Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: @Nick per saldo aller ansprüche - Nee, nicht so schnell, junger Mann!

Nick, Tuesday, 18.10.2005, 18:56 (vor 6968 Tagen) @ scipio africanus

Als Antwort auf: @Nick per saldo aller ansprüche von scipio africanus am 18. Oktober 2005 10:39:

Guten Tag Scipio!

"Nein! Charles Darwin hat das Prinzip erkannt und daraus weitergehende Folgerungen abgeleitet, durch Beobachtung der "Schöpfung", er hat es nicht erschaffen."

Ähhh... grübel... wieso jetzt 'Nein!'? Du wiederholst doch haargenau das, was auch ich sage: "Charles Darwin hat das Prinzip erkannt, aber er hat es nicht erschaffen." Volle Zustimmung! Genau das ist auch meine Meinung. Falls du jetzt immer noch bezweifeln solltest, daß ich das wirklich meine, dann schau halt auf meinen Absatz No.2. Der beginnt folgendermaßen: "Auch für Darwin bestand das von ihm entdeckte[/b] Prinzip übrigens nicht darin, daß etwa die Starken die Schwachen aufessen, bis sie weg sind..." Klar jetzt?

"Es sind die Naturwissenschaftler, welche die "Schöpfung" am meisten achten, denn sie versuchen sie zu ergründen. Gläubige tun das in der Regel nicht. Sie lesen aus Büchern, die von Menschen geschrieben wurden und glauben an das, was dort geschrieben steht, auch wenn sie offensichtlich im Widerspruch zu den beobachtbaren Phänomenen der Natur stehen. Ist aber nicht die Natur die unmittelbarste Manifestation der "göttlichen Schöpfung" ? Nun, das ist harter Stoff für Gläubige, aber ich kann dir das auf deiner Suche nach Erkenntnis nicht ersparen ! :)"

Ist es nicht möglicherweise ein klitzeklein wenig zu herablassend, verehrter Scipio, wenn du mir eine Erkenntnis ersparen willst, die du selbst gar nicht besitzt? Mußte ich dir nicht in Absatz No.2 erstmal das Prinzip der Evolution erläutern, nachdem du es zuvor als "Fressen der Schwachen durch die Starken" grob mißverstanden hattest? Es gibt so ein 'atheistisches Mantra', das geht so: "1.) Wer an Gott glaubt, ist dumm! 2.) Deshalb glaube ich nicht an Gott! 3.) Also bin ich intelligent!" Bemerkst du die erschütternde Einfalt dieses Gedankens? Oder bist du etwa gar ein Anhänger dieses "intelligenten" Selbstzuspruches?

Gläubige lesen nicht in Büchern herum und glauben hernach dummes Zeug, sondern sie machen Erfahrungen. Woher weißt du eigentlich so genau, was Gläubige im Gegensatz zu Nichtgläubigen so alles tun? Mir scheint, daß du das dadurch in Erfahrung bringst, indem du sanft deine Augen schließt und dir vorstellst, daß wir glauben würden, die Welt sei Scheibe und uns das nur deshalb nicht laut zu sagen trauen, weil wir sonst Ärger mit dir bekämen. Stimmt's? Je weniger man weiß, desto mehr kann man sich einbilden. Ärgere dich nicht über diesen Spott, Scipio, denn deine eigene Herablassung ist der Grund dafür. Ich weiß, das ist jetzt harter Stoff für Ungläubige, "aber ich kann dir das auf deiner Suche nach Erkenntnis nicht ersparen"!

Glaube und Naturwissenschaft sind kein bißchen ein Gegensatz. Das denkst du nur, weil du keine Ahnung hast. Vielmehr befähigt der Glaube in besonderer Weise zu ideologiefreier Wissenschaft, während das Voraussetzen einer "wissenschaftlichen Weltanschauung" immer das Zugrundelegen einer Ideologie bedeutet. Das ist offensichtlich und leicht nachzuweisen, da braucht man nicht mal auf besonders bizarre Phänomene wie den "wissenschaftlichen Marxismus-Leninismus" u.dgl. Unfug zu verweisen. Das Primäre ist die Wirklichkeit, alles Gedachte ist davon abgeleitet, also sekundär. Der Glaube erkennt das an und traut der Wirklichkeit auch da, wo sie nicht mehr gedacht werden kann. Das ist vernünftig - und bedeutet mitnichten, daß wir etwa nicht denken könnten. Das denkst du nur. In einer kodifizierten "Weltanschauung" jedoch wird die Wahrheit auf den Kopf gestellt: das Gedachte wird nämlich das Primäre und die Wirklichkeit hat sich dann gefälligst nach diesem Ausgedachten zu richten. Ideologie nennt man dieses Phänomen. Das einfältige Atheisten-Mantra: "1.) Wer an Gott glaubt, ist dumm! 2.) Deshalb glaube ich nicht an Gott! 3.) Also bin ich intelligent!" ist ein schönes Beispiel für solch eine bedauernswerte Denkverirrung. Sie hat zahllose Anhänger, ich weiß es wohl. Zuhöchst amüsant, das!

Ach ja, noch was: Von wem wurden eigentlich die Bücher geschrieben, aus denen du gelesen hast? Wie? Etwas lauter bitte! Von Menschen? Und wieso glaubst du dann an das, was da geschrieben steht, obwohl es im Widerspruch zu den beobachteten Phänomenen der Natur steht? Zum Beispiel im Widerspruch zur Quantenmechanik, der mit Abstand zuverlässigsten und erprobtesten physikalischen Theorie? Etwa wegen deines Glaubens an den Matrialismus? Aber der ist doch längst als falsch und ungültig widerlegt! Wieso glaubst du an etwas, was es erwiesenermaßen gar nicht gibt? Und wieso leitest du aus etwas, was es nicht gibt, die Berechtigung ab, etwas zu bestreiten, was unzweifelhaft erfahrbar ist, aber gemäß der Kriterien dessen, was es erwiesenermaßen nicht gibt, nicht beweisbar ist? Wie kann etwas, was es nicht gibt, etwas bestreiten, was es gibt? Das ist unlogisch, nicht wahr? Wieso glaubst du an etwas Unlogisches? Bist du etwa ein Fanatiker oder gar ein Sektenanhänger? Oder glaubst du halt das, was "alle glauben" und es ist dir im Grunde egal, ob das nun stimmt oder nicht?

Ich stimme deinem Satz vorbehaltlos zu, daß die Naturwissenschaftler die Schöpfung in ganz besonderer Weise achten, denn sie versuchen sie ja zu ergründen. Naturwissenschaftler wissen indes, daß sie eben nicht Gott, sondern seine Schöpfung ergründen und daß deswegen daraus eben nicht abgeleitet werden kann, daß es Gott etwa nicht gebe, denn das wird ja ausdrückich nicht untersucht. Daß es Gott nicht gebe, ist die völlig verrückte und unbegründete Behauptung einer Weltanschaung, die als solche nicht Wissenschaft ist, aus Prinzip, sondern ihr Gegenteil: Ideologie, weil sich da nämlich die Wirklichkeit nach den Vorstellungen zu richten hat. "Wissenschaftliche Weltanschaung" ist folglich in sich ein Unding, eine Denkchimäre, ein schwarzer Schimmel. Selbst wenn einer sonst nichts wüßte, könnte er das bereits aus dem Begriff allein ableiten. Aber Glaube ist eben sehr mächtig, ganz besonders als Irrglaube: wer nicht an die Wirklichkeit gaubt, der glaubt nicht nichts, sondern automatisch an den Unsinn. Auch wenn du das nicht glaubst: es ist so.

Du selbst sagst: "Ist nicht die Natur die unmittelbarste Manifestation der 'göttlichen Schöpfung'?" Genau so ist es, Scipio. Das Sein selbst ist die Wahrheit vor jedem Erkennen, Wissen, Glauben, Meinen und Finden. Exakt das ist der vernünftige Grund für Unabdingbarkeit von Religion. Weil das wahr ist, läßt sie sich nicht widerlegen, sondern nur durch Ideologie ersetzen, was dann aber dem Verzicht auf das Leben gleichkommt. Nun, auch das ist wieder harter Stoff für Ungläubige, "aber ich kann dir das auf deiner Suche nach Erkenntnis nicht ersparen"!

"Genau das werfe ich Gott vor! Warum sind Steine nicht essbar? Warum müssen wir töten um zu leben? Wo bleibt da die freie Wahl, die du den Menschen andichtest?"

Der Vorwurf ist unsinnig, ich habe das bewiesen: Wenn es Werden und Vergehen nicht gäbe, dann würde nichts werden. So einfach ist das. Das Argument ist extrem simpel und zwingend. Da ist es nutzlos, mit dem Fuß aufzustampfen. Bemerkst du eigentlich nicht, daß ich damit die Evolution gegen deinen Unverstand verteidige, obwohl du behauptest, du würdest ihr zustimmen? Bemerkst du nicht, wie absurd deine Lage wird, wenn du solche "Argumente" bringst? Bemerkst du nicht, daß du damit ein religiöses Argument anzuführen versuchst: "Gott, warum hast du die Welt so und nicht anders gemacht, nicht so, wie ich sie besser fände"? Begreifst du nicht die religiöse Natur deines eigenen Einwands? Herrjesses! Steine sind deshalb nicht eßbar, weil sie halt ungenießbar sind. Wir müssen wie alle Lebewesen töten um zu leben, weil wir sonst stürben. So einfach ist das.

Deine ganze Aufregung rührt übrigens nur daher, daß du dir den Tod als etwas Schlimmes vorstellst. Das wiederum rührt daher, daß du dir außer diesem vergänglichen Leben hier nichts vorstellen kannst. Das wiederum müßte eigentlich der denkbar zwingendste Grund dafür sein, die Frage nun wirklich sauber zu klären, ob das hier tatsächlich alles ist oder nicht. Ob wir eine Wahl haben oder keine, ob das "angedichtet" ist oder nicht? Begreifst du, warum diese Frage die wichtigste Frage überhaupt ist? Und daß man sie deshalb lösen muß, andernfalls man sein Leben verfehlt? Wenn du dir selbst darauf eine extrem dumme, ideologische Antwort gibst und diesen Glauben dann mit fanatischer Unerbittlichkeit verteidigst (denn um einen Irrglauben handelt es sich ja), dann verarscht du dich einfach selber. Leider. Für mich ist der Tod überhaupt nichts Schlimmes, im Gegenteil. Ich weiß, daß er ein Anfang ist, kein Ende. Ich kann dir das nur deshalb nicht beweisen, weil du die verkehrten Fragen stellst. Auf verkehrte Fragen gibt es nur verkehrte Antworten. Schade, aber das kann ein Anderer von außen nicht ändern - und er darf es auch nicht. In diesem Sinne folgt ein jeder seinem Glauben und schaut halt selber zu, wo der ihn dann hinbringt. Womit wir wieder am Ausgangspunkt angelangt wären... :-)

Auch von mir ein gutmeinender Gruß an den großen Scipio Africanus II. :-)
Ganz im Sinne deines Kollegen Cato: "Ceterum censeo ideologiam esse delendam!"

Ein Gruß
vom Nick

P.S.: Frag dich übrigens mal ganz nüchtern, ob es eventuell übergeordnete Machtinteressen von dritter Seite geben könnten, der daran gelegen ist, daß der Atheismus als wahr geglaubt wird. Wenn einer nichts hat, dann hat er nur noch den, der ihm das sagt. Richtig? Daran könnte dem Betreffenden durchaus gelegen sein...


gesamter Thread:

 

powered by my little forum