Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Diskriminierung von Frauen

Gina, Sunday, 08.07.2001, 14:14 (vor 8331 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Diskriminierung von Frauen von Jörg am 08. Juli 2001 00:18:23:

Hallo Jörg,

Habe mal irgendwo gelesen: Die Geburtenraten sind dort am niedrigsten, wo
die Emanzipation der Frau am weitesten fortgeschritten ist. Sollte einem
das nicht zu denken geben?
Wann kommt der Zeitpunkt, an dem Frauen verlangen, für die Zeit der
Schwangerschaft (die für mich nicht eine Pflicht, sondern ein Privileg
darstellt) auch noch fürstlich entschädigt zu werden? Ich finde es falsch,
den Lebenserfolg lediglich in Form von Geld und Karriere zu messen.

Ich finde es auch falsch, den Lebenserfolg in Form von Geld und Karriere zu messen. Andererseits ist auch nicht korrekt, einer Gruppe von Menschen aufgrund ihrer biologischen Fähigkeiten von Geld und Karriere auszuschließen. Einerseits wird von Frauen heutzutage verlangt, daß sie selbst für ihren Lebensunterhalt aufzukommen haben, andererseits ist es, wie gezeigt, aus verschiedenen Gründen nicht so einfach.
Viele Frauen stecken in dem Dilemma, sich entweder für Kinder zu entscheiden, und dabei eine (zumindest temporäre) finanzielle Abhängigkeit in Kauf nehmen zu müssen, oder aber ganz auf Kinder verzichten zu müssen.
Zu denken geben sollte es tatsächlich, daß gerade emanzipierte Frauen sich immer häufiger gegen Kinder entscheiden (müsssen), da sie nämlich diejenigen sind, die sich am ehesten in der Rolle der finanziell abhängigen Hausfrau nicht wohlfühlen.
Die sehr schwer zu handhabende Doppelbelastung durch Kind und Beruf ist nicht nur eine Masche, sondern eine Tatsache, der man sich stellen muß. Die Belastung entsteht dabei nicht durch die Kinder oder den Job an sich, sondern durch eine Reihe von organisatorischen Problemen, denn beides verlangt eigentlich einen 100%igen Einsatz. Wer für seinen Lebensunterhalt selbst aufzukommen hat, schafft dies in der Regel nicht durch einen Teilzeitjob. Und auch Kinder großzuziehen ist keine Nebenbeschäftigung. Da gehört mehr dazu, als nur Essen und Kleidung zur Verfügung zu stellen.
Die Anforderungen, die heutzutage an Frauen gestellt werden, sind kaum erfüllbar. Eine Frau, die auf Kinder verzichtet, um "Karriere" zu machen, gilt als vertrocknete Egoistin (so würde ich dein Statement auffassen). Eine Frau, die Kinder bekommt und auf Beruf verzichtet, liegt als Schmarotzer jemandem auf der Tasche. Eine Frau, die Kind und Beruf zu vereinbaren versucht, gilt als Rabenmutter. Ist nicht leicht, aus diesen Rollenzuweisungen zu wählen :-(
Es gibt momentan für Frauen keine Nische, in der sie sozial anerkannt agieren können.
Was mich besonders stört ist, daß die Doppelbelstung einseitig den Frauen zugeschoben wird von Seiten der Gesellschaft. Wenn eine Frau arbeiten gehen will/muß, dann hat sie allein dafür zu sorgen, daß die Kinderbetreuung gesichert ist. Ein Mann macht sich in der Regel keine Gedanken darüber, wie er seinen Beruf mit den Ferienzeiten oder Kinderkrankheiten in Einklang bringen soll. Er wird auch bei Vorstellungsgesprächen nicht danach gefragt, wie es bei Müttern sehr oft der Fall ist.
Männer werden auch nicht "verdächtigt", im Falle einer Vaterschaft für den Betrieb auszufallen, obwohl für sie genauso die Möglichkeit besteht, den Erziehungsurlaub in Anspruch zu nehmen, oder im Krankheitsfall der Kinder zu Hause zu bleiben.


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