Re: Staatliche Gehinrwäsche
Als Antwort auf: Re: Staatliche Gehinrwäsche von Klausz am 04. April 2006 08:38:
Hallo Klaus!
"Es geht ja nicht darum ein Bildungsangebot abzuschaffen, sondern darum den ZWANG dahin zu gehen aufzulösen."
Ich kenne Eltern, die ohne Schulpflicht ihre Kinder auch nicht zur Schule schicken würden. Das kostet ja Geld, weil man Schultaschen, Schulhefte, Schulbücher, Schreibzeug usw. kaufen muß. Die würden sie dann aber häufig auch nicht selbst unterrichten, sondern sie einfach chancenlos ohne Bildung lassen.
Was ich mir noch vorstellen könnte, wäre die Abschaffung der Pflicht zum Schulbesuch, wobei es dann aber eine Pflicht zur Teilnahme an bestimmten wichtigen Prüfungen geben müßte. Dann könnten die Eltern entscheiden, wie sie ihren Kindern das für diese Prüfungen erforderliche Wissen verschaffen. Wenn dann bei den Prüfungen aber katastrophale Ergebnisse heraus kommen, müßte es die Möglichkeit geben, die betroffenen Kinder doch zum Schulbesuch zu verpflichten.
"Würden die Kinder freiwillig in die Schule gehen, müßten sich die Lehrer endlich mal mehr anstrengen und wirklich interessanten Lehrstoff vermitteln."
Was glauben Sie, wieviele Kinder wirklich freiwillig, also auch ohne Druck der Eltern, zur Schule gehen würden?
"GERADE heute mit der heutigen maroden Schule steigt die Rate der nicht gebildeten Kinder immer mehr. Diese Schule taugt einfach nichts!"
Jain. Teilweise liegt es vielleicht an der Schule. Ich sehe aber auch massive Probleme in der gesamten Gesellschaft. Wer absolut keine berufliche Perspektive für sich sieht, hat eben wenig Motivation, sich in der Schule anzustrengen. Für eine "Karriere" als Einbrecher, Bankräuber, Prostituierte oder Drogenhändler braucht man keinen Schulabschluß. Und daran kann der beste Lehrer dann oft auch nichts ändern. Auch der beste Lehrplan ändert daran nichts.
"Um es nochmals zu sagen: Richtig lernt man nur etwas, das man FREIWILLIG lernt, alles andere eingetrichterte Wissen haftet nicht. Bereits nach wenigen Jahren ist davon wider 90% vergessen."
Aber wie soll man etwas freiwillig lernen, wenn man gar nicht in Kontakt damit kommt? Viele Menschen merken erst in der Schulzeit, daß sie irgendein Fachgebiet besonders interessiert und beschäftigen sich erst dann damit. Sicher - auch Eltern können bei ihren Kindern Interesse für ein bestimmtes Fachgebiet wecken - wenn sie sich denn selbst gut damit auskennen und auch die Zeit und den Willen haben, den Kindern darüber zu erzählen... Und wenn das nicht so ist?
Außerdem funktionieren die allermeisten Menschen nach dem "Zwangs-Prinzip". Das beruht auf alten Instinkten, die uns daran hindern, Energie zu verschwenden. Deshalb sind die meisten Menschen eben bemüht, nur soviel zu tun, wie sie gerade tun müssen. So haben ältere Frauen häufig keinen Führerschein - sie waren häufig Hausfrauen, und wenn sie mal einen Job hatten, dann konnten sie es sich durch die Einkommen ihrer Männer leisten, dabei wählerisch zu sein, und sich in Ruhe eine Arbeitsstelle zu suchen, die leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder gar zu Fuß erreichbar ist. Der Mann hatte natürlich Führerschein und Auto und fuhr sie in der Freizeit überall hin. So sahen sie nie einen Grund, den Führerschein zu machen und machten es deshalb auch nie.
Bei Kindern ist das ganz genauso. Gerade am Beispiel Führerschein sieht man das deutlich: Jungen drängt es da stärker hin, weil Interesse für Autos heute einfach zum atablierten Männerbild dazu gehört. Ein echter Kerl muß auch ein tolles Auto haben, und junge Männer merken natürlich auch schnell, daß sie junge Frauen mit einem teuren Auto beeindrucken können. So sehen sie dann eben oft zu, daß sie möglichst schnell zumindest zu einem Führerschein kommen. Mädchen dagegen sehen dafür weniger Veranlassung. Von ihnen wird nicht erwartet, daß sie Führerschein und Auto besitzen. Für sie wird das erst relevant, wenn sie beides beruflich brauchen.
Mit Bildung ist das ganz genauso. In früheren Zeiten hatten Frauen daran kaum Interesse. Wieso auch - von ihnen wurde nie erwartet, eine Familie zu ernähren. Sie heirateten einen Mann und arbeiteten dann einfach in seinem Job mit. Alles, was sie dazu wissen mußten, brachte er ihnen bei. Jungen dagegen wußten genau, daß sie später eine Familie und auch ihre Eltern ernähren müssen. Die Eltern wiederum sorgten - sofern ihnen das finanziell möglich war - dann auch oft dafür, daß Jungen lesen und schreiben lernten und eine Berufsausbildung absolvierten. Weil sie sie im Alter als Ernährer brauchten. Deshalb hängten die jungen Männer sich da stärker rein und waren im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemüht, sich möglichst gut zu bilden. Aber als Jungen war ihnen das so oft auch nicht voll bewußt - da war es häufig vor allem der Druck der Eltern, der sie vorwärts trieb. Auf Mädchen dagegen wurde in der Hinsicht kaum Druck ausgeübt. Die Eltern gingen immer davon aus, daß die Töchter eh heiraten und dann von ihren Ehemännern ernährt werden. Die Kosten für Schulen sparte man sich dann häufig (obwohl Schulen schon im Mittelalter üblicherweise auch Mädchen aufnahmen). Und die Mädchen zeigten dann auch von sich aus entsprechend wenig Interesse an Bildung. Bei den wenigen Ausnahmen (z.B. Dorothea Erxleben, die schon im 18. Jahrhundert Medizin studierte) war es häufig so, daß sie von ihren Eltern stark gefördert wurden. Bei Dorothea Erxleben war es z.B. ihr Vater, der sie für die Wissenschaft interessierte. Ohne seine Förderung hätte sie vermutlich genausowenig Interesse dafür entwickelt wie die Masse der Frauen zu dieser Zeit.
Ja, und wenn man heute die Kinder einfach sich selbst überläßt und sie nicht mehr zum Lernen zwingt, dann werden sie auch kaum etwas lernen. Nur wenige Kinder, deren Eltern viel Wert darauf legen, werden dann noch etwas Sinnvolles lernen.
"Um das geht es doch gar nicht. Es geht darum, die Kinder Zwangskollektivistisch zu erzeihen - dazu müssen die ErzieherINNEN keineswegs irgendwie gezielt Manipulation betreiben. Ein Kind, das in ein Zwnagskolletkiv (im Gegensatz zur frei gewählten Spielgruppe) interniert wird bekommt unterbewußt vermittel: "Du bist ein ganz kleines Würstchen - Du bist nichts, die Gruppe ist alles!""
? Waren Sie jemals in einem Kindergarten? Ich habe das als Kind niemals so empfunden. Ganz im Gegenteil - ich habe mich gefreut, endlich mit gleichaltrigen Kindern spielen zu können. Am ersten Tag wollte ich abends gar nicht mehr nach Hause, als mich meine Mutter abholte. Das hat mich damals so beeindruckt, daß ich mich heute, 30 Jahre später, noch genau daran erinnere.
"Damit wird von vornherein jede individuelle Denkweise untergraben."
Wieso? Den Effekt hab ich so nie wahrgenommen. Und ich hatte eigentlich immer Ansichten, die oft vom "Mainstream" abwichen.
"Eine umfassende Qualitätsstudie der Freien Universität Berlin z.B. hat festgestellt, daß selbst erzieherisch unvorbereitete und ungebildete Eltern besser erziehen als gute Kindergärten..."
Wie wurde diese Studie durchgeführt? Prinzipiell zweifle ich keineswegs daran, daß engagierte Eltern in der Lage sind, ihre Kinder gut zu erziehen. Aber nicht alle Eltern sind engagiert. Wie sah das bei dieser Studie aus? Wußten die Eltern davon und haben sich deshalb vielleicht mehr engagiert? Und selbst wenn Eltern engagiert sind: Sie müssen auch Zeit für ihre Kinder haben.
"Alle bekannten Denker."
Nicht alle bekannten Denker hatten Problem in der Schule. Das ist ein Klischee.
"z.B. Albert Einstein - die schrieben noch im ALter, daß sie immer noch Albträume hätten, wieder auf der Schulbank sitzen zu müssen."
Bei Albert Einstein war es teilweise so, aber auch das wird oft schlimmer dargestellt als es wirklich war. Besonders begabte Kinder können solche Probleme bekommen. Vor einigen Wochen sah ich mal eine Reportage über einen deutschen Schriftsteller. Der hat schon in jungen Jahren einen Roman veröffentlicht und dafür einen deutschen Literaturpreis bekommen. Zu der Zeit, als er den bekam, stand er in der Schule in Deutsch zwischen 3 und 4. Er sagte dann zu dem Typen, der ihm den Preis verlieh: "Cool, vielleicht gibt mein Deutschlehrer mir ja nun eine 3..."
Diese Probleme entstehen aber nicht durch die Schule. Auch Eltern, die ihre Kinder selbst unterrichten, könnten Talente der Kinder übersehen oder mißachten. Nehmen wir beispielsweise folgendes Szenario: Die Eltern sind steinreich und möchten, daß ihr Kind später einen Beruf mit hohem gesellschaftlichem Status und hohem Einkommen ausübt. Z.B. Anwalt. Sie engagieren die besten Privatlehrer und richten den Unterricht so aus, daß das Kind ganz gezielt auf den Job als Anwalt vorbereitet wird. Tatsächlich hat das Kind aber eine sehr große künstlerische Begabung und fängt früh an, zu zeichnen und zu malen. Die Eltern bezeichnen das aber als brotlose Kunst, verbieten dem Kind zu intensive Beschäftigung damit und zwingen es dazu, sich stattdessen mit dem Unterricht zu beschäftigen, der die Grundlage für das spätere Jura-Studium bilden soll. Ist das besser?
"Diese entwicklet sich aber zwangsläufig im Zwnagskollektiv - mehr oder weniger prägt sich die Denkweise des Kollektivs in das GEhirn des Kindes ein."
Hm, bei mir hat das nicht funktioniert. Genaugenommen hat das in meiner Schulzeit auch bei meinen Mitschülern nie funktioniert. Im Übrigen kann man Menschen auch über die modernen Medien beeinflussen.
"Wer braucht denn das? Muß das auch das Kind lernen, das später Maurer wird?"
Sie wollen also schon im Kindesalter festlegen, welchen Beruf ein Kind später ausüben wird und welche Bildung es dafür braucht? Sollten wir Ihrer Meinung nach ein Kastensystem nach indischem Vorbild einführen?
"Wer es wirklich bruacht, wird es später FREIWILLIG lernen, wenn er es nicht braucht vergisst er es ohnehin bereits wenige Jahre später."
Es geht ja gar nicht so sehr darum, den Schülern wirklich alles beizubringen. Es geht doch viel mehr darum, ihnen einen Überblick zu verschaffen, ihnen zu zeigen, was es überhaupt alles gibt. Sie können sich dann etwas heraussuchen, was ihnen besonders liegt und dann vielleicht später eine Ausbildung in dem Bereich machen. Da lernen sie dann auch mehr dazu.
"Ein Kind ist bspw. früher als alle anderen musikalsich begabt, muß dann aber doch sofort lesen und schreiben lernen, obwohl es dafür noch gar nicht reif ist und erst die musikalischen Fähigkeiten entwickeln will."
Dann können die Eltern ihm ein Musikinstrument kaufen und ihm - wenn sie sich das leisten können - in der Freizeit Musikunterricht geben lassen. Wo ist das Problem?
"Das kann ohnehin in dem Alter niemand entscheiden - darum ist es auch unsinnig, allen möglichen Müll lernen zu müssen, den man später ohnehin nicht mehr braucht. Das Kind soll einfach die Möglichkeit haben, zu lernen was es will, aber nicht dazu gezwungen werden."
Ja, dann wird es z.B. lernen, welches Pokemon mit welchen Kampftechniken am weitesten kommt. Was bringt ihm das fürs spätere Leben? Da gibt es leider keine Pokemon-Kampfarenen... Kinder können nicht entscheiden, was sie später als Erwachsene brauchen. Das müssen Erwachsene für sie übernehmen.
"Warum soll er sich damit befassen?"
Weil man Mathematik überall braucht. Schlagen sie doch mal irgendeinen Werbeprospekt auf. Da steht dann vielleicht irgendwo sowas wie "5 Stück für nur 3,95 Euro". Um zu entscheiden, ob das wirklich billig ist, muß man 3,95 durch 5 teilen können. Das erscheint uns natürlich als leichte Übung - weil wir das in der Schule schon in den ersten Jahren gelernt und danach jahrelang im Mathematik- und Physik-Unterricht immer wieder angewendet haben. Ohne Schule würde das aber für immer mehr Menschen keine leichte Übung mehr sein. Und wenn so ein Mensch dann mal im Verkaufsbereich arbeiten und da z.B. Mehrwertsteuer-Summen ausrechen soll, dann muß man dazu auch noch Dreisatz beherrschen... Das ist ja heute schon für immer mehr Schulabgänger ein Problem - ohne Schule würde das noch viel trauriger aussehen.
"Wenn er es braucht wird er es freiwillig von selber tun - wenn nicht, dann braucht er es auch nicht!"
Wir haben aber hohe Erwerbslosenzahlen. Das bedeutet, daß die Wirtschaft hohe Anforderungen an Stellenbewerber und auch an Bewerber für Ausbildungsplätze stellen kann. In der Wirtschaft hat aber kaum jemand Zeit und Lust, Azubis oder neuen Mitarbeitern erst einmal grundlegende Kenntnisse wie Lesen, Schreiben oder Rechnen zu vermitteln. Wer das nicht kann, der kriegt also keine Stelle. Unternehmen kriegen heute immer merkwürdigere Bewerbungen. Die Krönung war in der Firma, in der meine Frau arbeitet, mal ein herausgerissenes kariertes Blatt aus einem Spiralblock, auf dem in schlechter Schrift mit diversen Rechtschreibfehlern eine Art Bewerbungsschreiben gekritzelt war. Sowas wird dann zur allgemeinen Belustigung herum gezeigt und wandert danach in den Papierkorb.
Ohne Schule würden noch viel mehr Jugendliche so chancenlos dastehen.
Freundliche Grüße
von Garfield
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