Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Emanzipation auf Kosten unsrer Kinder?

Maesi, Thursday, 06.04.2006, 20:46 (vor 6809 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Re: Emanzipation auf Kosten unsrer Kinder? von Scipio Africanus am 04. April 2006 10:38:

Hallo Scipio

Wir alle müssen uns unserer Verantwortung wieder bewusst werden.
Ich bin für eine klare Rollenverteilung, in der die Mutter die Kindererziehung und der Vater die finanzielle Versorgung als Lebensaufgabe hat.

Nein danke. Diese klare Rollenverteilung funktioniert genau so lange, wie die Ehe oder Partnerschaft hält.

Soweit Zustimmung mit dem Zusatz, dass man sich, soweit moeglich, bemuehen sollte, dass eine Ehe/Partnerschaft haelt.

Nach der Trennung / Scheidung bleibt dem Mann nur noch die finanzielle Pflicht und das Recht, seine Kinder so etwa 2 - mal pro Monat zu sehen.

Diese Tatsache wurde hier schon haeufig diskutiert. Einerseits unterliegt man hier dem Sachzwang, dass die trennungswilligen Eltern nicht mehr zusammenleben wollen, was natuerlich unweigerlich auf die Lebensrealitaet ihrer Kinder Auswirkungen hat; auf den elterlichen Trennungswillen kann der Staat direkt kaum allzugrossen Einfluss nehmen. Andererseits werden durch die bestehende Praxis in der Familienrechtsprechung Kommunkationsverweigerung und eine kompromisslose Haltung der Eltern gefoerdert; hier koennte der Staat sehr wohl erheblichen Einfluss nehmen, indem er verweigernde Haltungen mit Strafen sanktioniert und miteinander kooperierende Eltern belohnt. Heutzutage haben kooperierende Eltern wenig zu gewinnen, kooperationsunwillige Eltern hingegen verlieren nicht nur nichts sondern gewinnen haeufig noch mit einer solchen Haltung.

Aus klassisch liberaler Sicht waere die Loesung relativ einfach: die Ex-Ehegatten muessen sich selbst ueber die Aufgabenteilung nach der Trennung/Scheidung einig werden, es besteht keinerlei gesetzlicher Anspruch auf Unterhaltszahlungen von wem auch immer, an wen auch immer. Hingegen sind beide Elternteile fuer die materielle Versorgung und die Erziehung der gemeinsamen Kinder verantwortlich, sofern sie diese Verantwortung nicht wahrnehmen wollen (oder koennen), sind sie unfaehig, Kinder aufzuziehen und diese werden ihnen dann eben weggenommen. Eine Alimentierung von Kindern und Alleinerziehenden ueber die Sozialhilfe, wie sie heute leider nur allzu haeufig vorkommt, ist natuerlich aus dieser Position heraus ebenfalls abzulehnen; jedenfalls, soweit sie lediglich als Folge elterlicher Uneinigkeit entsteht.

Ausserdem hat der Mann in diesem Versorgermodell keinerlei Rechtssicherheit. Als sozialer Vater kann er jederzeit entsorgt werden. Aber eigentlich sollte das doch mittlerweile bekannt sein. Ist das Rechtsungleichgewicht in der Ehe / Partnerschaft doch eines der drängendsten Probleme aus Männersicht.

Es besteht formal keine Rechtsungleichheit in der Ehe/Partnerschaft, ausser dass die Mama laut Grundgesetz den besonderen Schutz der Republik geniesst - was auch immer das heissen mag. Hingegen besteht eine Arbeitsteilung in den meisten Ehen/Partnerschaften. Auf Femideutsch nennt man das dann 'Rollenteilung' und 'Rollenmodelle'. Arbeitsteilung ist immer Mittel zum Zweck (meist zur Effektivitaets- und Effizienzsteigerung) und richtet sich idealerweise nach den gegebenen Umstaenden und Rahmenbedingungen. Die Familienpolitiker jeglichen Couleurs haben das aber laengst umgekehrt: die Arbeitsteilung wurde durch Umbenennung in 'Rollenteilung/Rollenmodell' zum Zweck erklaert und daraus kurzerhand das gesetzlich vorgeschriebene Standardmodell namens 'nacheheliche Unterhaltsverpflichtungen' generiert, in dem den Beteiligten ihre 'Rollen' per Dekreten und Rechtsprechung aufgezwungen werden. Offensichtlich sind sich die Progressiven und Konservativen darin einig, dass man den Rollenmodellen hilflos ausgeliefert zu sein hat; dass der Inhaber einer bestimmten Rolle also nicht selbstbestimmter Akteur ist sondern sozusagen einem vorgeschriebenen Drehbuch des Gesetzgebers zu folgen hat. Viele Konservative stehen ganz unverbluemt zu dieser Position, sind in dieser Beziehung also wenigstens ehrlich, was zumindest mir einen gewissen Respekt abnoetigt; waehrend demgegenueber die meisten Progressiven reichlich verlogen argumentieren, einerseits von 'aufgeweichten/geaenderten Rollenmodellen' quatschen, um in Tat und Wahrheit ebenso zu handeln, wie die von ihnen verachteten Konservativen.

Ich habs schon öfters dargelegt : Dieses Modell basiert auf der bürgerlichen Ehe. Die Ehe ist - das Wort sagt es schon - auf Dauer angelegt, und Scheidung eigentlich nicht vorgesehen. Bei bald 50%iger Scheidungsrate kann die Ehe nicht mehr das gesetzgeberische Leitbild sein. Dass dies trotzdem noch der Fall ist, hat zwei Gründe :
1. Der Staat will sich den männlichen Versorger erhalten.
2. Die raktionären FeministInnen ebenso.

Das Problem ist IMHO nicht so sehr, dass der Staat die materielle Versorgung der Familie an die erwachsenen Familienmitglieder delegiert bzw. innerhalb der formalen Ehe an die Ehegatten. Wer, wenn nicht die Erwachsenen innerhalb der Familie, sind fuer deren wirtschaftliches Ueberleben verantwortlich? Das Problem liegt vielmehr darin begruendet, dass der Staat in grossem Umfang, willkuerlich und selektiv in das fragile, familiale Gleichgewicht von Geben und Nehmen eingreift; dass er blind gegenueber jeglicher Gerechtigkeit Rechtsansprueche schuetzt, die durch unabgesprochene, einseitig vollzogene und dadurch noetigende Handlungen (unautorisierte Kindesmitnahme) entstanden sind. De facto handelt es sich bei der unautorisierten Kindesmitnahme um eine Geiselnahme, durch die bestimmte Forderungen erhoben und mit Drohung eines moeglichen Schadens der Geiseln bei verweigerter Forderungserfuellung auch durchgesetzt werden koennen. Dabei fehlt den Geiselnehmern entweder jegliches Unrechtsbewusstsein, oder ein allfaelliges schlechtes Gewissen wird durch das hier zupass kommende 'Kind-gehoert-zur-Mutter-Argument' unterdrueckt. Jedoch: nur durch das fatale Herausreissen dieses einen Elements aus dem groesseren Zusammenhang eines konservativen Wertesystems pervertiert es zu dem, was wir heute erleben. Die Katastrophe liegt also in der Kombination zwischen einer vom weiteren konservativen Kontext willkuerlich abgetrennten Das-Kind-gehoert-zur-Mutter-Denke, einer hohen Scheidungsquote, massenhaften unautorisierten Kindesmitnahmen durch Muetter im Gefolge von Trennungen und einem (Un-)Rechtsstaat, der die daraus resultierenden 'Rechtsansprueche' im Namen des 'Wohles' der kindlichen Unterhaltsgeiseln auch noch anerkennt und schuetzt.

Ob die Menschen die der traditionellen Familie zugrundeliegenden konservativen Werte heute noch leben wollen, ist eine voellig andere Frage; und selbst jene, die das eigentlich wollen, scheitern haeufig an einer sozialen Wirklichkeit, in der solche Werte ganz einfach nicht mehr gelten. Jedoch den Wertkonservativen die Schuld an einer gesellschaftlichen Situation unterstellen zu wollen, indem man ihnen zur Last legt, dass einige Ueberreste eines ganzen Systems einstiger, damals fein austarierter Wertvorstellungen in der sozialen Wirklichkeit ueberlebt haben, ist nicht bloss scheinheilig sondern obendrein auch noch reichlich unverschaemt. Denn dass nur noch diese Ueberreste bestehen, ist ganz gewiss nicht die Schuld der Wertkonservativen sondern zumeist exakt jener, die offensichtlich nicht in der Lage waren ein moderneres, ebenso taugliches und punkto Gerechtigkeit aehnlich gut austariertes System zu installieren und nun selbstgerecht als Beschuldiger der Wertkonservativen auftreten, um damit von ihrer eigenen Unfaehigkeit abzulenken.

Es gibt kein zurück. Es geht vorwärts.

Das war schon immer so. Auch wenn man sich manchmal um 180° dreht und dann vorwaerts laeuft oder sich im Kreis laufend permanent vorwaerts bewegt...

Gruss

Maesi


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