Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Warum man von mir nichts zu befürchten hat

Chato, Sunday, 27.05.2007, 02:06 (vor 6401 Tagen) @ gast42

Um weiter Vilar zu zitieren hat der Linksfeminismus den Fehler gemacht,
die Frau allein als Verbündete zu sehen und den Mann allein als Gegner.
Dabei zieht sich die Trennlinie zwischen den Frauen und zwischen den
Männern. Ich bin nicht bereit, diesen Fehler als Maskulist zu wiederholen.


Da es hier ja Mode zu sein scheint, sich mal grundsaetzlich zu positionieren:
Ich kann dem Absatz und seinem Fazit nur zustimmen.

Genau deshalb kann ich Chatos/Nicks Positionen oder auch denen von
Max (wenn auch immer sehr schoen zu lesen) letztlich nicht zustimmen.

Chato kritiert in einem anderen Posting, dass nun "alle nur noch an sich
selbst denken". Sorry Chato, aber seine eigenen Interessen zu vertreten ist
zunaechst mal einfach nur legitim. Und wenn eine Gesellschaft Menschen
in Gruppen einteilt (zum Beispiel Maenner und Frauen) und diese dann
gezielt ungleich behandelt (und zwar mit einer Systematik, die immer der
einen Gruppe mehr Rechte und Foerderung, der anderen mehr Pflichten
auferlegt), dann gilt das nicht nur fuer den Einzelnen, sondern auch
fuer den Einzelnen als Teil einer solcherart gesellschaftlich definierten
Gruppe.

Sogar dann, wenn man diese Kollektivistenscheisse fuer den Grundfehler
schlechthin haelt (ich tue das) muss man nunmal die heutige Situation
anerkennen und damit entsprechend umgehen.

Ich erkenne die heutige Situation nicht an, sondern ich nehme sie zur Kenntnis. Zur heutigen Situation gehört, daß man meint, sich positiv auf sie beziehen zu müssen und nennt das persönliche Freiheit. Auch das nehme ich zur Kenntnis, teile aber mit, daß ich genau hier den Grund für letzte Unfreiheit erkenne. Ich erwarte freilich nicht mehr, daß man das zur Kenntnis nimmt. Die Debatten, die hier immer fiebriger geführt werden, wie aus der heutigen eine "bessere Welt" werden sollte, bekommen für mich irgendwe etwas immer surrealer Werdendes... :-)

Ich beteilige mich ja längst nicht mehr daran. Wer aufmerksam ist, kann das leicht feststellen. Es gibt m.E. nämlich keine politische Lösung für das zerrüttete Geschlechterverhältnis mehr. Es wird einfach nicht begriffen, daß es die Folge einer langen und komplexen Entwicklung zum Schlechten hin ist, die nicht bloß in dieser Zerrüttung zwischen Mann und Weib besteht, sondern in einer viel tiefergehenden, für die das hier im Mittelpunkt stehende Spezial-Desaster zwar "nur" ein Symptom unter vielen ist, aber eben auch zugleich dasjenige, das evident zum Ende des Gesamtelends führen muß durch schieres Beenden der Lebensfähigkeit.

Deshalb war es richtig, hier gezielt einen Hebel anzusetzen. Ich sehe aber keine Alternative und keine Auswege mehr, schon gar nicht solche, die auf irgendwelchen gemeinsam geteilten Normen beruhen würden. Die bräuchte es aber. Man hat jedoch alle Normen abgeschafft. Und nun sind sie eben weg. Das Furchtbarste, was jetzt überhaupt passieren kann (und wird!), ist das Durchsetzen völlig kollektivistischer Normen für alle, die sich nicht am Menschen orientieren, sondern an seiner Verwertbarkeit. Waldi sitzt angeleint vor'm Super-Markt und wartet auf seine Befreiung. Aber die Befreiung wird über ihn kommen in Gestalt von "Onkel Abdecker", der Chappi aus ihm macht. Soll ja nichts umkommen, heißt es...

Das kann man sich zwar anders wünschen (ich tue das natürlich), aber Einfluß auf das weitere Geschehen haben solche Wünsche nun erst mal nicht mehr. Schon deshalb ist das für mich keine politische Frage. Politische Lösungen von mir zu fordern hat für mich eine gewisse Ähnlichkeit damit, etwa einen Priester im Dachauer KZ danach zu fragen, wie seiner Meinung nach die Wehrmacht den Krieg zu führen hätte, damit sie ihn doch noch irgendwie gewinnt. Die einzig mögliche Antwort darauf ist Schweigen. Denn der Krieg hätte natürlich erst gar nicht begonnen werden dürfen, weil er erstens in sich Unrecht ist, zweitens unter keinen Umständen gewonnen werden kann, ganz egal, wie er noch geführt wird und drittens sowieso nicht gewonnen werden darf, weil dadurch das ihm zugrundeliegende und innewohnende Unrecht schlechthin siegen würde. Schweigen also, weil die Frage kollektiv und politisch vollkommen unlösbar ist.

Nur auf solchem Hintergrund sind meine Äußerungen zum Thema zu verstehen. Ich mache grundsätzlich keine Vorschläge, was "man" jetzt machen "sollte" in dem Sinn, daß etwa der Staat sich was Besseres ausdenken sollte, weil für mich feststeht, daß, egal, was sich irgend jemand jetzt noch "für alle" ausdenkt, es je und je nur noch viel größerer Mist sein wird. Ich rede auch nicht davon, daß sich nun etwa "alle" hier einen Ausweg in einer Ehe mit einer guten und seelisch gesunden Frau suchen sollten, um mit ihr zusammen gegen den zerstörerischen Geist der Zeit ein privates, nur von den beiden selbst bestimmtes Leben zu führen. Das ist zwar eine Option und wird immer eine sein. Aber nur für eine immer kleiner werdende Minderheit - nicht bloß, weil solche Weiber natürlich selten geworden sind, mit denen das geht, sondern auch die entsprechenden Männer.

Die psychosoziale Reife dafür geht immer mehr Menschen einfach ab. In diesem Forum wäre das zum Beispiel garantiert die Minderheit. Außerdem sind die vielfältigen Anstrengungen von staatlicher Seite, solche privaten Auswege ausdrücklich zu unterbinden und auf vielfältigen Wegen so effektiv wie nur möglich zu sabotieren und für die nächste Generation um jeden Preis unmöglich zu machen, einer der kollektivistischen Pfeiler von Gesellschaftspolitik in jedem gottlosen, westlichen Land. Und das wird nun alles immer weiter und weiter noch dramatisch zunehmen. Immer mehr Männer willigen ja begeistert ein: "Selbstverwirklichung" lockt... :-((

Orwells Dystopie "1984" ist keine Phantasie mehr, sondern steht nun auf der politischen Agenda und wird durchgezogen werden. Warum? Weil das Wissen darum, was eigentlich gut und richtig ist, für die meisten einfach futsch ist. Wen interessiert es denn noch, außer höchsten theoretisch und akademisch als eine Frage des Denkens. Das gedachte Gute ist aber nun mal nicht gut.

Die Früchte der Vernichtungs- und Verblödungswellen und ihrer zugrundeliegenden Befreiungsillusionen werden jetzt geerntet. Es ist folgerichtig. Woher soll Gutes kommen, wenn jahrzehntelang über die Idee des Guten nur noch Witze gerissen wurden und eine immer größere Mehrheit über diese Witze lauthals mitlacht? Das ist eine ganz ernsthafte und ernstgemeinte Frage, auch wenn mir bewußt ist, daß die Mehrheit hier sie gar nicht versteht. Woher soll Gutes kommen? Woher? Hat jemand einen greifbaren und realistischen Vorschlag zu machen? Eben. Und das kommt jetzt halt genau so, wie es nun anrollt, weil die Voraussetzungen dafür zu lange und zu arrogant hingenommen und bejubelt wurden. Wie sollte es denn sonst ausgehen?

Ich habe oft und gründlich genug dargelegt, wie ich das alles sehe und wie ich dazu stehe. Es ist eine Fehlinterpretation anzunehmen, ich bildete eine "Fraktion" mit Leuten, die sich konkrete Gedanken darüber machen, wie "man" diese Gesellschaft (sei es auch im konservativen Sinne) umgestalten "sollte". Es geht sowieso nicht mehr. Und was nicht geht, ist sinnlos. Was geht, ist eine schonungslose Analyse dessen, was ist, und (für mich) eine Fundamentalverweigerung gegenüber allen Utopien, die sich jetzt etwa noch einer auszudenken versucht, egal welcher Provenienz. Dafür ist die Lage viel zu gründlich verfahren und selbsternannte Protagonisten viel zu tief in Täuschung, Betrug und Selbstbetrug verwickelt (halten sich selbst aber gleichwohl für die Quelle von Gutem :-)). Es ist ganz und gar hoffnungslos geworden, weil man dem, der Hoffnung bringt, nicht glaubt. Aber ja, auch der Unglaube ist Freiheit, auch für die, die sich in Täuschung befinden, was "Freiheit" eigentlich für eine allgewaltige Bedeutung hat und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, gilt sie. Fragen indes, für die sich immer weniger Menschen interessieren. Die Konsequenzen treten trotzdem ein und müssen es auch - genau dieser Freiheit wegen.

Wofür ich politisch zu haben wäre, sind gezielte, taktische Rückzugsgefechte, um Inseln der geistigen Freiheit gegen den Feind zu halten, solange es geht, sich auf diese Inseln zurückzuziehen und von dort aus dem Desaster den Spiegel hinzuhalten, damit es darin seine Fratze erblicken möge. Es gibt noch immer ein paar wenige Menschen, die sich darüber derart erschrecken, daß sie sich zu einer wirklichen Umkehr entschließen. Aber das ist eine schwindende Minderheit. Ich mache mir da keine Illusionen. Mehr als "Zeigen" ist von mir demnach auf jeden Fall nicht zu befürchten. Und weil das keiner verhindern kann, mache ich es eben, solange ich die Luft dieses einst so schönen Planeten schnaufe. Besonders lange ist's ja, Gott sei Dank, nicht mehr... :-)

Also, Gast42, es muß sich hier wirklich keiner Sorgen machen, daß ich ihm persönlich auch nur von Ferne die dezentesten Vorschläge machen würde, wie er sein Leben führen "soll". Noch viel ferner liegt mir natürlich der Gedanke, den Staat darum zu bitten! Was ich versuche, ist die Fundamentalanalyse einer apokalyptischen Katastrophe, die sich zwar vor aller Augen, aber im Bewußtsein lediglich einer kleinen Minderheit vollzieht. Schon deshalb bilde ich hier keine "Fraktion" mit irgendwem - weil ich einfach keine konstruktiven Vorschläge zu machen habe. Es gibt keine mehr, wie ich erkannt habe. Und was es nicht gibt, braucht einen hernach nicht mehr zu bekümmern. Man kann mit mir also gar nichts anfangen! Wer hier "die Gesellschaft verbessern" zu müssen meint, den beobachte ich still und aufmerksam und sag auch manchmal was dazu, aber Tips habe ich keine auf Lager, die ich noch geben könnte oder wollte. Ich könnte immer nur erläutern, warum es nicht funktionieren wird. Vollkommene Um- und Abkehr, ja, das würde drastisch helfen. Aber wer macht das schon?

Das Leben funktioniert nicht deshalb nicht mehr, weil das "richtige System" noch nicht entdeckt worden ist, mit dem es geht, sondern weil eben an ausgedachten Systemen gebastelt wird, wie es zu funktionieren hätte. Das Leben funktioniert aber, weil es das Leben selbst ist. Wenn es nicht mehr funktioniert, dann deshalb, weil es nicht mehr lebt. Warum lebt es nicht mehr? Weil es gedacht wird. Ausgedacht! Ausgedachtes Leben ist kein Leben, sondern seine pure Negation. Ausgedachtes Leben ist Ideologie. Ideologie unterwirft sich den Menschen - und niemals umgekehrt. Deshalb ist Leben als solches mit Ideologie prinzipiell unvereinbar, egal mit welcher Ideologe. Und deshalb endet das Leben jetzt für so viele.

Ich kann nur sagen: "Dann schafft euch mal alle eine Schöne Neue Welt!" An den Planspiele dafür beteilige ich mich nicht, keine Sorge.

Nick


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