Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Nationalstaaten sind sowieso bald Geschichte

Paul, Tuesday, 30.05.2006, 18:47 (vor 6550 Tagen) @ Magnus

Du denkst in die ganz falsche Richtung. Nationalstaaten werden möglicherweise schon in nicht allzu ferner Zukunft Geschichte sein. Und das liegt nicht am Feminismus, sondern daran, daß Nationalstaaten in einer globalisierten Wirtschaft immer mehr an wirtschaftlicher Kontrolle und politischem Einfluss verlieren. Ein weiterer Effekt ist der, daß sich das auch das gesamte "Kulturschaffen" immer weiter von Einzelpersonen in die Hand von Konzernen verlagert. Egal ob Musik, Film, Literatur, Design (von Alltagsgegenständen), all das verliert seine "nationale Identität", einfach schon deswegen, weil Konzerne schon aufgrund von Effizienzüberlegungen global einheitlich auftreten (müssen). Beispiel: in den 70er Jahren war es noch möglich, einen New Yorker und einen Münchner anhand der Kleidung zu unterscheiden, wenn man Augen im Kopf hatte. Heutzutage ist dies schon ziemlich schwer - allenfalls sehr aufmerksame Beobachter werden noch kleine Unterschiede feststellen. Auch das Erscheinungsbild der Städte ändert sich: Es gibt keine landestypische Architektur mehr. Die grossen Architekturbüros bauen weltweit, sei es New York, London, Tokio... es ist absehbar, daß im Zuge des Verfalls alter Bauten und dem Entstehen neuer Bauten die Differenz im oberflächlichen - d.h. unter Ausschluss ihrer historischen Wahrzeichen und Denkmäler - Erscheinungsbild der Städte immer mehr verschwindet. Da gilt nicht nur für Prestigebauten, sondern sogar für ganz profane Dinge wie Geschäfte: Starbucks sieht überall auf der Welt gleich aus, ebenso wie McDonalds, Nike, Prada, Muji und wie sie alle heissen. Ein abstraktes Konzept wie "Nationale Identität" kann dagegen auf Dauer nicht gewinne, weil dahinter keine wirkliche Macht steht - nämlich in Form von finanziellen und intellektuellen Resourcen (ja, auch die Intelligenz geht dahin, wo das Geld ist...).

Ob es einem passt oder nicht, so siehts aus :-) Ich persönlich sehe die Entwicklung übrigens durchaus positiv. Zeigt die Geschichte doch, daß sich primär Leute mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund die Köpfe einschlagen. Verschwinden die kulturellen Unterschiede, verschwindet viel Konfliktpotential. Mit Multikulti hat das übrigens gar nichts zu tun: Die "globale Kultur" ist eben kein Nebeneinander von einzelnen Kulturen, sondern sie löst diese ab. Multikulti wird auf dem Schrotthaufen der Geschichte landen, aber nicht deswegen, weil aufgrund De-Migration die Durchmischung der Kulturen geringer wird, sondern weil die Einzelkulturen sich auflösen werden.

Gruss,
Paul


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