen sie nicht als größeres Problem wahr; und diejenigen, die sie als Problem wahrnehmen, wissen nicht, wie sie darauf reagieren sollen, wo doch weit und breit allein über Frauenfeindlichkeit diskutiert werde.
Viele Männer scheinen durch dieses Dilemma statt in die Auseinandersetzung in eine Art spätpubertären Eskapismus getrieben zu werden, wenn ich mir die gängigen Männerzeitschriften (FHM, MAXIM, Men´s Health) so ansehe.


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