Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Integration"

Bella, Sunday, 04.06.2006, 17:22 (vor 6546 Tagen) @ Nihilator

Wegreden kannst Du trotzdem nicht, welche Verheerungen solche Ghettos wie Neukölln oder Kreuzberg in unseren Großstädten darstellen. >

Da nennst du Beispiele, die von den Medien hervorgeputscht werden. Solche Quartiere entstehen nicht einfach so, das sind die herbeisubventionierten Folgen der Stadtpolitik. Ganz einfach, die Wohnungsbelegungspolitik kann Migranten direkt in Wohnungen einweisen, und sie wählt zumeist die Methode, die Migranten alle auf einen Schlag zusammenzubringen. Und den Bürgern kann sie dann erzählen, "wir müssen uns vor den Ausländern bewahren, die nehmen Überhand - und zeigen auf solche Quartiere, besonders dann, wenn es zu aktuellen Eskalationen kommt". Es ist doch gar nicht in deren Sinne, eine alltäglich funktionierende Seite eines solchen Quartiers zu zeigen.
Es gibt soziologische Untersuchungen, die die Effekte von solchen Quartieren (der Begriff "Ghetto" suggeriert, daß es in D bereits solche Ghettos wir in amerikanischen Städten gibt - gibt es aber nicht, das ist hinlänglich bekannt) beschreiben: In solchen Quartieren entsteht eine "abweichende" Kultur, die Sozialisationseffekte hat, weil die Heranwachsenden kaum noch positive Vorbilder haben, die eine Integration in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Zudem zeichnen sich benachteiligte Quartiere durch Eigenschaften aus, die die Lebensführung der Bewohner erschweren und deren Handlungsspielräume einschränken, z.B. Qualität als Wohnort, die Erreichbarkeit von sozialen und kulturellen Einrichtungen sowie seine institutionelle Ausstattung mit privaten und öffentlichen Dienstleistungen (wo die Kaufkraft nachläßt, wird auch das Angebot kleiner oder verschwindet ganz). All dies, und durch Medienberichte und Vorurteile entsteht ein negatives Image des Quartiers, das die Bewohner nach innen und nach außen hin stigmatisiert.
Vielmehr sollte das Augenmerk auf die Wohnungspolitik gerichtet werden, die seit den 80er Jahren den sozialen Wohnungsbau nahezu gestoppt hat. Heute sind in etwa 40-50% der Wohnungen privatisiert, und das nennt die Politik zu wenig. Siehe die Entwicklung in Dresden. Und wenn dann noch die sich weiter verhärtende Arbeitslosigkeit betrachtet wird mit voraussichtlichen Kürzungen bei den Sozialleistungen, frag ich mich doch, wo die Einkommensschwachen denn in Zukunft leben sollen. Und genau dafür gibt es solche Quartiere.


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