Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Staatliche Gehinrwäsche

Garfield, Monday, 03.04.2006, 22:40 (vor 6812 Tagen) @ Klausz

Als Antwort auf: Re: Staatliche Gehinrwäsche von Klausz am 03. April 2006 17:15:

Hallo Klaus!

Sehen wir uns mal an, wie es vor der Schulpflicht aussah:

Da entschieden die Eltern, ob die Kinder eine Schule besuchen oder nicht. Wenn sie sich dafür entschieden, mußten sie das bezahlen. Die finanziellen Möglichkeiten der Eltern waren oft begrenzt, außerdem mußten vor allem auf dem Land die Kinder auch schon früh mitarbeiten. Entsprechend fiel die Entscheidung der Eltern dann oft gegen einen Schulbesuch aus. Sie konnten ihren Kindern häufig auch das Lesen und Schreiben nicht beibringen, weil sie es selbst nicht konnten.

So gab es immer eine große Zahl von Analphabeten unter der Bevölkerung. Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein waren Bücher nur etwas für die höheren Kreise, wo das Bildungsniveau höher war.

Was glauben Sie wohl, würde geschehen, wenn man die Schulpflicht jetzt abschaffen würde? Sicher, manche Eltern würden ihre Kinder dann selbst unterrichten. Und das würde sicher zuweilen auch prima funktionieren. Wie würde das aber bei den Eltern laufen, die dazu keine Zeit haben, weil sie damit beschäftigt sind, genügend Geld zum Leben zu verdienen? Oder gar bei den Eltern, die keine Lust haben, sich zuviel mit ihren Kindern zu beschäftigen?

Der Anteil der Analphabeten würde sich schnell wieder erhöhen. Jetzt schon beklagen sich Unternehmen über das schlechte Bildungsniveau der Azubis - das würde ohne Schulpflicht noch weitaus schlimmer aussehen. Für ein Land, in dem es zunehmend nur noch sichere Jobs in Bereichen mit höherem Qualifikationsniveau gibt, ist so etwas fatal.

"Das ist auch gar nicht nötig. Da der Mensch zum Großteil durch das Unterbewußtsein gesteuert wird, reicht es, ihn unterschwellig zu "bearbeiten". Das ist am wirksamsten in jungen Jahren."

Ich stelle mir das gerade praktisch bei den Dumpfbacken vor, die ich damals teilweise als Kindergärtnerinnen erlebt habe... Glauben Sie mir - die hätten niemanden geistig bearbeiten können, und schon gar nicht unterschwellig. :-) Eine von denen kam wahrscheinlich schon bei den ersten Rechen-Übungen mit uns Kindern an die Grenzen ihrer geistigen Möglichkeiten. Solch eine Gehirnwäsche an Kindern ist flächendeckend nicht möglich.

"Schauen Sie sich die Biografie von Erfindern an - die litten furchtbar unter der Zwangskollektivierung."

Wer denn z.B.?

"Die Schulpflicht hat keinen anderen Sinn, als sich willige Untertanen heranzuziehen. Um Menschen wirkdsam lenken zu können, müssen dies alle anch dem gleichen dEnkschema funktionieren. Deshalb wird den Kindern in der Schule eine unnatürliche denkweise eingeimpft."

Das klappt aber auch nicht so einfach. Es hat ja nicht jeder Mensch von Natur aus dieselbe Denkweise. Auf mich beispielsweise hat in der DDR die penetrante Werbung für die Nationale Volksarmee immer extrem abschreckend gewirkt. Ich habe eigentlich durchaus einen Hang zum Militär. Wenn man nicht überall stets und ständig soviel Werbung für die NVA gemacht hätte (die Lehrer hatten da Quoten zu erfüllen und versuchten entsprechend, Jungen dazu zu drängen, sich für einen längeren Dienst in der NVA zu verpflichten - das begann schon in der 1. Klasse), dann wäre ich vielleicht wirklich zur NVA gegangen. Aber wenn ich merke, daß man mich unbedingt zu etwas drängen will, dann blockiert bei mir alles. So war das dann eben auch.

Und dann sind die Kinder ja nicht ständig in der Schule, sondern sehen immer wieder auch das Leben außerhalb. Wenn das mit der Propaganda nicht übereinstimmt, fällt ihnen das auf. So hatte die Propaganda in der DDR-Schule letztendlich keine Chance. Bei Klassenarbeiten in Staatsbürgerkunde hat jeder brav geschrieben, was von ihm erwartet wurde, wußte aber ganz genau, daß das Unsinn ist. Die Lehrer wußten das ebenso, und sie wußten, daß die Schüler es wissen. So sah das in der Praxis aus.

Im Endeffekt war es sogar so, daß vor allem die Menschen im Südosten der DDR - im sogenannten "Tal der Ahnungslosen", wo man meist kein West-Fernsehen empfing - die Nachrichten über Arbeitslose in der Bundesrepublik für SED-Propaganda hielten. Das brachte Kohl dann 1990 sehr viele Stimmen in dieser Gegend ein.

"Wegen dem bischen nützlichem Wissen und lesen und schreiben bräuchte niemand 11 Jahre in die Schule gehen - sowas lernen Kinder nebenbei beim spielen."

Auch Differentialrechnung? Und komplizierte physikalische Zusammenhänge? Chemische Reaktionen? Die Abläufe bei der Photosynthese? Das könnten viele Eltern ihren Kindern noch nicht einmal erklären...

"Dazu kommt, daß überhaupt keine Rücksicht darauf genommen wird, wie reif ein Kind ist - eines ist früher, das andere später bereit für den Lernsstoff."

Doch - es ist durchaus möglich, ein Kind später einzuschulen. Man kann auch Klassen überspringen.

"Dann die willkürliche Auswachl des Lernstoffes - das meiste ist unnötiger Müll. usw. usf."

Gut, in den Lehrplänen ist viel Unsinn enthalten. Das ist allerdings auch an Berufsschulen und Universitäten so.

"Es geht ja nciht darum, daß niemand etwas nicht lernen DARF, sondern darum, daß niemand gezwungen werden darf etwas zwangsweise zu lernen, was er gar nie brauchen kann."

Wie soll man denn bei einem Kind im Alter von 6/7 Jahren entscheiden, was es später mal brauchen kann?

"Jeder Mensch - insbesondere Kinder - lernt freiwillig aus reinem Eigennutz mit hoher Motivation, wenn er einen Nutzen darin sieht."

Welchen Nutzen sollte ein durchschnittliches Kind darin sehen, sich z.B. mit Mathematik zu befassen?

Freundliche Grüße
von Garfield


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