Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Transzendenz und Orakel von Delphi

Mus Lim, Tuesday, 23.06.2009, 07:23 (vor 5392 Tagen) @ Chato

Vielen Dank für das Einstellen dieser Mitschriften, Mus Lim. Hätte ich es
getan, wäre es wohl wieder nur von den Wenigsten registriert worden. Und
Lesen ist ja sowieso anstrendend. Vielleicht verhilft es dazu, von mehr
Leuten wahrgenommen zu werden, wenn es von jemandem kommt, der es
ausdrücklich "nicht so mit dem Katholizismus hat"?

Nun, Frau Kuby hielt (zumindest in dem von mir gefunden Audio-Dokument) ihren Vortrag vor katholsichem Publikum. Einige Passagen dieser Rede sind halt diesem Publikum geschuldet. Vor einem anderen Publikum hätte sie diese Stellen sicherlich etwas anders gestaltet. Man kann also darüber hinweglesen, was die Autorin zum Thema Genderismus zu sagen hat.

Es geht bei dem Thema ja zentral um die Familie, und so unterschiedlich die Religionen im Detail sind, so ähnlich werden sie, wenn es um das Thema Familie geht. Ich denke daher, dass dieser Vortrag in ähnlicher Form auch von einem Juden, Muslim oder Hindu gehalten werden könnte.

Die Sachen sind es nämlich wahrlich wert, aufmerksam
gelesen zu werden.

Eben!

Leider ist der Zugang zum Verständnis der Bedeutung transzendenter
Argumente hoffnungslos verschüttet - beklagenswerte Folge der äußerst
aggressiven, jahrzehnte- nein: jahrhundertelang betriebenen antireligiösen
Dauerpropaganda in Europa, die den Horizont der heutigen Zeitgenossen
inzwischen extrem verengt hat.

Ich denke, dass die Menschen sich von den Tieren hauptsächlich durch die Sprachfähigkeit und Religionsfährigkeit unterscheiden. Geben wir die Religion auf, geben wir einen wesentlichen Bestandteil des Menschseins auf.

Das Argument mit den grausamen Religionen lasse ich übrigens nicht gelten, denn es gab immer den Ruf "Tötet ihn/sie!", wir müssten mit demselben Argument also ebenso die Sprache abschaffen, was natürlich niemand ernsthaft fordert. Allerdings wird damit auch eines der populären Argumente gegen die Religion hinfällig, denkt man das Argument nur konsequent zu Ende.

Tatsächlich ist transzendentales Denken nur eine Spezialform von abstraktem Denken. Seit der Mensch die abstrakten Begriffe gestern und morgen gebildet hatte, konnte er über Geburt und Tod nachdenken, danach war der Weg zur Transzendenz nicht mehr weit.

Und: Ohne abstraktes Denken gäbe es die Mathematik nicht, hätte Einstein die Relativitätstheorie nicht formulieren können und auch gäbe es keine Computer und Internet. Selbst SecondLife ist eine Art von Transzendenz. Meist sagt man heute virtuell dazu, man erfindet neue Schläuche (Begriffe) für alten Wein.

Man kann alles bloß noch "politisch" denken,
inzwischen sogar sich selbst!

Jeder Mensch ist "religionsfähig", d.h. er hat die Fähigkeit darüber nachzusinnen, woher er kommt und wohin er geht und sich auf die Suche eines Sinnzusammenhangs seiner Selbst zu begeben. Und der Mensch fragt auch. Der Boom des esotherischen Marktes bezeugt es ja.

Auch tragen ja politische Überzeugungen oftmals religiöse Züge. Dazu kommen religionsähnliche Strömungen wie Feminismus und Kommunismus, die ähnlich wie Religionen dogmatisch daherkommen und Sinnzusammenhänge herzustellen versuchen.
Auch die Wirtschaft ist nicht frei von pseudoreligiösen Zügen, nehmen Sie den Glauben an das Geld, die Börse als Tempel und die orakelnden Wirtschaftsweise als modernes Orakel von Delphi.

Man versteht aus demselben Grund auch nicht mehr, warum jedes
gewaltsame Durchsetzen von Werten immer gegen den Menschen gerichtet
ist …

Wenn man so will, sind die Werte des Genderismus genauso willkürlich wie die vom Christentum, Judentum oder Islam. Einziger Unterschied: Zwischen Christentum, Judentum und Islam kann ich konvertieren. Die Werte des Genderismus soll mit Gesetzeskraft durchgesetzt werden.
Man könnte böse formulieren, Genderismus soll als Zwangsreligion eingeführt werden.

Gerade aber im Urpriaten, der Familie, muss der Mensch "nach seiner Façon seelig werden" dürfen. Da hat sich der Staat rauszuhalten.

Ob ich meine Ehe islamisch, jüdisch, christlich, freimauerisch oder atheistisch führen will, geht nur mich und meiner Frau etwas an.


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