Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Wieder mal das Thema Abtreibung

Magnus, Thursday, 09.03.2006, 02:01 (vor 6771 Tagen) @ Isegrim

Als Antwort auf: Re: Wieder mal das Thema Abtreibung von Isegrim am 08. März 2006 23:16:

Was ich mit stärkerer Machtposition der Frau gemeint habe, sollte eigentlich eindeutig sein:
[quote]Der Mann muß sich bei der Verhütung mehr oder weniger auf die Frau verlassen, das einzige Verhütungsmittel für den Mann (von der Sterilisation abgesehen) ist das Kondom, und nur von zweifelhafter Sicherheit.
[/quote]

Das ist kein Machtgefälle, sondern naturgegeben, mit dem sich der Mann nunmal abfinden muss. Jeder Mann sollte insofern verantwortungsvoll handeln können, dass er eben nicht ein Kind zeugt, wenn er es nicht will.

Sollte es zu einer Schwangerschaft kommen, hat der Mann keine Handlungsoptionen mehr, die Frau jedoch kann abtreiben, oder nach der Geburt das Kind per Babyklappe loswerden, oder es zur Adoption freigeben, da die Frau bei unverheirateten Paaren automatisch das Sorgerecht bekommt. Sie kann sich auch entscheiden, das Kind zu behalten, und vom Erzeuger Unterhalt zu beziehen.

Genau das ist der Springende Punkt und auch das Problem, was gelöst werden muss. Hier wurde eine Vormachtstellung der Frau über Menschliches Leben geschaffen, was in keiner Weise rechtsstaatlich hinnehmbar wäre. Das Schicksal des Kindes liegt ausschließlich in Frauenhand. Hier geht es nicht um das Recht auf Leben, sondern auch auf das Recht des Kindes auf Umgang mit beiden Elternteilen, somit auch dem Vater. Dass die Frau hier - dank Justiz und zweifelhafter Rechtssprechung und Gesetzgeben - quasi freie Hand hat, ist ein undemokratische Skandal, der meiner Meinung nach auch mit Gewalt bekämpft werden darf, da offenbar eine andere Konfliktlösung hier nicht möglich ist.

Geht es denjenigen, die hier gegen die Abtreibung sprechen eigentlich darum, dieses Machtgefälle zum Teil auszugleichen, oder geht es ihnen tatsächlich um das ungeborene Leben? Wenn es tatsächlich um das Leben geht, so müßte man folgerichtig die Spirale usw. (siehe oben. Im übrigen ist es sehr schlechter Stil anderen Unwissenheit zu unterstellen, aber wie Du als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Stammzellenforschung sicherlich weißt, werden embryonalen Stammzellen viel weitergehende Möglichkeiten unterstellt, als dies bei adulten Stammzellen der Fall ist, weshalb diese Forschung mit importierten Zellen auch hierzulande erlaubt ist) verbieten: wenn Du dieser Meinung bist, so ist Deine Position wenigstens konsistent – ich hingegen bin anderer Ansicht.

Durchaus bieten embryonale Stammzellen aufgrund ihrer Omnipotenz weitaus mehr Möglichkeiten als adulte Stammzellen. Hier geht es aber nicht nur um eine Güterabwegung sondern um zwei wesentliche Punkte.
1. Die embryonale Stammzellenforschung bietet nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Ein Risiko ist z.B. dass der Mensch generell als ein Verbrauchsmatierial angesehen wird, und bei der Embryonalen Stammzellforschungen dann auch weitgehendere Forschung betrieben wird, als z.B. es jetzt erlaubt ist, wie z.B. Veränderungen an der Keimbahn vorzunehmen. Veränderungen an der Keimbahn können darüber hinaus eventuell neue Krankheitsbilder erzeugen, die erst Jahrzehnte später oder erst in zweiter Generation plötzlich auftreten. Die Kombinationsmöglichkeiten und Wechselwirkungen von Genen sind zur Zeit noch völlig unklar und überhaupt nicht vorhersehbar.
2. Ist es ethisch nicht unbedenklich, Forschung auf kosten Leben andere zu vollziehen. Biologisch betrachtet wird bei der Erzeugung embryonaler Stammzellen Leben geschaffen, welches von vornherein zum Tode und zum Verbrauch bestimmt wird.

Meiner Meinung nach hat nämlich ein Haufen menschlicher Zellen, der unter optimalen Umständen vielleicht die Chance hätte sich zu einem Menschen zu entwickeln, nicht dieselbe Schutzwürdigkeit wie ein Mensch – deshalb ist der Mordvergleich meiner Ansicht nach nicht zulässig.

Es ist immer einfach mit Begriffen um sich zu werfen ohne sie Definiern zu müssen. Du bist z.B. auch nur ein Zellhaufen. Und was ein Mensch ist, hast du auch nicht definiert und vermutlich verwechselst du hier den Begriff Mensch mit dem Begriff Person. Ein im Koma liegender Patient hat auch nur unter optimalen Umständen vielleicht die Chance wieder zu erwachen, dennoch ist er ein Mensch (eine Person im biologischen Sinne jedenfalls nicht mehr) - und ein Haufen Zellen noch dazu. In den USA hat man ja die eine Frau im Koma verdursten lassen, ein paar Wochen später ist jedoch ein Mann im ähnlichen Zustand aus einem jahrelangen Koma nun doch wieder erwacht. Ersteres war somit eiskalter Mord. Es ist nunmal definitiv FAKT dass eine Schwangere in der Regel ein Kind zur Welt bringen wird, wenn sie nicht abtreibt. Folglich ist es Mord, wenn sie eine Abtreibung hat doch durchführen lassen, denn der Mensch ist ja dann nicht da, obwohl er es eigentlich wäre. Allein das Potential, dass ein Mensch entstehen könnte, verbietet die Beseitigung des ungeborenen.

Ähnlich ist es auch mit der Todesstrafe, die natürlich nicht nur aufgrund der Tatsache, dass auch ein Mörder ein Recht auf Leben besitzt abzulehnen ist, sondern auch aufgrund des Potentials und der Möglichkeit einen Unschuldigen hinzurichten. Das Vergessen die Befürworter der Todesstrafe ja immer wieder, denn Verantwortung für die Ermordung eines fälschlicher Weise verurteilten Unschuldigen wollen sie NICHT übernehmen.

Auch verstehe ich durchaus, wenn eine Frau (oder ein Paar) beschließt, ein schwer behindertes Kind abzutreiben.

Ich nicht. Ganz zu schweigen davon, dass dadurch eben den heute lebenden behinderten Menschen gesagt wird: du bist minderwertig. Oder: "Ich hätte dich abgetrieben, wenn ich deine Mutter gewesen wäre..." Und da spricht man großartig immer von "Diskriminierung". Die Abtreibung von behinderten Kindern ist sowieso eine ethische Verwahrlosung sondersgleichen. Da braucht man nicht immer mit Empörung auf Hitlerdeutschland zu zeigen, wo behinderte Menschen beseitigt wurden, das macht man ja hier im Freisten Staat auf Deutschem Boden nun vorgeburtlich - und gleichzeit erlaubt man noch die Vernichtung Millionen gesunder Kinder. Das ist Holocaust pur, auch wenn Paul Spiegel und andere sich über diesen Vergleich wieder so künstlich aufregen würden, aber der Vergleich ist passend.

Um das oben genannte Ungleichgewicht zu beseitigen, wäre es meiner Meinung nach das Beste das Unterhaltsrecht zu reformieren – der Mann ist unterhaltspflichtig genau dann, wenn er auch das Sorgerecht erhält; Umgangsregeln müssen eingehalten werden, sonst verspielt die jeweilige Person Unterhaltsanspruch oder sogar das Sorgerecht.

Es geht hier nicht um ein Ungleichgewicht, sondern bei der Abtreibungsdiskussion ausschließlich darum, dafür sorge zu tragen, dass Menschen, die schon existieren, auch geboren werden. Was natürlich das Sorgerecht und ähnliches angeht (anderes Thema), muss hier umgehend die gesetzliche Gleichberechtigung geschaffen werden, d.h. z.B. die Anerkennung der Vaterschaft umschließt auch automatisch das Sorgerecht.

Magnus


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