Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Abwertung des Mannes

Beatrix, Monday, 05.11.2001, 23:46 (vor 8419 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Abwertung des Mannes von Arne Hoffmann am 05. November 2001 10:12:18:

Hallo Arne!

[Ohnmacht und Selbstbild der deutschen Männer]

Generell denke ich, dass du da einen wichtigen Punkt getroffen hast. Andererseits muss man bedenken, dass die meisten Redakteure von den Dingen, die wir hier als Experten oder Halbexperten diskutieren, einfach wenig Ahnung haben. Die bekommen einen Artikel vorgesetzt "Schreib mal was zum Weltmännertag", und dann sitzen sie da. Die Frauenbewegung hingegen hat ihre Positionen in Jahrzehnten aktiver Medienarbeit rübergebracht, während die Männerbewegung noch sehr jung ist und sich bislang vor allem gegenseitig in Webforen informiert und diskutiert.

Ja, da hast Du recht.Wir sind hier in der Argumentation dem Gros der Männer in D weit voraus. Was meinst Du, wie man wohl mehr Männer erreichen kann?
Ist eigentlich das Buch von Schwanitz sehr von vorgestern (Daß gerade Du nicht gut drauf zu sprechen bist, kann ich nachvollziehen) oder ist es vielleicht sogar ein Hoffnungsträger, weil durch so einen Bestseller immerhin mal die älteren Argumente auf den Tisch kommen und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden?
Außer der Presse und den Medien fällt mir nicht so recht was ein, was zu einer schnellen Bewußtseinsänderung beitragen kann. Ansonsten bleibt wohl nur der langsamere Weg der Selbstorganisation in Männergruppen. Allein die EKD hat ca. 2000 Männergruppen und es werden immer mehr. Irgendwann wird es normal sein, daß Gemeinden und Bildungseinrichtungen spezielle Angebote nur für Männer machen.

Wobei ich zugebe, dass mindestens Jahrhunderte alte psychologische Vorurteile wie "die schwachen Frauen brauchen Hilfe, die starken Männer nicht" mit hineinspielen. Allerdings spielen viele Kerle vor allem deshalb immer noch den starken, unverwundbaren Mann, weil sie glauben (wissen?), dass das ihre Chancen auf dem Partnermarkt deutlich steigen lässt, weil diese Haltung von Frauen belohnt wird.

*seufz* Da muß wohl was dran sein. Mir persönlich sind diese (pseudo)starken Männer noch nicht untergekommen. Aber manchmal hab ich auch die Sehnsucht, mal einem zu begegnen, der mir wenigstens gleich stark vorkommt. Ich dominiere eigentlich ungerne, aber ich gerate privat immer nur an Männer, die sich freuen, bei mir mal Schwäche zeigen zu dürfen.
Dabei würde ich das selber auch mal gerne tun, so hin und wieder...

"Mann" und "Opfer" passt für sie eben nicht zusammen,

Das mag wohl sein. Ich gestehe, daß es mir immer schwerer fällt, mich in so eine Durchschnittsfrau hineinzuversetzen, da ich mit meiner Einstellung wohl doch noch ein wenig aus dem Rahmen falle. Ich hab jahrelang bei fast allen Männern, die ich kennenlernte, zuerst mal die Opferperspektive gesehen. Wenn man Männern die Chance gibt, die eigene Opfersituation überhaupt mal ungestört wahrzunehmen und sich gegenüber einer mitfühlenden und verständnisvollen Person - das bemühte ich mich zu sein - mal richtig auszusprechen, haben die meisten diese Chance gerne wahrgenommen.

Opfer sind unmännlich, das irritiert sie. Maya hat ja vor ein paar Jahrzehnten auch mal das Beispiel ihrer männlichen Bekannten gepostet, die sich über "die armen Opfer" und "die Würstchen" hier in diesem Forum offenbar nur lustig machen konnten. Ab und zu postet so jemand hier ja auch direkt einen dämlichen Kommentar rein, wie lächerlich wir doch alle seien.

Und ich kann mich noch gut erinnern, wie die Väter in de.soc.familie.vaeter von den anderen de.soc.familie-Usern als Jammerlappen und Heulsusen diffamiert wurden und wie man mich fragte, was ich denn bloß an solch einem lächerlichen Verein fände. Seit wir in den NGs allerdings ausgiebige Diskussionen über Diskriminierung von Männern hatten, ist die Akzeptanz von d.s.f.vaeter gestiegen. Es zeigen viel mehr Leute Verständnis für entrechtete Väter als vorher.

Ich nehme dabei vor allem viel Abwehr, Angst und Verunsicherung wahr.

Das geht mir ganz genau so. Wir haben wahrscheinlich da eine geschärfte Wahrnehmung, während vielen für Abwehr, Angst und Unsicherheit noch die Antenne fehlt und sie auf das Pseudomachogehabe hereinfallen.
Man sieht wohl nur das, was man sehen will.

ciao
Beatrix


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