Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Staatliche Gehinrwäsche

Garfield, Monday, 03.04.2006, 17:38 (vor 6812 Tagen) @ Klausz

Als Antwort auf: Staatliche Gehinrwäsche von Klausz am 03. April 2006 12:18:

Hallo Klaus!

Zwangskollektivismus? Wie meinen Sie das denn?

Die Kindergärten hatten in der DDR vor allem den Zweck, Eltern die Möglichkeit zu geben, voll berufstätig zu sein. Viele Mütter arbeiteten in der DDR auch zumindest auf Teilzeit, weil man sich von einem Gehalt kaum Luxusgüter leisten konnte. Die kostenlosen Kindergärten gehörten in der DDR zur sogenannten "zweiten Lohntüte", genau wie auch die staatlich subventionierten Lebensmittel, Mieten, Strom- und Wassergebühren usw. Übrigens gab es in der DDR keinen Kindergarten-Zwang (was manche Menschen im Westen tatsächlich glauben).

Ich kann mich noch erinnern, daß wir im Kindergarten zuweilen mal ein Lied über die Nationale Volksarmee singen mußten. Ansonsten gab es keine politische Beeinflussung, und die Kindergärtnerinnen waren ja auch keine geschulten Ideologinnen, sondern oft Frauen ohne oder mit niedriger beruflicher Qualifikation, für die das nur ein bequemer Job war.

Und selbst dieses Lied über die Volksarmee hat weder mich noch andere Kinder irgendwie spürbar beeinflusst. Später, in der Schulzeit, versuchte man schon mehr, die Kinder zu indoktrinieren. Im Kindergarten aber kaum. Und in der Kinderkrippe schon gar nicht. Oder stellen Sie sich das so vor, daß da in einem Saal eine Reihe von Kinderbettchen stand und daß die Kleinstkinder über Lautsprecher ständig mit kommunistischen Kampfliedern berieselt wurden? :-) Daß so etwas sinnlos war, war selbst der verkalkten SED-Führung klar.

Das Problem besteht eben darin, daß man Kinder in den ersten Lebensjahren kaum politisch beeinflussen kann. Sie verstehen und verinnerlichen politische Zusammenhänge doch noch gar nicht.

"Menschen, die eine richtige glückliche Kindheit genossen hatten, würden später ohnehin widerhaarige Untertanen werden."

Eine glückliche Kindheit kann man auch im Kindergarten erleben. Ich hatte da jedenfalls eine, und ich habe noch nie etwas anderes gehört.

""Massendenken, einheitlich abgestempeltes approbiertes Denken tragen die Lehrer in den Schulen, tragen die Dozenten in den Universitäten vor. Zu solchem Massendenken erziehen sie. Und dadurch, schwerste Folge, senkt sich das Niveau des Denkens. ... Die Schablonisierung der Untertanen um den Beherrschern derselben ihre Herrschaft zu sichern".

W. Borgius, Die Schule - Frevel an der Jugend, 1930"

Sie lehnen dann also auch die öffentlichen Schulen ab? Da gibt es natürlich viel bessere Möglichkeiten, die Kinder politisch zu beeinflussen. Zum einen, weil sie dann schon im richtigen Alter dafür sind, zum anderen aber auch, weil man da von oben über die Lehrpläne die Inhalte des Unterrichts beeinflussen kann.

Aber: In früheren Zeiten, als es noch keine Schulpflicht gab, lernten viele Menschen noch nicht einmal Lesen und Schreiben! Das war auch durchaus von der Obrigkeit gewollt. Noch 1941, als Hitler das Unternehmen "Barbarossa" startete, plante er, der russischen Bevölkerung nach einem deutschen Sieg im Osten nur die allernötigste Bildung zuteil werden zu lassen. Die Russen sollten gerade mal soviel lernen, wie sie zu einem Leben als Dienstpersonal der deutschen Siedler und niedrig qualifizierte Arbeitskräfte für deutsche Unternehmen brauchen würden. Auf keinen Fall mehr. Das Vorenthalten von Bildung wurde und wird als Mittel zur Erhaltung der Herrschaft über die Ungebildeten betrachtet.

Was ist nun wohl das geringere Übel?

Freundliche Grüße
von Garfield


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