Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Pro Manndat ;-)

Eugen, Wednesday, 11.02.2009, 13:40 (vor 5764 Tagen) @ Ambivalenter

Ambivalenter schrieb (ich zitiere zur Bequemlichkeit der Leser vollständig)

Manndat argumentiert, mit wenigen Ausnahmen, i.d.R. auf staats- bzw.
verwaltungsrechtlicher Ebene. Berechtigterweise! Allerdings haben diese
juristischen Betrachtungen selten etwas mit den Lebensrealitäten von
durchschnittlichen Männern zu tun, worin vielleicht auch einer der Gründe
liegt, warum die Benachteiligung von Männern einigen Zeitgenossen zu
abstrakt und unglaubwürdig erscheint.

Der Verein verfolgt m.E. dabei eine Top-down Strategie, die zuerst die
rechtliche Benachteiligung ausmacht und dann erst auf die Suche nach deren
realen gesellschaftlichen oder individuellen Auswirkungen geht (diese aber
häufig leider auch nur oberflächlich betrachtet). Anders die
sozialpolitische Betrachtungsweise, die praktische Benachteiligungen
feststellt und infolgedessen, mit dem Ziel die reale Lebenssituation zu
verbessern, die rechtlichen oder politischen Rahmenbedingungen überprüft.

Beispiel: Manndat argumentiert, dass Männer im Gesundheitssystem
benachteiligt werden, weil die Operationsmethode bei Prostatakrebs nicht
dem internationalen medizinischen Standard entspricht. Das ist zweifelsohne
richtig. Und es ist auch gerechtfertigt, wenn als logische Konsequenz eine
Anpassung in den entsprechenden Gesetzen des SGB VII gefordert wird. Die
sozialpolitische Betrachtungsweise setzt allerdings bei den Patienten
selbst an und stellt fest, dass diese aufgrund der OP-Methode vermehrt von
physischen oder psychischen und zuweilen auch sozialen Beeinträchtigungen
betroffen sind, und fordert infolgedessen vom Gesetzgeber >bottom-up < eine
Verbesserung der medizinischen Versorgung - ggf. (und das ist der
Unterschied) auch ohne das Wissen, ob es überhaupt eine bessere Alternative
gibt. Es besteht also echter Bedarf, der auch moralisch anders zu bewerten
ist. Nichtsdestotrotz sind natürlich beide Gründe und die daraus folgenden
Forderungen gleichermaßen berechtigt, aber die Top-down Strategie wird,
wenn von Seiten der Patienten keine Klagen kommen, schwer vermittel- und
durchsetzbar sein. Recht und Rechtsempfinden sind nunmal zwei verschiedene
Paar Schuhe. Und da die Politik sogar sehr stark durch das Rechtsempfinden
der Gesellschaft beeinflusst wird (und vice versa), können rechtspolitische
Forderungen, ohne sozialpolitisches Äquivalent, schnell als reine
Rechthaberei - des Prinzip willens - wahrgenommen und abgelehnt werden.
Genau dieses Problem besteht ja auch in vielen männerpolitischen Bereichen,
weil Männer sich nicht als benachteiligt und die politischen Forderungen
als überflüssige Rechthaberei, vielleicht sogar als Beleg für Chauvinismus
im eigentlichen Sinne wahrnehmen und ablehnen! Manndat täte also m.M.n. gut
daran, nicht nur mit formalrechtlichen Fakten zu argumentieren, sondern
auch einen sozialpolitischen Bedarf aufzuzeigen und diesen Aspekt
vielleicht sogar zu betonen.

Die Top-down Strategie hat zudem noch den Nachteil, dass ein Großteil der
Benachteiligungen gar nicht erst erfasst weden kann. Zum Beispiel, dass
die m.W. rund 90 Prozent aller prekär entlohnten Zeitarbeiter Männer sind,
und ebensowenig die Ursachen von Obdachlosigkeit. In dieser
Betrachtungsweise besteht die Benachteiligung der Männer darin, dass sie
rund 90 Prozent aller von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen ausmachen.
Die sozialpolitische Betrachtungsweise sieht die Benachteiligung von
Männern darin, dass sie überhaupt in Lebenssituationen geraten können, in
denen sie sozial nicht aufgefangen werden, und aus denen sie dann
ungebremst in die Obdachlosigkeit abgleiten können. Das sollte man
vielleicht in den Vordergrund stellen und nicht NUR mit statistischen
Zahlen argumentieren.

Das ist zunächst eine durchaus ernsthafte kritische Überlegung, die auch ohne weiteres Gegenstand Manndat-interner Diskussionen sein könnte.

Es ist allerdings nicht so, dass eine top-down Strategie verabredet wurde oder beschlossen ist. Wenn überhaupt, dann hat sie sich ergeben. Es haben sich ja nicht vor fünf Jahren eine Handvoll Leute hingesetzt und beschlossen, wie machen jetzt top-down. Man sollte dabei das Prozesshafte im Blick behalten.

Des weiteren kann ich sagen, dass es durchaus unmittelbare persönliche Betroffenheiten bei unseren Mitgliedern und Unterstützern gibt, die auch in die Themenauswahl mit einfließen. Ich selbst musste 18 Monate Zwangsdienst leisten, was ich nicht gerne gemacht habe, und muss erleben, dass die "Karriere" beim Miltär den Frauen heute als Option angeboten wird, für Männer aber weiter ein Zwang bleibt. Meine Krankenversicherung wollte von mir einen Zuschlag für Schwangerschafts- und Geburtsrisiken kassieren (gem. AGG) und gerade stelle ich fest, dass die billigste und halbwegs brauchbare Methode zur Prostatakrebsvorsorgeuntersuchung (PSA-Bestimmung) von den Kassen nicht bezahlt wird. Etliche unserer Mitglieder werden durch Scheidungsfolgen ungerechterweise und so drastisch eingeschränkt, dass wir sogar einen Passus in der Geschäftsordnung haben, der für solche Fälle Beitragsbefreiung vorsieht.

Also da fließt mehr ein, als man unseren Veröffentlichungen vielleicht ansehen mag. Aber unter Umständen muss man die persönlichen Bezüge tatsächlich auch immer wieder betonen, da stimme ich durchaus zu, denn Manndat aus Rechthaberei, als l´art pour l´art wäre mein Ding nicht.

Ein anderer Aspekt: Die Pläne und Maßnahmen des institutionaliserten Feminismus haben ja, was Frauen betrifft, durchaus keine nennenswerte Bodenhaftung. Will sagen: Da wird beispielsweise mit lohndiskriminierten Frauen operiert, um eine Männersteuer durchzusetzen. Noch ist kein Mann durch eine Männersteuer benachteiligt, zumindest nicht unmittelbar(!), aber wir müssen nicht abwarten, bis Feministinnen das durchgesetzt haben, um dann eine reale Betrioffenheit artikulieren zu können.

Also das ist eine äußerst vielschichtige Gemengelage.

Und das mit alternativen
Lebensformen ist defintiv nicht unser Anliegen.


Ich denke, hier liegt ein Definitionsproblem vor, was unter "alternativen
Lebensformen" überhaupt verstanden werden kann. Oder aber auch nicht. Dann
würdest du allerdings bestätigen, dass Manndat in der Wahl seiner Klienten
sehr eingeschränkt ist - und sich eben nicht für Männer im Allgemeinen
einsetzt, sondern nur für eine bestimmte Gruppe. Ich jedenfalls meine mit
alternativen Lebensformen nicht die zur Radikalität oder den Sternen
tendierenden Randgruppen.

Der wichtigste Aspekt dabei (aus meiner Sicht, bitte sehr): Wir sollten jedenfalls keinen männererziehenden Ansatz fahren. Es gibt genug andere die das machen, berechtigt oder nicht, aber es gibt kaum welche, die eine klare männerrechtliche Linie verfolgen.

Meine Kritik bezog im
Kern darauf, dass Manndat keinesfalls jedermann mit offenen Armen empfängt,
sondern nur Gleichgesinnte gerne gesehen sind. Ob dadurch aber der Verein
an Skills dazugewinnt, ist eher unwahrschenlich.

Es gibt eine verabredete Strategie bei Manndat, die ich jetzt nicht im Detail ausbreiten will. Aber diese bedingt, dass wir nur mit bestimmten Leuten zusammen arbeiten können.

Wie wäre es mit simpler Aufklärung, also Kampagnen, oder verstehst du
darunter etwa schon "Umerziehung"?

Das können wir nicht leisten. Das ist völlig illusorisch. Dafür haben wir weder personelle noch finanzielle Möglichkeiten. Wir können nur das machen, was wir machen können.

Ja, ich habe diesen Thread mit Interesse gelesen! Die Forderung ist so in
der Tat unberechtigt. Nicht aber weil es dabei um Ernährung geht, sondern
um ideologisch überlagerten Vegetarismus. Ernährung ist hingegen sehr wohl
ein Männerthema ...

Es gibt viele Männerthemen, deren Berechtigung ich gar nicht bestreite. Ich habe die Hoffnung, dass unsere Stärke in der Beschränkung auf ein bestimmtes Thema liegt.

Ich habe nur einen Verein mit über 400 Leuten geleitet. Die besten
Erfahrungen habe ich damit gemacht, den Leuten freie Hand zu lassen, sie
aber auch in die Eigenverantwortung zu nehmen. Wenn sich jemand für ein
Randthema der Männerpolitik interessiert, laß ihn machen. Solange es nicht
"vereinsschädigend" oder zu radikal ist ...

Das entspricht nicht unbedingt meinem Verständnis. Die Mitglieder machen Manndat. Sie sind mündig. Ich bin kein Kindermädchen. Wenn ein vereinsschädigendes Verhalten zu Tage tritt, dann besprechen wir (die Mitglieder) das, stimmen nötigenfalls ab und ziehen Konsequenzen.

Aber die Ressourcen von Manndat sollen für unsere Ziele einegsetzt werden. Es würde mich interessieren, wie du es geschafft hast, divergierende Projekte von dutzenden oder hunderten Mitgliedern im Auge zu behalten, um sie nach außen vertreten zu können. Was war das für ein Verein? Existiert er noch? Oder warum hast du aufgehört? Ich bin kein Vereinsprofi und bin für jeden Tipp dankbar, geren auch privat, wenn es nicht anders geht.


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