Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Werden verunsicherte Männer zum Macho?

Maesi, Friday, 06.01.2006, 20:46 (vor 6887 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Werden verunsicherte Männer zum Macho? von Odin am 05. Januar 2006 23:24:58:

Hallo zusammen

Werden verunsicherte Männer zum Macho?
Fühlt sich ein Mann nicht als Mann, gebärdet er sich um so „männlicher"
Warum fahren manche Männer große Autos, befürworten den Krieg und leh­nen Homosexualität vehement ab? Ist das Bild vom knallharten, virilen Mann eventuell nur eine Fassade, hinter der sich in ihrer Männlichkeit verunsi­cherte Männer verstecken?
Der amerikanische Soziologe Robb Willer von der Cornell University über­prüfte das Konzept der „männlichen Überkompensation" in einer eigenen Studie, deren Ergebnisse er im August 2005 auf der Jahrestagung der Ameri­can Sociological Association in Phila­delphia vorstellte. 111 Studenten und Studentinnen nahmen an der Über­prüfung teil und beantworteten zuerst
viele Fragen zur eigenen Geschlechts­identität sowie zu ihrer politischen Ein­stellung. Anschließend bekamen sie ei­ne vermeintlich auf der Auswertung ih­rer Antworten beruhende Rückmel­dung, die ihnen eine weibliche oder eine männliche Identität bescheinigte. Welches Feedback die Probanden er­hielten, blieb allerdings in Wirklichkeit dem Zufall überlassen.
Nun begann der entscheidende Teil der Studie. Mit dem Wissen um ihre (angebliche) weibliche oder männliche Wirkung auf andere beantworteten die Studierenden weitere Fragen. So soll­ten sie über ihre politische Haltung Auskunft geben und sich dazu äußern, ob sie George W. Bushs Haltung im Irakkrieg befürworteten oder ablehn­ten. Zu guter Letzt sollten sie sich für ein neues Auto entscheiden.
Die Einstellungen der weiblichen Befragten änderte sich durch das ih­nen zuvor mitgeteilte Feedback nicht. Egal ob ihnen eine männliche oder weibliche Identität unterstellt worden war, ließen sie sich in ihren Meinun­gen nicht beirren. Ganz anders die Männer. Wurde ihre männliche Iden­tität durch die Rückmeldung infrage gestellt, gebärdeten sie sich besonders männlich. Sie unterstützten dann ten­denziell öfter den Irakkrieg, wollten sich einen möglichst protzigen Gelän­dewagen kaufen und lehnten die gleich­geschlechtliche Liebe unter Männern entschiedener ab. In ihrer Maskulinität verunsicherte Männer gaben auch zu Protokoll, sich beschämter, schuldiger und feindseliger zu fühlen als in ihrer Männlichkeit bestätigte Männer.
Dagmar Knopf
entnommen aus Psychologie heute

Was es nicht alles fuer Studien gibt!

Das Ziel der Untersuchung war offenbar die Ueberpruefung des 'Konzepts der maennlichen Ueberkompensation'. Logischerweise kann man damit ein moeglicherweise ebenfalls vorhandenes 'Konzept der weiblichen Ueberkompensation' gar nicht feststellen, weil die beiden 'Konzepte' sich wesentlich voneinander unterscheiden. Wenn man also gezielt Fragen stellt, die vom gesellschaftlichen Mainstream eher mit maennlichem Verhalten und maennlicher Identitaet assoziiert wird, den Probanden sodann u.U. eine weibliche Identitaet attestiert und die Fragen nochmals stellt, dann werden eben nur Maenner sich allenfalls in ihrer maennlichen Identitaet verunsichert fuehlen koennen. Wuerde man hingegen Fragen stellen, die vom gesellschaftlichen Mainstream eher mit weiblichem Verhalten und weiblicher Identitaet assoziert wird, den Probanden u.U. ein maennliche Identitaet attestieren, dann wuerden vermutlich viele Frauen sich ebenso in ihrer Geschlechteridentitaet verunsichert fuehlen. Robb Willer hat lediglich nachgewiesen, dass Maenner tendenziell empfindlich reagieren, wenn ganz spezifisch ihnen ihre maennliche Geschlechtsidentitaet abgesprochen wird; wie Frauen reagieren, wenn ganz spezifisch ihnen ihre weibliche Geschlechtsidentitaet abgesprochen wird, kann man daraus ueberhaupt nicht ableiten; der Test ist sozusagen unvollstaendig. Ob der Soziologe Willer sich dessen bewusst ist, vermag ich nicht zu beurteilen; bei der Autorin des Artikels, Dagmar Knopf, kann man hingegen davon ausgehen, dass ihr die Unvollstaendigkeit des Tests nicht bewusst ist oder sie diese Tatsache ignoriert.

Asymmetrisch-geschlechtsspezifische Untersuchungen gibt es in der Soziologie allerdings zuhauf. Sie werden nicht zuletzt von einer feministisch dominierten Gleichstellungspolitik, die eine bestimmte ideologische Erwartungshaltung gegenueber der soziologischen Wissenschaft hegt, durch eine gezielte Vergabe von Geldmitteln und Forschungsauftraegen an die Soziologen geradezu provoziert. Besonders eindruecklich ist dieses Phaenomen der geschlechterspezifischen Konditionierung der Soziologie bei Untersuchungen zu Haeuslicher Gewalt zu beobachten. Seit ueber 25 Jahren ist bekannt, dass eine aehnlich hohe Zahl von Frauen in Beziehungen physisch gewalttaetig wird wie Maenner. Dieses Faktum hat sich bislang aber noch kaum in der weitergehenden Forschung zur Haeuslichen Gewalt niedergeschlagen. Bei jeder Gelegenheit verkuenden uns die Gralshueterinnen der Gleichstellungspolitik vielmehr, dass Haeusliche Gewalt maennlich sei, und sie stuetzen sich auf entsprechende Forschungsresultate. Wenn man die zugrundeliegenden wissenschaftlichen Publikationen jedoch naeher betrachtet, stellt man fest, dass sie entweder auf nichtrepraesentativen Statistiken (Polizeistatistiken) beruhen, dass sie gezielt nur ganz bestimmte Gewaltkonstellationen (Mann schlaegt Frau) thematisieren und andere Konstellationen ignorieren, oder aber dass die an sich geschlechtsneutralen Untersuchungsergebnisse nachtraeglich von den Auftraggebern in der Geschlechterpolitik selektiv gelesen und im feministischen Sinne uminterpretiert werden, und sodann eine 'gefilterte' Version via die Medien an die Bevoelkerung abgegeben wird.

Ein weiteres Problem der Soziologie ist die Intention, mit der Menschen dieses Studium ergreifen. Ein IMHO nicht unerheblicher Teil waehlt aus politisch-ideologischen Gruenden diese Studienrichtung und verwendet die Ausbildung weniger zur neutralen wissenschaftlichen Erforschung der menschlichen Gesellschaften sondern zur wissenschaftlichen Verbraemung ihrer ideologischen Vorurteile ueber die Gesellschaft, die Ideologie wird damit ueber die wissenschaftliche Methodik gestellt. Ich bin sogar der Meinung, dass nicht wenige derart ausgebildete 'Soziologen' spaeter in buerokratischen Machtpositionen unterkommen, wo sie die nachkommenden Generationen von Soziologen ebenfalls auf ihren 'weltanschaulichen Kurs' zwingen. Ein 'harter Kern' aus ideologisch motivierten 'Wissenschaftlern' kann dadurch zumindest bestimmte Teile der Soziologie unterwandern und in ihrem Sinne korrumpieren. Dabei reklamieren sie eine wissenschaftliche Autoritaet in dem von ihnen besetzten thematischen Teilgebiet, die von anderen Soziologen kaum je angezweifelt wird; folgerichtig nehmen auch die serioes arbeitenden Kollegen die ideologisch-motivierten Arbeiten dieser 'Autoritaeten' fuer bare Muenze, obwohl bei naeherer Betrachtung deren wissenschaftliche Maengel sehr schnell offenbar wuerden. Dabei mag man aus einer gewissen 'Furcht' oder 'Bequemlichkeit' heraus Auseinandersetzungen mit diesen wissenschaftlich ausgebildeten Ideologen meiden, denn auch Auseinandersetzung zwischen Wissenschaftlern koennen recht unkultiviert gefuehrt werden - insbesondere, wenn der Gegner weltanschauliche Praemissen ueber die wissenschaftlichen stellt. Jedenfalls waere die soziologische Untersuchung von ideologisierten 'Wissenschaftlern' und deren Einfluss in Politik und Buerokratie (etwa als 'unabhaengige' Berater oder als 'wissenschaftliche Ausbilder' in Schulungen von Richtern und Vollzugsbeamten), sowie die Rueckkopplung wiederum auf die (noch) nicht ideologisierten Wissenschaftskollegen ausserordentlich aufschlussreich und wuerde wohl bei der soziologischen Zunft selbst allerhand Erstaunen ueber die zutage gekommene Manipulation/Vereinnahmung dieser Wissenschaft durch Ideologen ausloesen.

Zurueck zu Robb Willer: vielleicht ist er ein serioeser Wissenschaftler, der sich ganz auf die Erforschung von Maennern und ihrem Verhalten in der Gesellschaft konzentriert, vielleicht ist er ein feministischer Ideologe im Soziologengewand, der mit seiner Untersuchung lediglich einen weiteren maennlichen 'Mangel' ans Tageslicht bringen will, vielleicht beugt er sich auch voellig opportunistisch dem Druck der Geschlechterpolitiker, die von der Soziologie geschlechterspezifische Ergebnisse erwarten, die Maenner eher 'schlecht' und Frauen eher 'gut' aussehen lassen und das mit Forschungsgeldern und -auftraegen entsprechend honorieren. Aus dem Artikel allein laesst sich nicht herauslesen, welcher Kategorie er angehoert. Sollte er der ersten Kategorie angehoeren muesste man immerhin danach fragen, ob bzw. inwieweit es ueberhaupt sinnvoll ist, maennliches und weibliches Verhalten im soziologischen Kontext getrennt voneinander zu untersuchen, oder ob nicht die gegenseitigen Wechselwirkungen und Zusammenhaenge zwischen beiden Verhaltensweisen derart stark sind, dass eine Aufspaltung aus wissenschaftlicher Sicht nicht zweckmaessig erscheint; als Laie kann ich diese Frage natuerlich nicht beantworten. Vielleicht hat Herr Willer sogar das 'Konzept der weiblichen Ueberkompensation' ebenfalls untersucht, nur dass das die 'Psychologie heute' (aus welchen Gruenden immer) nicht erwaehnt hat. Die Crux der feministisch-korrumpierten Wissenschaft liegt ja gerade darin, dass sie oberflaechlich betrachtet recht serioes daherkommt und nicht so ohne weiteres als Ideologie entlarvt werden kann - deshalb fallen auch so viele Leute (sogar manche Wissenschaftler) darauf herein.

Gruss

Maesi


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