Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: @Odin - Ohne Kommentar...

Ekki, Tuesday, 13.09.2005, 20:26 (vor 7003 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: @Odin - Ohne Kommentar... von Odin am 13. September 2005 16:03:40:

Hallo Odin!

Mit allem Vorbehalt möchte ich jedoch die These in den Raum stellen, daß die "verhinderten" Erzieher und Primarstufen-Pädagogen in der Minderheit sind und die o.g. Berufe von der Mehrheit der Männer aus freier und wohlüberlegter Willensentscheidung heraus gemieden werden.

Kinder werden das, was sie an Erwachsenen sehen, was sie werden können. Sehen sie kaum Männer als Lehrer, denken sie, das ist ein Frauenberuf. "Schade", "ich wärs gern geworden, aber wenns ein Frauenberuf ist..."

Da kann ich nun wirklich wunderschön aus meinem eigenen Leben plaudern:

Ich habe ja mehrfach erwähnt, daß ich Übersetzer bin. Und bei diesem Studium schlug der von Dir genannte Faktor voll durch:

Nicht nur, daß ich vor dem Studium zu hören bekam, daß sei doch ein typisches Frauenstudiu, nein, im Studium selbst wurde es noch viel schlimmer:

Die Übersetzer- und Dolmetscherfakultät der Universität Mainz in Germersheim, an der ich studierte, liegt fernab der übrigen Uni in der Provinz und hat einen Frauenanteil von weit über 90%[/u] (bei - zu meiner Zeit - rd. 2000 Studenten).

Beinahe jeder männliche Studierende, der nach Germersheim kam, kam dorthin mit der Vorstellung "Toll, hier bin ich Hahn im Korb", und jeder machte die Erfahrung, daß genau das Gegenteil der Fall war: Die Studentinnen waren alles andere als begeistert von dieser Einstellung und warfen den Männern vor, nur auf "Frischfleischsuche" zu sein. Außerdem war in dieser Zeit (ich studierte von 1983 bis 1990) der Feminismus in Form des Frauenreferats ziemlich aktiv und auf dem Trip von Alice Schwarzers "Alle-Männer-sind-potentielle-Vergewaltiger"-Feminismus. Des Weiteren hat es viele Fälle gegeben, in denen Studentinnen oder Studenten nach Germersheim kamen, irgendwo schon eine(n) feste(n) Freund(in) hatten, und die Beziehung dann mit viel Herzeleid auseinanderging, weil sie die räumliche Trennung nicht verkraftete - meistens ausgerechnet zum Zeitpunkt der Vorprüfung, wo man Liebeskummer besonders gut gebrauchen kann. Und schließlich war unter den Studentinnen, die sich für Männer interessierten, die Einstellung verbreitet: "Männer, die Sprachen studieren, sind keine richtigen Männer. Wir suchen uns unsere Partner lieber woanders"[/u][/b] - z.B. an der Technischen Hochschule Karlsruhe, die nicht allzuweit entfernt war.

Ein tolles Bild, nicht wahr?

Einerseits ...

Radikalfeminismus,

andererseits ...

ganz "traditionelle" Forderungen an die Männer.

Ich müßte lügen, wenn ich behauptete, daß ich in diesem Studium keinen psychischen Knacks wegbekommen hätte: Die besten Jahre des Lebens, wo man lernen und lieben will, in Hinsicht auf das Letztgenannte total leer ausgegangen.

Ich müßte aber auch lügen, wenn ich behauptete, daß mir dies etwa die Freude an dem gewählten Beruf verleidet hätte.

Eben jene Freude und Liebe zum Übersetzerberuf hat mich über alles hinweggetragen - über das unerfüllte Verlangen nach Partnerschaft an der Uni, und später auf dem Arbeitsmarkt über die deprimierend lange und erfolglose Suche nach einem Arbeitsplatz, denn ich dann schließlich doch gefunden habe.

Man kann das Ganze übrigens sehr stark verallgemeinern:

Der größte Prüfstein dafür, ob einem Menschen wirklich an etwas liegt, ist, ob er bereit ist, den Widerständen, die sich ihm in den Weg stellen, mit äußerster Ausdauer die Stirn zu bieten und sich auf Biegen oder Brechen[/u] durchzukämpfen.

Und eben dies wird jeder Mensch tun, dem wirklich an etwas liegt. Und gegen diesen eisernen Willen, der nur aus einer wirklichen Berufung[/u] heraus kommt, kann auch keine frühkindliche Suggestion etwas ausrichten.[/u]

Und das wollen wir doch allen Beteiligten wünschen - daß alle[/u] diejenigen Männer (und Frauen) - und nur[/b] diejenigen Männer und Frauen - den Beruf des Erziehers oder Primarstufen-Pädagogen ergreifen, die im besten Sinne dazu berufen[/u] sind.

Gruß

Ekki


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