Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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"Eliten"-TV finanzieren? (Allgemein)

Narrowitsch @, Berlin, Wednesday, 07.08.2013, 18:11 (vor 3908 Tagen) @ Nihilator
bearbeitet von Narrowitsch, Wednesday, 07.08.2013, 18:26

Da ist schon was dran. Andererseits machen die ÖR den Niedergang ebenso mit, mit etwas Verzögerung und mit etwas mehr Skrupeln.

Unbedingt, genau diese Beobachtung erfüllt mich Sorge.

Na, aber sicher ist Information eine Ware!

Aber es handelt sich nicht um Ware wie jede andere, also keine, als die Medienmogule sie uns gern verkaufen würden.

Ich sehe auch nicht, daß die privaten Medien nicht kritisiert werden, ganz im Gegenteil! Der SPEIGEL hat seinen verdienten Spitznamen schon weg, bei anderen ist es ähnlich. Der Tagesanlüger aus der Schweiz, der Kölner Stadtanzünder..

Gut, das hängt von der Tagesform ab. Bei den meisten jedenfalls. Bestätigen Artikel den eigenen Standpunkt, relativiert sich die Kritik recht schnell. Allein die Öffentlich-Rechtlichen stehen unter Dauerbeschuss. Über die Gründe will ich hier nicht spekulieren.

hattest Du die Meldungen registriert, welches Ansehen Journalisten aktuell noch genießen? Das bezog sich doch nicht nur auf den Staatsfunk.

Doch, registriert schon. Nur ändert das negative Ansehen nichts an der Wirkmächtigkeit der Medienindustrie. Wir wissen beispielsweise vom Ansehen der BLÖD, und davon, dass sich deshalb das Gros der Leserschaft von ihr distanziert und dennoch ergießen sich rund knapp 4 Millionen blöd- Exemplare, gefüllt mit Niedertracht, aufgebauschte Banalität und gezielter Desinformation auf den Markt und von da aus in die Köpfe. Werktäglich.

Sicher, man kann das achselzuckend zur Kenntnis nehmen; aber wäre es auch angebracht, mit den Achseln zu zucken, wenn sich Millionen Menschen mit einem Produkt vergifteten, welches als Genussmittel beworben wird, aber in Wahrheit nichts anderes als Arsen beinhaltete? Gift ist keine Ware, wie jede andere, Medienprodukte auch nicht. Zumal sie ja nicht nur Wirkungen auf die Konsumenten zeigen, sondern auf die gesamte Gesellschaft.

Es hat sich aber bei den Amis auch immer einer gefunden, der bestimmte Dinge recherchiert und veröffentlicht hat, selbst hochgradig Staatsgefährdendes. Wenn ich da an Watergate, Iran-Contra und ähnliches denke...

Stimmt. Und solche Fälle, lassen mich staunen und fragen, weshalb, aus welchen Gründen, in welchem Kontext gewisse Enthüllungen den Weg in die Öffentlichkeit fanden. Für mich sind da viel Szenarien vorstellbar. Das - in meinen Augen - wünschenswerteste handelt von Journalisten, die sich einer Berufung, eines Berufsethos verbunden fühlten und glücklicherweise auf einen Verlag trafen, dessen Haupteigentümer es sich leisten konnte, allen denkbaren Risiken zu trotzen. Nicht ganz uneigenützig (Auflage) versteht sich, aber Manns genug, vielerlei (auch staatlichem )Druck zu widerstehen. Die Frage lautet, bringt das System der "freien" Medienmarktwirtschaft, zwangsläufig oder wenigstens mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder solche Typen hervor, oder zählen auch in den USA solche Typen zu einer aussterbenden Spezies?

Nicht ganz unwichtig in diesem Zusammenhang, scheint mir, was an Skandalen alles nicht in die Öffentlichkeit gelangt. Freilich, eine Spekulation. Ich meine ja nur. Den derzeitigen Schnüffelskandal haben ja nicht findige Journalisten thematisiert, sondern einer, der Kopf und Kragen riskiert. Ich vermute, nicht rein zufällig. Die unheilige Verquickung von Staat, seiner halbseidenen Institutionen und willfährigen Unternehmen ist sicher kein Ausnahmefall. Wenn es drauf ankommt...


Und noch etwas fällt mir auf: die Veröffentlichung brisanter Informationen zu einem Zeitpunkt, die bedenkliche Entwicklungen (beispielsweise Irak-krieg)nicht mehr beeinflussen können oder deren Folgen Verantwortliche nicht fürchten müssen.Der Ruf beispielgebender US- amerikanischer Presse- und Informationsfreiheitberuht ja nicht ganz selten auf solcherlei Sensationen.

Ich finde, das spricht bei aller unstrittigen Primitivität und Degeneration schon für das amerikanische System. Unsere ÖR-Medien bringen schon auch Kritisches, aber immer in Maßen, so als Ventil...

Vielleicht kann Amerika Ventile ganz anderer Größenordnung vertragen? Ohne dass jemand aufmuckt?

... vor allem aber: mit starker politischer Tendenz. Mollath im grün-rot regierten BaWü wäre lange nicht das Thema wie in der schwarzen harten Nuß Bayern. Von den grünen Kinderliebhabern hörst Du tendenziell gar nichts, von der Handvoll kinderfickender Katholiken waren die Medien von spät bis früh übervoll. Und DAS kotzt mich an!!

Mich auch und die Liste meiner Kritik ist noch viel länger. Beispielsweise: Was hat "Wetten das?" beim ZDF zu suchen? Ab zu den Privaten - und reichlich Tantiemen kassieren, die im Korrespondenten - Netz besser angelegt wären. Man stelle sich vor, Deutschland führt Krieg oder ist zu militärischen Diensten verpflichtet, an gewissen Brennpunkten Ruhe zu erzwingen - und kein Reporter ist dauerhaft vor Ort. Skandalös.
Oder die Unverfrorenheit, für Sendemanuskripte, die allesamt digital auf einer Festplatte liegen, mehr als eine geringe Bearbeitungsgebühr zu verlangen. Sendungen- und Sendemanuskripte - sind längst vom Publikum bezahlt. Also- was soll die teure DVD-Vermarktung. Das zum einen. Und zum anderen. Generell stimmt die Personalpolitik hinten und vorn nicht. Die Vergabe von Produktionsaufträgen an Fremdfirmen auch nicht. Am meisten verabscheue ich die Informationsslektion zu Gunsten politisch gewünschter Kampagnen, bei denen femifördernde nur einen Teil ausmachen. Ich denke da auch an Russland, an Chiana, an all die Achsen der Bösen und nicht zu Letzt an der "Verbreitung deutscher Vergangenheitsbewältigung". Und so weiter, und so weiter, und so weiter...

Daß dieser Augiasstall reformierbar ist, würde ich ernsthaft bezweifeln. Zu sehr wuchert in dieses System längst die Politik hinein.

Vielleicht nicht reformierbar, aber eine Rekonstruktion nach Ursprungsabsichten muss nicht unmöglich bleiben. Der alliierte Versuch, die Macht staatlich gesteuerter Medien zu brechen, halte ich für einen richtigen Ansatz, der freilich nicht aus dem Gabensack gut demokratischer Siegerweihnachtmänner stammt, sondern aus der Erkenntnis um die Gefährlichkeit (staats-)monopolistischer Medienkonzentration in Feindländern. Wer ein ganzes Volk auf seine Seite ziehen will, muss etwas bieten. Die Illusion unkontrollierte Medienvielfalt war da sicher nicht das Schlechteste Angebot, erfolgreich war es jedenfalls.

Der Apparat ist ein staatsähnlicher, beamtenartiger, und an sowas hat sich noch fast jeder die Finger ausgebissen. Um da was zu ändern, bedarf es schon der Entschlossenheit und Skrupellosigkeit...

... um die verfilzten Strukturen gnadenlos zu zerschlagen. Dem ganzen blasierten aufgeblähten Verwaltungs - und Weisungsapparat gehört der Brotkorb höher gehängt, er verpisste sich vermutlich flink in die freie Wirtschaft. Wer das leisten soll und auch noch kann - ich weiß es auch nicht. Das ist aber für mich kein Grund, mich mit den Verhältnissen abzufinden. Öffentliches Nachdenken zum Thema ist vielleicht nicht sehr schnell von Erfolg gekrönt, aber wer weiß schon, wann eine Situation entsteht, die sehr schnell auf vorhandene Überlegungen aufsetzt..

Was ich mich frage: ist es eigentlich ein Naturgesetz, daß private Medien Müll produzieren und in Richtung Dekadenz marschieren? Wenn ich TV mal ausschließe, muß man doch klar sagen: nein. Die besten Zeitungen und Zeitschriften in aller Welt entstanden unter privater Führung und mit Gewinninteresse. Oder? Auch in Nachkriegsdeutschland - Spiegel und ZEIT waren ja nicht immer, was sie jetzt sind. Aber auch sie sind degeneriert, warum eigentlich?

Beim TV scheint es, verglichen mit Print, begünstigende Faktoren für Schrottformate zu geben. Qualität ist teuer, Schlechtes ist leicht und sehr billig gemacht.

Ja, so sehe ich es auch. Qualität hat ihren Preis.

>Trotzdem jede Wette: wenn ein starker Markt für Premium da wäre, dann gäbe es auch Premium-TV von Privatsendern. Und in anderen Ländern gibt es das m.W. auch.

Da bin ich mir nicht so sicher. Die Frage lautet, ob die Nachfrage ausreicht, um die Kosten für 1.Wahl aufzubringen.


Wenn ich nicht sehr irre, liegt das Problem also beim Abnehmer, der sich im Zweifel mehrheitlich für den Schrott entscheidet, in einer allzu bereitwillig degenerierenden Kundschaft. Die entscheidet sich frei.

Ja und nein. Wer Qualitätsangebote nicht von Ramsch unterscheiden kann, ist in seiner Wahl nicht frei. Das ist nicht unbedingt nur ein Problem der verblödeten Massen; es ist auch ein Frage nach dem, was als erstrebenswert gilt und was nicht. Galt der Wert "humanistische Bildung" noch vor 50 Jahren als erstrebenswert, auch in der proletarisch - bäuerlichen Schicht, suggerieren heute verschiedene Kreise aus sehr unterschiedlichen Motiven heraus, Bildung habe in erster Linie nichts anderes zu sein, als Rüstzeug für den Arbeitsmarkt.

Dem setzt Du entgegen den Qualitätsanspruch von dem Markt teilweise entzogenen zwangsfinanzierten Medien.

Ein dem Markt entzogenes Segment, befürworte ich. Was die Zwangsfinazierung betrifft, halte ich von KEF und GEZ nichts, ich denke da über andere Möglichkeiten nach. Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, gewisse privatwirtschaftliche Sender mit einer moderaten Zwangsabgabe zu belasten. Die Gründe für diese Überlegung sind zu umfangreich um sie auch noch in diesen Beitrag zu packen. Aber vielleicht ist es nicht unangebracht, jene zur Kasse zu bitten, die aus der Verseuchung des Äthers erhebliche Gewinne ziehen. Sehr allgemein gesprochen.

Die Frage ist, was das bringen kann. Eine Hebung des Gesamtniveaus ist nicht drin, solange Du die Entscheidung frei läßt.

Wahrscheinlich. Und mit Zwang erreichst Du auch nichts. Fatal.

Das Ergebnis ist dann eigentlich ein (Pseudo-)Intellektuellen-TV für Leute, die was Besseres sind oder sich dafür halten, aber finanziert von der breiten Masse.

Mag sein.Übertrügen wir aber das Problem auf Kultur generell und überließen sie dem angeblich freien Markt, so läge die Sixitinische Madonna längst sonst wo, wahrscheinlich im Tresor, Park Sanssouci wäre von Disney gesponsert und im Gewandthaus geisterte das Phantom der Oper. Vielleicht sehe ich zu schwarz , schließlich glänzt in New York ja die met. Na ja...zusammengekaufter Ruhm, Geld braucht manchmal eine Bühne und Leute die Brillianten im Foyer blitzen lassen müssen.

Doch der Gedanke an Theater, die für einfaches Volk, und da sind nicht alle blöd, in unerschwingliche Ferne rücken, lehrt mich das Gruseln. Gewiss, Leute, die die Welt als Kassenbuch begreifen, gehen nicht an Kulturlosigkeit zu Grunde. An nicht funktionierenden Medien auch nicht. Leute, denen es um mehr geht, als die Registrierkasse - schon. Manchmal.

Paradebeispiel dafür ist der Sender arte. Ich kenne niemanden, der diesen Sender mit einer Nummer <10 auf seiner Fernbedienung gespeichert hat (wenn überhaupt), ich kenne auch niemanden, der je zu mir gesagt hätte "ey, hast Du diesen geilen surrealistischen Film gestern bei arte gesehen?",

Schade, dass wir soweit auseinander wohnen. Ich fragte schon und zähle mich nicht zur spinnenden Elite.

und ich verkehre so allgemein weder in der Gosse noch am Stammtisch. Auf deutsch: für normale Leute existiert arte nicht, außer wenn sie mal "baise moi" oder einen japanischen "künstlerischen" (übersetzt:Porno) Film ungeschnitten zeigen (dann geht das Suchen aber los!) :-D

Seufz. Leider ist das so. Eine großartige Idee- arte, leider in die Finger der Großkotze geraten, wie der gesamte Öffentlich-Rechtliche. Über der Erbfeindschaft liegt vermutlich nur ein dünner Firnis, der sich Freundschaft nennt...

Es gibt also zwei Möglichkeiten: entweder ich bin Demokröte und akzeptiere die Mehrheitsentscheidung und den Massenwillen als Ausfluß einer überindividuellen Schwarmintelligenz. Dann aber sollte ich tunlichst die Entscheidungen der Massen auch respektieren.

Ja, gut.

Oder aber: ich sehe einen berechtigten Anspruch des Gemeinwesens darauf, daß jedes Individuum bestrebt sei, sich am oberen Rand seiner Möglichkeiten wiederzufinden (Interessanterweise ist das unter normalen Bedingungen erheblich deckungsgleich mit den individuellen Interessen!). Dann muß aber auch ein gewisser Zwang zulässig sein.


Ja, gut.

(Natürlich gibt es noch einen weiteren Weg: ich bin finanziell abhängig. Dann sind alle Überzeugungen eh für die Katz, und ich mache -natürlich in tiefster Überzeugung- was mein Arbeitgeber so verlangt. Da dies meist nicht Monsanto, sondern der Staat ist -der liebe, gütige, freigebige, total humanistische-, hab ich damit im Allgemeinen so viel Probleme wie 1936 ein guter Tschekist mit seinen Aufgaben).

Wieso soll also die breite Masse ein Eliten-TV finanzieren, wenn das nicht einmal mehr den Anspruch ihrer erzieherischen und bildungsmäßigen Verbesserung erhebt?

Warum nicht ein Mediensystem, welches auf zwei Säulen ruht? Ein quotenfixiertes Fernsehen für Kreti und Pleti, werbefinaziert, also von der Gesamtheit der Verbraucher und eines, dass schlank, hellwach, und unabhängig vom Staat, Parteien, Gewerkschafts- und Wirtschaftslobbyisten die Aufgaben wahr nimmt, die einst den Öffentlich-Rechtlichen zugedacht waren. Teils finanziert von seinen Konsumenten, teils aus anderen Quellen, die noch zu erschließen sind.

Demokratie hin oder her, momentan müssen wir wohl in ihr leben, so wie sie ist. Aber niemand muss sich mit einmal herrschenden Zuständen abfinden. Allein der Kritik wegen, die den herrschenden Zuständen gebührt, braucht es, meiner Meinung nach, eine halbwegs funktionierende öffentlich-rechtliche Medienlandschaft, die den Namen auch verdient. Darüber einmal zu debattieren, ohne allein auf die GEZ zu starren, wie die Schlange auf die Maus, könnte auf Dauer vielleicht ein bisschen Wind in die medialen Nebelwände blasen.

Grüßla,
nihi

Grüße zurück

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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


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