Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hinter jedem Emmentaler geht's bekanntlich weiter

scipio africanus, Friday, 21.10.2005, 13:47 (vor 6965 Tagen) @ Nick

Als Antwort auf: Hinter jedem Emmentaler geht's bekanntlich weiter von Nick am 20. Oktober 2005 03:05:

Das Christentum verkündet also keine Lehre, sondern eine PERSON, Jesus Christus eben, in dem Gott dem Menschen letztverbindlich sein Gesicht zeigt und sein inneres Wesen offenbart: die grenzenlose Liebe. Jesus ist nicht "weg", keine ermordete Gestalt der Weltgeschichte, sondern er ist auferstanden und lebt in der Ewigkeit. Ewigkeit ist nicht irgendwo "weit weg" und auch kein Zeitbegriff, sondern jedem Zeitalter an jedem Ort unmittelbare Gegenwart. Daß dieser Satz keine esoterische Spinnerei ist, ließe sich übrigens plausibel zeigen, wenn man über die Natur von Quantenfeldern redete, wofür hier aber nicht der Ort ist.

Grenzenlose Liebe ? Ich dachte, ich hätte dir schon das alte Testament als Lektüre empfohlen ! Der zornige, bestrafende Gott ! Wenn du meinen Worten schon kein Gehör schenkst, dann wenigstens dem Wort Gottes (das ist es für dich doch, nicht wahr?)!
Der Gott des alten Testaments war der Gott eines Beduinenstammes, der andere Völker verdammte und bestrafte, während er seinem auserwählten Volk das gelobte Land versprach, solange sie seine Gebote achten. Sehr menschliche Vorstellungen !

"Nein, ihr glaubt nicht mehr, die Erde sei eine Scheibe. Ihr glaubt auch nicht mehr, dass die Sonne und die Sterne um die Erde kreisen."
Das ist schon wieder mal ganz schön herablassend, Scipio. "Wir"... wer soll das eigentlich sein? Aber schaun wir erst mal, ob du diesmal vielleicht Grund dafür hast. Das mit der Erde im Mittelpunkt der Welt (als Kugel übrigens, nicht als Scheibe!) haben seinerzeit ALLE Menschen angenommen, nicht nur "wir". Und weißt du was? Es stimmt sogar heute noch! Man darf sich nämlich jedes beliebige System als ruhend denken, weil überhaupt kein absolutes Inertialsystem im Kosmos existiert. Wenn du durch einfache Koordinatentransformation die Erde in ein Ruhesystem überführst, dann drehen sich Sonne, Mond und Sterne heute nicht anders als früher um die Erde. Kopernikus, Kepler und Galilei haben letztlich nichts weiter getan, als die Sonne in ein solches Ruhesystem zu transformieren und darauf gründend dann völlig zutreffend festgestellt, daß sich die Erde nun um die Sonne dreht. Mehr nicht. Das mit der Relativität der Systeme haben die Kardinäle übrigens damals schon besser verstanden als die Naturforscher, die in der Folge die "Drehung der Erde um die Sonne" ja zu einem Dogma erhoben, was es, wie ich gerade angedeutet habe, ja überhaupt nicht ist. "Weltbildinhaber" interessieren sich zwar nicht sonderlich für solche Details, aber wenn ich zum Beispiel das galaktische Zentrum in ein Ruhesystem transformiere, dann drehen sich Erde, Sonne, Mond und Sterne gemeinsam um das Zentrum der Milchstraße. Das wußte damals natürlich noch niemand, weil man nichts von Galaxien wußte, aber das abstrakte Prinzip hätte Galilei seinerzeit durchaus auch von den Inquisitoren lernen können.

Das ist nichts weiter als populärwissenschaftlicher Relativismus, und das von einem gläubigen Christen ! Jesses !

Der Kern des Streites ging nämlich in Wahrheit gar nicht um die Geometrie der Himmelskörper, sondern um die Stellung des Menschen in der Schöpfung. Darin bestand für die Kirche seinerzeit das eigentliche Problem.

Da geb ich dir Recht ! Wie sagte der Adlige zum Bischof ? Halt du sie dumm, ich halt sie arm ! :))

Meine Kirche ist ihrer Zeit auch nach 2000 Jahren halt dermaßen weit voraus, daß es noch kaum jemand mitbekommen hat. Scipio, in Wahrheit befindest du dich exakt in der Lage, in der du mich irrtümlich wähnst: "von gestern" und etwas naiv zu sein und Überzeugungen zu haben, die nicht auf der Höhe der Zeit sind. Interessante Wendung, gell? Jetzt bin ich aber sehr auf deinen Charakter gespannt, wie du darauf reagierst... :-)

Na, jetzt hol mal tief Luft und atme durch ! "Deine Kirche" sah sich durch die Wissenschaft bedroht, war und ist dogmatisch.

Was sagt nun deine "Religion des Nichts" eigentlich zu diesem fundamentalen Problem? Komm mir jetzt aber bitte nicht mit irgendeinem Geschwafel, also mit "meinen" und "finden" von irgendwas, sondern erwäge das vorher ganz sauber. Das gilt natürlich nicht nur für dich speziell, wenn du es zum Beispiel nicht machen willst, sondern analog für jeden Interessierten, der dies hier liest.

Das ist so einfach, mein lieber Nick ! Die Verantwortung liegt im hier und jetzt. Kein Übervater, der das später wieder hinbiegt. Ich gebe aber zu, dass der Glaube Trost zu spenden vermag, indem er den Gläubigen Gerechtigkeit verspricht, Gerechtigkeit in einem absoluten Sinn. Das ist ohne Zweifel eine tröstliche Vorstellung.

Das Leben ist endlich. Für jeden, ohne Ausnahme. Das ist doch gerecht, oder etwa nicht ? Wovor fürchtest du dich, mein Sohn ? Vor der Hölle ? Vor dem Teufel ? Es gibt nichts, wovor du dich zu fürchten brauchst !

Einen schönen Gruss vom Scipio


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