Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Haben wir zuviel Gleichberechtigung?

Gast, Wednesday, 29.06.2005, 12:03 (vor 6891 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Haben wir zuviel Gleichberechtigung? von Markus am 28. Juni 2005 15:19:32:

Hallo Conny,
deine Aussage findet sich auch in dieser Studie wieder:
http://idw-online.de/pages/de/news102199
An diesem Beispiel zeigt sich aber sehr schön, dass es sich lohnt solche Studien einmal genauer zu betrachten (http://doku.iab.de/discussionpapers/2005/dp0405.pdf
) und nicht nur die Überschriften, mit denen sie in den Medien Veröffentlichung finden.
Der Verfasser dieser Studie räumt hier selbst schon genug Schwächen in seinem Datenstamm ein, auf dem die ganze Studie fußt.
Verglichen wird hier das Gehalt von vollzeit arbeitenden Meschen des gleichen Alters, mit der gleichen Berufsbezeichnung, über einen Tageslohn. Hier kommt der Autor der Studie zu dem Ergebnis, dass die Abweichungen der Gehälter zwischen Mann und Frau innerhalb des selben Betriebes bis zu 12% zugunsten des Mannes beträgt und in unterschiedlichen Betrieben sogar 24% ausmacht.
Die Feministinnen (nicht nur die Radfems) nutzen diese Studie dann, um uns diese Zahlen als Beispiel dafür zu präsentieren, wie benachteiligt Frauen in diesem Land doch werden.
Schauen wir aber doch einmal genauer hin. Diese Tageslöhne beziehen sich nicht auf ein konkretes Gehalt, sondern den durchschnittlichen Tagesverdienst. Ob das Gehalt nun durch Überstunden höher wurde oder nicht, gibt das Zahlenmaterial überhaupt nicht her. Es ist also schon mal wichtig zu begreifen, dass es um Verdienst und nicht um ein Grundgehalt geht. ( Was einige der Journalisten bei dieser Studie schon mal nicht auf die Reihe gebracht haben ).
An dieser Stelle sollte man also das Thema "Verdienst" nicht isoliert betrachten, sondern einen anderen wichtigen Punkt beleuchten. Das Kindschaftsrecht in Deutschland. Die meisten Richter sprechen im Trennungsfall der Mutter das Sorgerecht für die Kinder zu. Klar kann diese Frau weniger Überstunden machen, als ein Mann, der seine Kinder alle 14 Tage am WE sehen darf.
Dieser Gesichtspunkt wirft auch die Frage auf, warum ein Betrieb, der sich an Gesetzmäigkeiten der Marktwirtschaft ausrichten muss, einer 35 jährigen vollzeitbeschäftigten Elektrikerin den Vorzug für die Position des Gruppenleiters geben muss, wenn diese aufgrund des Kindes keine Überstunden machen kann. Kann man hier wirklich von einer Benachteiligung der Frau sprechen, wenn hier der 35 jährige Elektriker diese besserbezahlte Position erhält? Solch ein Umstand wird durch das Rohmaterial der Zahlen dieser Studie überhaupt nicht beleuchtet. Es steht hier nur, dass beide Elektriker sind, nicht, ob nun der ein oder andere die Position des Gruppenleiters inne hat.
Ein weiterer Punkt den die Grunddaten hier nicht hinterfragen können, ist die Betriebszugehörigkeit. In vielen Tarifverträgen findet sich ein ansteigendes Gehalt, welches auch durch die Betriebszugehörigkeit bedingt ist.
Ist es nun wirklich frauenfeindlich, wenn ein 30 jähriger Schreiner mehr verdient, als die 30 jährige Schreinerin, einfach aufgrund des Umstandes, weil sie eine 3 jährige Babypause hatte und danach frisch in das Unternehmen eingestiegen ist? Ist aus diesem Umstand, wirklich eine Benachteiligen der Frau im Berufsleben abzuleiten? Ich denke wohl kaum. Ich finde es gut, dass Loyalität und Firmentreue sich auch im Gehalt wiederspiegelt. Eine Geschlechterdiskussion daraus abzuleiten, ist für mich hier absolut fehl am Platz.
Der nächste Punkt, den ich hinterfragen möchte, sind die 24% Gehaltsunterschied. Dies kann, wie der Verfasser der Studie auch klar selbst schreibt, dadurch entstehen, dass Frauen viel häufiger Jobs bei Firmen annehmen, die in keinem Arbeitgeber-Verband sind und damit auch an keine Tarifverträge/Tariflöhne gebunden sind. Hier erfolgt in der Regel eine schlechtere Bezahlung. Die Löhne sind hier oftmals so gering, dass ein Familienvater, der mit seinem Einkommen eine Familie ernähren muss, diese Jobs gar nicht annehmen könnte. Hier sehe ich aber den Aspekt des Zweiteinkommens für verantwortlich. In vielen Familien obliegt dem Mann die Rolle des "Ernährers". Sein Gehalt deckt Miete und Lebenshaltungskosten für den gemeinsamen Haushalt. Das Zweiteinkommen dient hier aber oft dazu, Dinge wie Urlaub etc. zu erfüllen und genau hier werden dann Kompromisse im Gehalt gemacht (auch von der Frau), weil sie alles was zum Leben wichtig ist, ja schon durch das Einkommen des Mannes gesichert sieht. Müsste sie diesen Grundlebensunterhalt alleine bestreiten, würde sie hier sicher auch besser verhandeln und sich nicht auf ein Lohndumping einlassen. Da es aber nur um ein Erhöhen der Lebensqualität geht, werden hier doch viel öfter Kompromisse gemacht.
Ist daraus aber nun dem Mann ein Vorwurf zu machen, oder kann man daraus eine Benachteiligung der Frau ableiten? Nein! So funktioniert unsere ökonomisches Grundprinzip. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Wenn also eine Frau sagt, ok, ich arbeite für unseren Urlaub, für einen geringeren Lohn, weil mein Lohn hier für uns ja nicht überlebenswichtig ist, dann ist das aus meiner Sicht kein Geschlechterproblem und auch kein Beweiss dafür, dass Frauen benachteiligt werden.
Zu guter letzt noch eine Spekulation meinerseits. Wenn man aus diesem Tageslohn nicht rückschließen kann, ob dieser nun mit oder ohne Überstunden zustande kam, frage ich mich, ob die Rohdaten auch Schichtzulagen berücksichtigen. Hier fehlt mir der Hintergrund, wie sich diese Daten denn genau zusammen setzen. Aber jedem wird klar sein, dass eine Mutter mit alleinigem Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht für das Kind hier auch zeitlich gebundener ist, als ein Wochenendpapa.
Es lohnt sich also bei solchen Studien einmal genauer hinzuschauen. Bei den Frauen in deinem Freundeskreis würde ich diese Fragen miteinfließen lassen.
Gruß, Markus

Hallo Markus,
ich finde es auf dieser Seite gut aufgeschlüsselt http://www.manndat.de/beruf.htm
(siehe Link unten):

Frauen im Beruf: Opfer des Patriarchats?

Frauen werden im Berufsleben diskriminiert. Sie verdienen weniger Geld als Männer, sind weitaus seltener in Führungspositionen zu finden und werden dazu gezwungen, schlecht bezahlte Jobs auszuüben, um überhaupt Geld zu verdienen. So lauten einige der gängigen Behauptungen von feministischer Seite, wenn es um die Situation von Frauen im Berufsleben geht.
Trifft all dies zu? Sind Frauen auch im Beruf in erster Linie Opfer des Patriarchats? Im Rahmen der MANNDAT-Faktensammlung wollen wir diesen Fragen im Folgenden nachgehen, indem wir die gängigsten Behauptungen, die hierüber kursieren, auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen.

"Frauen verdienen weniger Geld als Männer"

Mit keiner anderen Aussage weisen Frauen häufiger auf ihre angebliche Diskriminierung im Berufsleben hin. "Frauen verdienen weniger als Männer" klingt zunächst so, als würden Frauen für die gleiche Arbeit grundsätzlich weniger Gehalt beziehen als ihre männlichen Kollegen. Das mag vorkommen, trifft allerdings für die meisten Arbeitnehmerinnen sicherlich nicht zu. Seit 1972 existiert in Deutschland kein Tarifvertrag mehr, der eine geringere Entlohnung von Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Tätigkeit vorsieht. Eine Lohndiskriminierung kann seitens des Arbeitgebers allenfalls dadurch erfolgen, dass er Frauen (aber auch Männer) in eine geringer entlohnte Gehaltsgruppe einstuft, obwohl sie gleiche Tätigkeiten ausüben wie ihre männlichen (weiblichen) Kollegen. Ob dieser Arbeitgeber damit allerdings bei seinem Betriebsrat, vor dem Arbeitsgericht und in der für solche Ungerechtigkeiten sensibilisierten Öffentlichkeit durchkommt, ist eine andere Frage.
"Es ist für jeden auch noch so patriarchalisch denkenden und vorurteilsbeladenen Arbeitgeber de facto unmöglich, Frauen aus sexistischen Motiven heraus mittel- und langfristig schlechter zu bezahlen als Männer. Wenn das so wäre, könnte sich jeder Betrieb eine goldene Nase verdienen, indem er einfach nur Frauen einstellt, dadurch billiger produzieren und verkaufen kann und sich einen größeren Kundenkreis erschließt. Warum sollte überhaupt noch ein Unternehmer teure Männer einstellen, wenn Frauen dieselbe Arbeit viel billiger erledigen?
Mittlerweile hat nicht nur die Europäische Union ihren Vorwurf zurückgezogen, in Deutschland gebe es ein frauenfeindliches Lohngefälle. 'In der Tat war ermittelt worden, dass Frauen (...) im Vergleich zu Männern in fast jedem Beruf, den sie gemeinsam mit männlichen Kollegen ausüben, identisch bezahlt werden'." (Quelle: Zeitschrift "quip", Magazin der Wirtschaftsjunioren, Juli 2003)

"Frauen verdienen ja nicht weniger: bei gleicher Tätigkeit, gleicher Qualifikation und gleicher Berufserfahrung wird es sehr schwer nachzuweisen sein, dass es tatsächlich in nennenswertem Umfang (von Einzelfällen abgesehen) eine ungleiche Bezahlung gibt. Nur leider hapert es im Regelfall daran, dass es wegen der häufigeren Unterbrechung der Erwerbstätigkeit eben nicht die gleiche Berufserfahrung ist, und es häufig auch nicht die gleichen Tätigkeiten sind.
Ansonsten ist Lohndiskriminierung auch heute schon bei uns verboten. Und jede Frau hat die besten Chancen, eine Klage zu gewinnen, wenn es eine ungleiche Bezahlung bei sonst gleichen Voraussetzungen gibt."

(Bundes-Familienministerin Renate Schmidt im Tagesschau-Chat am 3.6.2003)

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