Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Nationalstaaten sind sowieso bald Geschichte

Gastleser, Wednesday, 31.05.2006, 13:58 (vor 6549 Tagen) @ Magnus

http://myblog.de/politicallyincorrect/art/3651151

"Europa muss Zwangsjacke politischer Korrektheit abwerfen"


(Flemming Rose ist Feuilletonchef der Jyllands-Posten, Dänemarks auflagenstärkster Zeitung.)

Enno Dittmar von Mimus Vitae verdanken wir immer wieder Übersetzungen von langen englischen Texten, die bis dahin wegen ihrer politisch inkorrekten Klarheit nicht auf Deutsch verfügbar waren. Dieses Mal hat Enno einen ausgezeichneten Artikel von Jyllands Posten-Autor Flemming Rose übersetzt, den wir in fast kompletter Länge wiederveröffentlichen und dessen Inhalt wir vor allem diesem, diesem und diesem Blog zur Erweiterung ihres liberalen Horizonts empfehlen.

Der weltweite Aufruhr, der durch die Karikaturen des Propheten Mohammed hervorgerufen wurde, die ich letzten September in der Jyllands-Posten veröffentlichte, war gleichermaßen überraschend wie tragisch, besonders für diejenigen, die unmittelbar davon betroffen waren. Menschen starben, Häuser brannten, und Menschen wurden gezwungen, verborgen und unter Polizeischutz zu leben. Und dennoch: die unausgewogenen Reaktionen auf die eher unprovokanten Karikaturen - lautstarke Denunzierungen, sogar Todesdrohungen gegen uns, aber sehr wenig Empörung gegenüber denen, die dänische Botschaften angriffen - demaskierten unbequeme Realitäten über das gescheiterte europäische Experiment des Multikulturalismus. Es ist Zeit für den alten Kontinent, der Wahrheit ins Auge zu sehen und einige tiefgreifende Änderungen vorzunehmen, in Bezug auf Immigration, Integration und die kommende moslemische demographische Welle. Nach Jahrzehnten des Appeasement und der politischen Korrektheit, gepaart mit der ansteigenden Angst vor einer radikalen, gewaltbereiten Minderheit, ist für Europa der Moment der Wahrheit gekommen.

Europa befindet sich heute in der Falle des moralischen Relativismus, der seine freiheitlichen Werte unterminiert. Eine unheilige, auf drei Säulen fußende Allianz ermöglicht eine Politik der Opferkultur: Diktatoren im Nahen Osten, in Europa lebende radikale Imame und Europas traditionelle Linke. Diese Allianz befördert eine Kultur, die Integration und Anpassung widersteht, nationale und religiöse Unterschiede aufrechterhält und lähmende soziale Nachteile wie hohe Kriminalitätsraten und dauerhafte Arbeitslosigkeit unter Immigranten weiter verfestigt. Als ein Verfechter des utopischen Zustands der multikulturellen Seligkeit glaube ich zu wissen, wovon ich rede. Ich wuchs mit den Idealen der 60er Jahre auf, inmitten des kalten Krieges. Ich betrachtete das Leben durch die Brille der Kulturrevolution, und nahm sowohl die Pose des Hippies, als auch die des politischen Überlegenheitskomplexes meiner Generation an. Meine Schulfreunde auf dem Gymnasium und ich, wir glaubten, daß der Westen imperialistisch und rassistisch war. Wir analysierten den Verfall der westlichen Zivilisation durch die Texte von Marx und Engels und schwärmten für John Lennons schönes, aber dummes Lied von einer idealen Welt ohne Privateigentum: "Imagine no possessions/ I wonder if you can/ No need for greed or hunger/ A brotherhood of man/ Imagine all the people/ Sharing all the world."

(...)

Heute sehe ich in der Unfähigkeit Europas, mit seiner sich dramatisch verändernden demographischen Entwicklung zurechtzukommen, eine neue Parallele zu dieser Reise durch den Kalten Krieg. Europas Linke lügt sich heute in Bezug auf Immigration, Integration und islamischem Radikalismus in gleicher Weise etwas vor, wie wir uns vor 30 Jahren etwas über Marxismus und Kommunismus vorlogen. Es ist eine Geschichte über Konfrontation und Hierarchie, welche erzählt, der Westen würde die islamische Welt unterdrücken, ausbeuten und an den Rand drängen. Diese Sichtweise deckt sich exakt mit dem Orientalismus-Modell des verstorbenen Edward Said, welches argumentiert, daß die Kenner des Orients und der moslemischen Welt diese nicht so dargestellt haben, wie sie ist, sondern als etwas furchterregend "anderes", als das exakte Gegenstück zu uns - und damit als etwas, was abgelehnt werden muß. In dieser Erzählung ist der Westen demokratisch, der Osten despotisch. Wir sind rational, sie sind irrational.

Diese Denkweise brachte in Ländern wie Dänemark eine verzerrte Herangehensweise an die Immigration hervor. Die Kommentatoren des linken Spektrums entschieden, daß Dänemark rassistisch und islamophobisch war. Darum war das Haupthindernis der Integration nicht der Unwille der Immigranten, sich kulturell an das sie aufnehmende Land anzupassen (mittlerweile gibt es 200.000 dänische Moslems), sondern der inhärente Rassismus und die anti-moslemische Stimmung des Landes. Ein Kult des Opferdaseins entwickelte sich und wurde von den cleveren Radikalen unter Europas Moslems dankbar ausgenutzt, insbesondere von gewissen religiösen Führern wie Imam Ahmad Abu Laban in Dänemark und Mullah Krekar in Norwegen. Mullah Krekar, ein kurdischer Gründer der Ansar al Islam, der sich in diesem Frühjahr mit einem Ausbürgerungsurteil aus Norwegen konfrontiert sieht, nannte unsere Veröffentlichung der Karikaturen "eine Kriegserklärung gegen unsere Religion, unseren Glauben und unsere Zivilisation. Unsere Denkweise durchdringt ihre Gesellschaft und ist stärker als ihre. Dies verursacht Hass in der westlichen Denkweise; und da sie auf der Verliererseite sind, begehen sie Gewalttaten."

Unbequeme Tatsachen

Die Opferrolle ist sehr bequem, da sie das selbsternannte Opfer von jeder Verantwortung befreit, während sie gleichzeitig eine Position der moralischen Überlegenheit gewährleistet. Desweiteren verdeckt sie gewisse unbequeme Fakten, die eine andere Erklärung für die mangelnde Integration bestimmter Immigrantengruppen liefern könnten, wie zum Beispiel die relativ hohen Kriminalitätsraten, die Unterdrückung der Frauen, und die Tradition der Zwangsheiraten. Diktaturen im Nahen Osten und radikale Imame haben den Jargon der europäischen Linken angenommen, indem sie die Karikaturen rassistisch und islamophobisch nannten. Wenn der Westen den Mangel an zivilen Freiheiten und die Unterdrückung der Frauen im Islam kritisiert, dann sagen sie, wir benähmen uns wie Imperialisten. Sie haben unsere Rhetorik übernommen und wenden sie gegen uns.

Diese Ereignisse finden vor dem beunruhigenden Hintergrund einer stetig ansteigenden Anzahl radikalisierter Moslems in Europa statt. Mohammed Atta, der Anführer der Terroristen des 11. September, wurde ein wiedergeborener Moslem, NACHDEM er in Europa eingewandert war. So war es auch mit den Tätern von Madrid und London. Das selbe trifft auch auf Mohammed Bouyeri zu, den jungen Moslem, der den Regisseur Theo van Gogh in Amsterdam ermordete. Der Boden, auf dem der islamische Terrorismus wächst, könnte mittlerweile Europa sein, nicht der Nahe Osten.

Was ist mit Europa los?

Zum einen ist Europas Herangehensweise an die Immigration durch seine historische Erfahrung mit relativ homogenen Kulturen geprägt. In den Vereinigten Staaten ist die Definition der Nationalität essentiell eine politische, in Europa hingegen eine historisch kulturelle. Ich bin ein Däne, weil ich europäisch aussehe, dänisch spreche und von Jahrhunderten früherer Skandinavier abstamme. Was aber ist mit den dunklen, bärtigen neuen Dänen, die zu hause Arabisch und auf der Straße schlechtes Dänisch sprechen? Da bedarf es schon einiger heftiger kultureller Anpassungen, um zu begreifen, daß auch sie Dänen sein können.

Ein weiterer großer Einfluß auf die Integration ist der europäische Wohlfahrtsstaat. Weil Europas hochentwickelten (aber zunehmend unbezahlbaren) sozialen Sicherheitsnetze eine so starke Arbeitslosenunterstützung und so wenig Anreize zum Arbeiten bieten, landen viele neue Immigranten direkt in der Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Auch wenn argumentiert wird, daß der schnell anwachsende Anteil von etwa 20 Millionen Moslems in Europa das Äquivalent zu Amerikas neuen hispanischen Immigranten darstellt, bleibt der Unterschied hinsichtlich ihrer Produktivität und ihrem Wohlstand erschütternd. Eine Studie der OECD aus dem Jahre 1999 zeigte, daß Immigranten in den USA mit Einheimischen fast gleichauf liegen, wenn es um ihren Beitrag als Steuerzahler und Produkivitätsfaktor für den Wohlstand geht; in Dänemark hingegen klafft eine riesige Lücke von 41% zwischen den Beiträgen der Einheimischen und denen der Immigranten. In den USA erhält ein entlassener Arbeiter durchschnittlich 32% seines letzten Gehaltes als Sozialausgleich, in Dänemark beträgt dieser Anteil 81%. Eine Kultur der Abhängigkeit von der Wohlfahrt grassiert unter Immigranten und wird als selbstverständlich betrachtet.

(...)

Europa muß die Zwangsjacke der politischen Korrekheit abwerfen, die es unmöglich macht, Minderheiten für irgendetwas zu kritisieren, einschließlich der Verletzung unserer Gesetze, traditioneller Sitten und Werte, die für die europäische Erfahrung von zentraler Bedeutung sind.

Ein Akt der Einbeziehung

Gleiche Behandlung ist die demokratische Art, traditionelle Schranken von Blut und Boden für Neuankömmlinge zu überwinden. Für mich bedeutet das, Immigranten genau so zu behandeln wie jeden anderen Dänen. Und das war es, was ich zu tun glaubte, als ich letztes Jahr die 12 Mohammed-Karikaturen veröffentlichte. Diese Bilder überschritten in keiner Weise die Grenzen des Geschmacks, der Satire und des Humors, die ich jedem anderen Dänen zumuten würde, ob der Königin, dem Oberhaupt der Kirche oder dem Premierminister. Dadurch, daß ich eine moslemische Figur auf die gleiche Weise behandelte, wie ich das mit einer christlichen oder jüdischen Ikone gemacht hätte, vermittelte ich eine wichtige Botschaft: Ihr seid keine Fremden, ihr könnt hier bleiben, und wir akzeptieren euch als einen integrierten Bestandteil unseres Lebens. Und wir werden Euch auch persiflieren. Es war ein Akt der Einbeziehung, nicht des Ausschließens, ein Akt der Respektierung und Anerkennung.

Doch leider nahmen es einige Moslems nicht so, obwohl es einer hochgradig organisierten Kampagne, mehrerer gefälschter (und sehr häßlicher) Karikaturen, und mehrerer Monate weltweiten Reisens durch die verärgerten Imame bedurfte, um eine internationale Reaktion auszulösen. Vielleicht muß sich Europa eine Scheibe - oder ein ganzes Ende - vom Brot der amerikanischen Erfahrung abschneiden. Ein neues Europa der vielen Kulturen, das gewissermaßen als singuläre Einheit - so wie in den USA - entstehen soll, braucht Anstrengungen beider Seiten: die der Einheimischen und die der Neuankömmlinge. Für die Zuwanderer ist es nicht zuviel verlangt, nicht nur die Sprache des Gastlandes zu lernen, sondern auch die dortigen politischen und kulturellen Traditionen zu akzeptieren, und einige strenge (vielleicht zu strenge) Gesetze werden momentan erlassen, um das sicherzustellen. Gleichzeitig müssen Europäer den Willen zeigen, einige fest verwurzelte Ansichten über Blut und Boden über Bord zu werfen, und Menschen aus anderen Ländern und Kulturen als das zu akzeptieren, was sie sind: Neue Europäer. Hier bei Mimus Vitae gibts den kompletten Text...

Der Originaltext auf RealClearPolitics: Europe's Politics of Victimology
Es dauert bei den Linken zwar immer etwas länger, aber irgendwann kapieren sie es auch:

Künast gibt Fehler zu

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast räumte Fehler ihrer Partei in der Ausländerpolitik ein. Die Grünen hätten sich früher einseitig als Anwälte der Migranten positioniert, sagte sie dem Magazin "Der Spiegel". Migranten seien auch Bürger mit Pflichten. Man müsse sie fragen: "Was tun sie, um sich zu integrieren?" (Quelle: n-tv)


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