Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Schon Kleinkinder werden in den USA mit Psychopharmaka ruhig gestellt

Maesi, Thursday, 06.04.2006, 20:38 (vor 6606 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Schon Kleinkinder werden in den USA mit Psychopharmaka ruhig gestellt von Odin am 02. April 2006 23:05:56:

Hallo Odin

ich bin gegen Ganztagsunterbringung von Kindern, sei es in Kindergärten oder Schulen.

Wenn Du derlei Meldungen zum Anlaß nimmst, gegen Schulen und Kindergärten zu sein, ist dir auch nicht zu helfen
Hier steht von Kindergartenalter - nicht, das sie diese Medikamente im Kindergarten verabreicht bekommen!
Die Medikamente bekommen sie selbstverständlich zuhause!
Im Kindergarten oder in der Schule einem Kind gegen den Willen der Eltern und ohne Befund ein Medikament zu bekommen ist hierzulande und ebenso in den USA der beste Weg um ins Gefängnis zu wandern.
Nachdem nun dies geklärt ist und klar ist, dass die Medikamente bei den Eltern eingenommen werden bist du ja jetzt sicher ein glühender Anhänger von Ganztagsschulen und Kindergärten - gelle?

Mit Verlaub Odin, das ist jetzt schon etwas blauaeugig. Die Kindergaerten und Schulen spielen in den USA eine sehr wichtige und fatale Rolle bei der Verabreichung von Psychopharmaka (z.B. Ritalin) an die Kinder. Es sind Lehrer, die die Kinder zum Schulpsychologen schicken; der Schulpsychologe stellt 'Hyperaktivitaet' (ADSH) fest und legt den Eltern nahe, diese 'Hyperaktivitaet' medikamentoes behandeln zu lassen; das Rezept schreibt dann womoeglich noch der Schularzt aus. Welche Eltern verweigern schon die Medikamentenverabreichung an ihre Kinder, wenn Schulpsychologen und Aerzte im Verbund sowas empfehlen? Die muessen es als Fachpersonen ja schliesslich wissen. So laeuft es in den USA leider viel zu oft und es gibt Anzeichen, dass diese Welle auch auf Europa ueberschwappt. Desweiteren existiert dort inzwischen auch ein schwunghafter (natuerlich illegaler) Schwarzhandel mit Ritalin. Niemand bestreitet, dass es tatsaechlich Faelle gibt, in denen eine medikamentoese Behandlung angezeigt erscheint, aber die Zahl der permanent mit Medikamenten behandelten Kinder ist in den USA inzwischen derart hoch und steigt noch weiter an, dass laengst nicht mehr in allen Faellen von einer echten medizinischen Indikation ausgegangen werden kann.

In Tat und Wahrheit versucht man immer haeufiger soziale Probleme psychologisch und medizinisch zu behandeln, weil sich diese Probleme eben meist in psychischen und physischen Symptomen bei den Kindern aeussern. Allerdings ist das reine Symptombekaempfung, die tieferliegenden Ursachen greift man mit Medikamentenverschreibung nicht an. Auch in der Schweiz schicken Lehrer verhaltensauffaellige Schueler immer haeufiger zur 'psychologischen Abklaerung', wie es im paedagogischen Fachjargon heisst. Noch ist es mit der Medikamentenverschreibung hierzulande nicht so schlimm wie in den USA, aber die Basis dazu ist mit der zunehmenden Pathologisierung der Schueler bereits gelegt.

Auch ich bin fuer Blockzeiten in den Schulen, meinetwegen koennen die Schueler gegen ein entsprechendes Entgelt mittags auch verpflegt werden; in den USA ist das laengst die Norm, und damit bekommen dort nicht wenige Kinder wenigstens eine einzige richtige Mahlzeit pro Tag - angesichts zunehmender Verwahrlosung von Kindern durch die Eltern auch in Europa ein nicht mehr von der Hand zu weisender Nutzen. Aber die Forderungen reichen natuerlich wesentlich weiter. Viele Eltern scheinen zu hoffen, dass sie die unangenehmen Erziehungs- und Betreuungsaufgaben vollstaendig an oeffentliche Institutionen delegieren koennen und das - nota bene - gratis oder zu einem laecherlich geringen Preis. Und hier frage ich mich natuerlich schon, wozu diese Leute eigentlich noch Kinder in die Welt setzen, wenn sie sie nicht mehr erziehen wollen aber andererseits auch nicht bereit sind, einen adaequaten Preis fuer die Fremdbetreuung/-erziehung zu bezahlen.

Gruss

Maesi


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