Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Schon Kleinkinder werden in den USA mit Psychopharmaka ruhig gestellt

Odin, Tuesday, 04.04.2006, 16:45 (vor 6608 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Schon Kleinkinder werden in den USA mit Psychopharmaka ruhig gestellt von Wodan am 04. April 2006 10:53:

Die heutige Kleinsfamilie ist ein Produkt der Neuzeit und hat sich in keinster Weise bewährt.

Nein, sie ist ein Produkt des 20. Jhdts. In der "Neuzeit" war es üblich 5, 6 im 19. Jhdt. vielfach auch 10 Kinder zu haben. Glaubst Du die haben mit Mami daheim gekluckt? Keine Sorge! Die wurden vor die Tür geschickt! Die damalige Hausarbeit sah nämlich anders aus als heute! Da hatte Mutti keine Zeit den ganzen Tag Händchen zu halten. Das ist durchaus mit berufstätigen Frauen heutzutage vergleichbar: es gab keine Wasch-, keine Spül- keine sonstigen Hausmaschienen, keine Fertiggerichte, keine Kleider von der Stange etc. Also raus mit den Kindern zu anderen Kindern und an die Arbeit. Nicht viel anders als heute im Kindergarten, nur weniger organisiert.
Glaub doch diesen Leuten nicht, die meinen, früher hätte Mama sich den ganzen Tag um Kinder und deren Erziehung gekümmert. Schon meine Oma hätte denen einen Vogel gezeigt.

Früher konnten sie noch nicht mal. Nach einem 12-14-Stunden-Arbeitstag hatte niemand mehr den Nerv, sich um die 8 Kinder zu kümmern.
Erziehung war daher immer der Auftrag der Großgruppe: Geschwister, Oma, Mägde, Amme, Knecht...
Die Kleinfamilie, wie wir sie heute haben, ist ein Konstrukt der Neuzeit. Eigentlich keine 100-200 Jahre alt. Entstanden aus Notwendigkeiten im Laufe der Industrialisierung. Erst mussten die Leute raus aus der Familie zum arbeiten (nicht nur die Männer, auch die Frauen und die Kinder), dann wurde die Familie zum "Einsatzort" verpflanzt (Mobilität) und verlor so die Verbindung zu Verwandten, die sich um das Kind hätten kümmern können.

Dass die Kleinfamilie (eigentlich KLEINSTfamilie - die Kleinfamilie würde auch Großeltern beinhalten) gescheitert ist, kann man überall sehen. Sie wird nicht mehr lange Bestand haben - vielleicht noch 50-100 Jahre.
Leider ist der Nachfolger, die Einelternfamilie, noch schlechter fürs Kind. Auch wenn es sicher bald Einelternfamilien mit Vätern geben sollte (künstliche Gebährmutter wird keine 20 Jahre mehr auf sich warten lassen, Adoptionsmöglichkeiten erst recht nicht), droht dadurch noch mehr eine Fixierung des Kindes auf dann einen Erwachsenen. Aber auch hier werden es wieder - wie bei der Industrialisierung - ökonomische Zwänge sein, die das Familiensystem vorschreiben. Bei der Einelterfamilie kann jeder seinen Egoismus leben und hat trotzdem sein Spielzeug zuhause - so wie es alleinerziehende Mütter jetzt schon machen.

Evolutionär ist aber in uns noch festgelegt, dass wir in konstanten Gruppen aufwachsen mit relativ einheitlichem Betreuungsmuster und Regeln und konstanter Erweiterung auf immer mehr Bezugspersonen.


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