Re: Was ist ein Macho?
Als Antwort auf: Re: Was ist ein Macho? von Odin am 11. Januar 2006 22:23:05:
Hallo Odin
Die festgestellte Reaktion als solches habe ich ja auch nicht bestritten. Ich zweifle jedoch an, ob Willer wirklich maennliche Geschlechtsidentitaet gemessen hat; vielmehr hat er etwas gemessen, woran ER maennliche Geschlechtsidentitaet aufhaengt, und durch seine Fragestellung hat er das von IHM erwartete Ergebnis wenigstens teilweise provoziert. Es ist sogar fraglich, ob es DIE maennliche Geschlechtsidentitaet ueberhaupt gibt, was ja von anderen hier im Forum ebenfalls thematisiert wurde. Zumindest einen der wenigen konkret aufgefuehrten Messindikatoren (naemlich die Zustimmung zu Bushs Irakpolitik) habe ich IMHO als untauglich demaskiert. Ueber moegliche Stoerfaktoren waehrend des Tests habe ich noch nicht einmal ein Wort verloren.
Ich denke, es ist notwendig, dass Du dir das Ursprungsposting nochmal durchliest. Du sprichst von etwas ganz anderem.
Stell dir vor, dir stellt jemand 100 Fragen. Darunter auch den, nach deiner Lieblingsblume. Du sagst: Rosen
Dann kriegst du ein fingiertes Testergebnis und dort steht, dass du eher weibliche Züge hast.
Dann kriegst du dieselben 100 Fragen nochmal und plötzlich sagst du zu deiner Lieblingsblume: Ich mag Kakteen am liebsten.
Da ist doch deine vorherige Einstellung zu Männlichkeit und die Einstellung des Interviewers völlig wurscht. Die Frage ist doch, warum du plötzlich deine Ansicht zu deiner Lieblingsblume geändert hast und warum dir dies wichtig war. Wieso verunsichert dich das erste Testergebnis so, dass du plötzlich angiebst, dass du Kakteen bevorzugst (obwohl das ja nicht richtig sein kann, denn deine vorherige ehrliche Antwort war ja: Rosen)
Im Ursprungsposting steht etwas von 'politischer Einstellung' (Zustimmung zu Bushs Irakkrieg) sowie dem 'Entscheid fuer ein neues Auto'; von Rosen und Kakteen steht dort nichts. Offensichtlich hast Du einen Informationsvorsprung bezueglich Robb Willers Untersuchung. Oder hast Du Dir das jetzt einfach aus den Fingern gesogen?
Und warum sind Frauen hier weniger beeindruckbar?
Vielleicht aeussert sich ihre Beeindruckung anders (z.B. durch Verhaltensaenderung)? Moeglicherweise waren die Fragen (so wie ich vermute) dazu geeignet, eher Maenner emotional aufzuwuehlen als Frauen? Vielleicht sind Frauen tatsaechlich in ihrer Geschlechtsidentitaet weniger beeindruckbar? Es ist Aufgabe des Wissenschaftlers alle moeglichen Alternativen zu beruecksichtigen. Inwieweit Willer das getan hat, sieht man im geposteten Text leider nicht. Das wenige Konkrete, das darin steht, ist hingegen geeignet eine Fragestellung zu vermuten, die einfach die ueblichen Geschlechterklischees auswalzt. Inwieweit die Maenner in ihrer Geschlechtsidentitaet tatsaechlich verunsichert wurden oder einfach fuer sie im Grunde bedeutungslose Klischees bedient haben, ist aufgrund des Artikels nicht abzuschaetzen. Ganz abgesehen davon, ist keine einzige quantitative Angabe zur Verhaltensaenderung aus dem Bericht zu entnehmen; eigentlich verwunderlich, denn meist werden haarklein die Zahlen genannt, da sie Objektivitaet vermitteln - selbst wenn es sich nur um eine Scheinobjektivitaet handelt.
Und warum gibt es plötzlich mehr Kriegsbefürworter?
Hätte ja auch sein können, dass sie sagen: Toll, ich bin eher weiblich. Dann paßt es ja sogar noch besser, dass ich gegen den Irak-krieg bin.
Dem war aber nicht so.
Die Befragten selbst haben entschieden, dass es für ihre "Männlichkeit" besser ist, wenn sie für den Irak-krieg sind.
Vielleicht war deren Gedankengang so, vielleicht auch nicht. Moeglicherweise sind den Probanden in Bezug auf ihre maennliche Geschlechtsidentitaet aber auch ganz andere Dinge als eine Zustimmung zum Irakkrieg wichtig, dann waere diese Meinungsaenderung relativ belanglos. Eben deshalb ist ja zunaechst eine individuelle Eichung der Getesteten auf ihre ganz individuell empfundene Geschlechtsidentitaet notwendig, damit man den Grad der Verunsicherung messen kann. Desweiteren sind Studenten noch relativ jung und sich moeglicherweise ihrer Maennlichkeit noch nicht so sicher; eine Uebertragung auf alle Maenner ist auch aus diesem Grunde fragwuerdig - schon wieder eine offensichtliche Schwaeche in Herrn Willers Studie.
Mir ging es aber v.a. um folgendes:
1. Inwieweit genuegt Herrn Willers Untersuchung wissenschaftlichen Anspruechen und
2. wie werden wissenschaftliche Untersuchungen in der Fachpresse/den Medien dargestellt.
Zu Punkt 1 habe ich eine ganze Reihe von moeglichen Schwachstellen aufgezaehlt. Erst wenn moeglichst alle Schwachstellen ausgeschaltet sind, kann eine solche Studie das Attribut 'wissenschaftlich' in Anspruch nehmen. Zur Testmethodik gibt der gepostete Text so gut wie gar nichts her, und auch die Ergebnisse werden eher vage dargestellt. Sowas macht mich schon mal stutzig. Aber moeglicherweise hast Du einen Link auf Willers Originaluntersuchung, dann lassen sich meine Einwaende ja leicht widerlegen - oder vielleicht bestaetigen. Deshalb habe ich auch geschrieben, dass ich Herrn Willer womoeglich Unrecht tue; aber solange die Wissenschaftlichkeit seiner Untersuchung nicht erwiesen ist, bleibe ich skeptisch. Dieser Skeptizismus ist IMHO gerade in der Soziologie besonders angebracht, denn mancher Soziologe scheint von wissenschaftlicher Methodik nur wenig zu verstehen oder schert sich keinen Deut darum. Bislang warst Du jedenfalls nicht in der Lage, auch nur einen einzigen von mir geaeusserten Zweifel zu entkraeften. Dir steht es dessenungeachtet natuerlich voellig frei, blauaeugig daran zu glauben, dass Herr Willers Untersuchungen allen wissenschaftlichen Anspruechen genuegt.
Punkt 2 hingegen ist ganz klar. Sofern Robb Willer tatsaechlich relativ serioes seine Untersuchung durchgefuehrt hat, spiegelt sich das im Artikel nicht wieder; der kommt vielmehr eher wie ein Bericht des Ehepaars Pease daher ('Warum Maenner nicht zuhoeren und Frauen schlecht einparken'). In den sehr spaerlichen Angaben werden exakt jene gaengigen Klischeevorstellungen bedient, die der Leser solcher Buecher gerne sehen moechte. Der Artikel dient IMHO weniger dazu eine wissenschaftliche Untersuchung zu praesentieren sondern vielmehr einer ideologisch gewollten Stimmungsmache; dafuer spricht auch, dass ueber die Durchfuehrung der Untersuchung nur wenig berichtet wird. Frau Knopf erwaehnt vielmehr einfach das 'Ergebnis' (Verunsicherung der Maenner), begruendet das mit exakt jenen Fragen, die die 'verunsicherten' Maenner in einem negativen Bild erscheinen lassen (Kriegsbefuerworter, protzige Autos bevorzugend), wobei der Anteil der 'verunsicherten' Maenner noch nicht einmal grob quantifiziert wird (also alle Maenner?) und stellt dem die selbstsicheren Frauen (also alle Frauen!) entgegen. Selbst wenn Herr Willer schlampig gearbeitet haben sollte, kann ich nicht glauben, dass er nur SO wenig in seinem Abschlussbericht zu sagen hatte, wie in Frau Knopfs Artikel steht. Zu diesem Aspekt hast Du gleich gar nichts mehr geschrieben. Vielleicht weil auch Dir die offensichtlichen Schwaechen in Frau Knopfs Schreibe bewusst sind?
Gruss
Maesi
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Odin,
06.01.2006, 01:24
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- Re: Werden verunsicherte Männer zum Macho? - Moni, 06.01.2006, 22:44
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- Re: Werden selbstunsichere Frauen zu Dummschwätzerinnen? - Moni, 07.01.2006, 11:16
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- Re: Werden verunsicherte Männer zum Macho? - Conny, 07.01.2006, 18:11
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- Re: Werden verunsicherte Männer zum Macho? - Odin, 08.01.2006, 03:18
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- Männliche Tugenden - Krischan, 07.01.2006, 02:20
- Re: Werden verunsicherte Männer zum Macho? - Ferdi, 06.01.2006, 21:04
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Arkander,
06.01.2006, 19:49
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- Kann, muss nicht sein, WER ? weiß das schon - Pseudo-Experten-Schwachsinn (nT) - Sven, 06.01.2006, 12:34
- Re: Werden verunsicherte Männer zum Macho? -
Maesi,
06.01.2006, 20:46
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Rüdiger,
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ChrisTine,
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- Re: Werden verunsicherte Männer zum Macho? - Rainer, 07.01.2006, 21:28
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ChrisTine,
07.01.2006, 13:21
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Flint,
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Odin,
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Maesi,
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