Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Abwertung des Mannes

Christiane, Monday, 05.11.2001, 12:44 (vor 8419 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Abwertung des Mannes von Arne Hoffmann am 05. November 2001 09:51:01:

Mein Buch will auch niemand veröffentlichen. :-(

Auch mit Begründungen wie "zu brisant" oder "zu polarisierend" oder "zur Hundehaltung sind bei uns leider nur männliche Autoren durchzusetzen"?

Nein. Die Begründungen waren mir nicht bekannt; so klingt Deine Erklärung einleuchtend.

Gottseidank, kann ich als Lektor nur sagen. Ich war auch einmal in der Beratung für junge Autoren tätig. Du glaubst es nicht, was da alles als "verlagsfertiges Manuskript" angeboten wird.

Ich kann es mir in etwa vorstellen. :-)

Davon abgesehen habe ich nicht den Eindruck, dass hier eine BLINDHEIT gegenüber Frauenfeindlichkeit besteht, sondern dass viele Teilnehmer an der Debatte hier sagen, diese Frauenfeindlichkeit sei lediglich nicht das Thema dieses Forums.

Das Thema ist es hier nicht, und soll es auch nicht werden.Es ist schon richtig, daß es einen Bereich gibt, in dem Männer ihren Unmut über Ungerechtigkeiten loswerden können.
Aber nun ins Gegenteil zu fallen und die Frauen zum Sündenbock zu machen, erinnert mich sehr an die Methoden der Emanzen.
Mich ärgert es oft, daß hier dann immer unterstellt wird, Frauen wären Abzockerinnen; überhaupt wären Frauen DIE Gewinner bei einer Scheidung.
Bei allem verständlichen Frust über zu zahlende Leistungen kann man eine Frau die 1600DM Unterhalt für sich bekommt, wohl kaum als Gewinnerin hinstellen. Davon könnte ich nicht leben. Dabei muß ich davon nicht mal eine so große Wohnung bezahlen, daß auch für die Kinder Platz ist.
Es ist halt der Unterschied (wie Maya mal so schön sagte), ob man nun GEGEN etwas kämpft, oder FÜR etwas.

Ob es nun gerecht ist, daß Männer trotz diverser zu zahlender Leistungen dennoch den Steuersatz eines Singels zahlen müssen, ist wirklich fraglich.Ferner sind sicher auch bestimmte zusätzliche Leistungen die man (wie Holger gestern postete) als Mann erbringen muß in Frage zu stellen. Der Besuch einer Waldorfschule mit 900 DM Schulgeld muß ja vielleicht nicht sein, wenn der Zahlende es nicht wünscht. (Schließlich muß er auch bei solchen Dingen ein Mitspracherecht haben können)

Natürlich wäre hier eine größere Offenheit wünschenswert. Es gibt aber bislang so wenig Orte, wo überhaupt über die Diskriminierung von Männern gesprochen werden kann, und so viele, wo allein die Diskriminierung von Frauen das Thema ist, dass sich hier vermutlich einige Leute sagen: Jetzt fangen wir HIER nicht auch noch damit an.

Wie gesagt: das ist okay. Aber nun die Frauen als die Bösen hinstellen (Abzockerinnen) kann auch nicht Sinn dieses Forum sein.
Zumindest denke ich, daß man so nur weiter den Geschlechterkampf fördert und den hier anwesenden Frauen durch diese Angriffe jede Motivation nimmt, die Sache aus männlicher Perspektive zu sehen.

Die Crux bei der Sache ist, dass die Benachteiligung von Frauen und die von Männern oft die beiden Seiten derselben Medaille sind und sich ein Problem nicht lösen lässt ohne das andere.

Ja, das ist wirklich ein Problem.
Bleiben wir mal bei dem Beispiel Unterhalt; das bietet sich in dem Zusammenhang wirklich an.
Es ist einerseits wirklich nicht gerecht, wenn eine Frau die während der Ehe nicht gearbeitet hat, diesen Luxus auch später fortführen kann.Das sollte nicht möglich sein!
Hat sie aber ihre Arbeit aufgegeben um sich um die Kinder kümmern zu dürfen, dann sieht es schon anders aus: In den meisten Fällen ist es dem Mann dann nämlich auch ganz recht, wenn er weiterhin Geld nach Hause bringen kann, und die Frau Hausarbeit und Kinder erledigt. Und später, nach der Scheidung, wollen auch viele Männer selbst nicht die Kinder nehmen bzw. ihre Arbeit dafür aufgeben.
Das Aufgeben der Arbeit ist schließlich auch ein Faktor der m.E. so leicht nicht fällt. Ich persönlich möchte jedenfalls nicht das Gefühl der Selbstständigkeit soweit verlieren müssen.

Es klingt oft so einfach: Frau sucht Versorger und will nur die Hände in den Schoß legen.
Meist legt die die Hände nicht in den Schoß sondern zieht die gemeinsamenKinder groß. Und dadurch gerät sie fast automatisch in eine Bittpostion "Schatzi; darf ich mir das Kleid kaufen?"
Sie gerät in eine Abhängigkeitsposition die sicher die meisten Männer für sich nicht wollen würden.

Nach meinem Empfinden kann es nicht gerecht sein einen Zustand jahrelang als wünschenswert zu betrachten und u.U. sogar zu fördern (Nein, meine Frau braucht nicht arbeiten, ich kann uns alle alleine gut versorgen!), und dann im Falle einer Scheidung plötzlich alles mit ganz anderen Augen anzusehen.
Das würde bedeuten: Immer nur die eigene Perspektive in den Vordergrund zu stellen.

Aber es kann auch nicht gerecht sein,daß ein Mann, den seine Frau betrügt, sie die Scheidung einreicht, für sie noch Unterhalt zahlen muß.

Das sind aber nur 2 Beispiele; die individuellen Geschichten sind so vielseitig, daß ich mir nicht anmaße zu entscheiden, was gerecht oder ungerecht ist. Eine einheitliche Regelung kann es jedenfalls nicht sein.
Und eine individuelle auch nicht, weil dann der Willkühr Tür und Tor geöffnet werden.

Daher fällt mir kein Weg ein,um aus diesem Dilemma herauszukommen.
Gruß, Christiane


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