Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

@Sven & Anwortenschreiber

noname, Monday, 28.11.2005, 19:16 (vor 6926 Tagen) @ Antwortenschreiber

Als Antwort auf: Re: Abtreibung und Adoption von Antwortenschreiber am 28. November 2005 09:54:

Hallo Sven und Antwortenschreiber!

Mein Posting ist vor allem im Kontext der Abtreibungsdebatte (siehe Zombies unter uns), die hier vor kurzem stattfand, zu verstehen. Auf der einen Seite gab es die Abtreibungsgegner, die mit der befruchteten Eizelle den Embryo als "Komplett", "Mensch" oder "Individuum" betrachteten und alle Versuche, dagegen zu argumentieren, mit teils üblen moralischen "Keulen" abblockten. "Das Leben sei unter allen Umständen zu schützen und alles andere sei als Nachrrangig zu betrachten" Auf der anderen Seite gab es Abtreibungsbefürworter, die den Schwangeren mit Verweis auf biologische Tatsachen das "Recht" (eig. Straffreiheit) auf Abtreibung in ihrer heutigen, deutschen Form einräumen wollten.

Bei den biologischen Hinweisen der Abtreibungsbefürworter wurden gerne die Argumente "fehlendes Bewusstsein bis zu einem gewissen Zeitpunkt der Entwicklung" und "mangelndes Schmerzempfinden" in Feld geführt und darauf hingewiesen, dass die Interessen der Schwangeren sich in Anbetracht der Schwangerschaft nicht plötzlich in Wohlgefallen auflösen würden. Nicht zuletzt verwies man gerne auf die Möglichkeit, dass Frauen durch Verhütung ein Schwangerschaft komplett verhindern könnten und sich einem Abwägen moralischer Fragen auf diese Weise vollends entziehen könnten. Sollte sich trotz einer etwaigen Verhütung (oder gar wegen Nachlässigkeit) dennoch ein Kind bei der Frau einnisten, habe sie ihr Schiksal zu tragen, das kind auszutragen und könne nach der Geburt das Kind zur Adoption freigeben.

Ich stelle hier eine einfache praktische Frage an jene Abtreibungsgegner (Hardliner). Nämlich: Was wäre, wenn die Forderung der Abtreibungsgegner sich durchsetzte und Abtreibung in Zukunft verunmöglicht würde. Jene Frauen, die sich mit dem Gedanken quälen, ein Kind abtreiben zu lassen und es auch tun würden (wie gesagt ca. 130.000), würden sich ja aufgrund einer neuen Regelung wohl kaum plötzlich FÜR das Behalten des Kindes entscheiden. Insofern halte ich meinen Schluss, dass aus den 130.000 abgetriebenen Föten 130.000 Kinder würden, die auf eine Adoption warten für legitim und stelle nach Vergleich mit der "Nachfrage" durch adoptivbereite Eltern fest, dass ca. 120.000 Kinder nicht versorgt werden würden.

Das heisst, es geht mir weniger um die Frage, warum die Zahlen nun so sind wie sie sind. Vielmehr stelle ich fest, dass der Hinweis an die abtreibungsbereiten Schwangeren, sie können ja das Kind zur Adoption freigeben, aus Sicht der Abtreibungsgegner unter Umständen die moralische, sich während der Schwangerschaft stellende Frage, löst. Dafür wirft sich aber ein neue Frage z.B. nach der praktischen Umsetzung und in deren "Fahrwasser" auch eine neue moralische Frage auf. Sollte man es den 120.000 wirklich zumuten, ohne Eltern aufzuwachsen?

mfg
noname


gesamter Thread:

 

powered by my little forum