Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Was ist ein Macho?

Maesi, Tuesday, 10.01.2006, 00:48 (vor 6884 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Was ist ein Macho? von Odin am 09. Januar 2006 00:33:28:

Hallo Odin

Es ist egal, wer was wie wofür hält, wichtig war lediglich in dem Artikel WAS DIE BEFRAGTEN FÜR EIN BILD VON MÄNNLICHKEIT HATTEN

Aus dem Artikel geht das leider nicht hervor. Dort steht naemlich:

'111 Studenten und Studentinnen nahmen an der Ueberpruefung teil und beantworteten zuerst viele Fragen zur eigenen Geschlechtsidentitaet sowie zu ihrer politischen Einstellung.'

Die Fragen wurden offensichtlich von Robb Willer ausgearbeitet. Ohne diese Fragen im Detail zu kennen, kann man unmoeglich abschaetzen, inwieweit Herr Willer seine eigenen Vorstellungen von Maennlichkeit hat einfliessen lassen, und inwieweit er tatsaechlich die Maennlichkeitsvorstellungen der Probanden herausgearbeitet hat. Die Art der Fragestellung ist gerade bei soziologischen/psychologischen Untersuchungen entscheidend; allzuschnell kann durch (unbewusst zustandegekommene) Formulierungen der Proband lediglich die Erwartungshaltung des Pruefers bedienen. Einen Hinweis gibt immerhin der zweite Teil des Tests: die Probanden wurden u.a. aufgefordert ihre Haltung zum Irakkrieg darzulegen und sich fuer ein neues Auto zu entscheiden - offensichtlich hatte Herr Willers selbst ganz bestimmte Vorstellungen, wie ein 'echter Mann' solche Fragen zu beantworten hat (Zustimmung zu Bushs Irakpolitik, Entscheidung zum Kauf eines protzigen Gelaendewagens), ansonsten haette er die veraenderte Einstellung zur maennlichen Geschlechtsidentitaet ja gar nicht so interpretieren koennen, wie er es getan hat.

Noch schlimmer: Herr Willer hat den Begriff 'maennliche Geschlechtsidentitaet' erkennbar negativ (Irakkrieg, 'protziges' Gelaendeauto) aufgeladen; also exakt das, was Wodan in Bezug auf den Begriff 'Macho' bemaengelt hat. Ob beabsichtigt oder nicht! Herr Willer sagt damit in erster Linie etwas ueber sich selbst und seine Einstellung zu 'maennlicher Geschlechtsidentitaet' aus - naemlich, dass er sie als 'schlecht' bewertet.

Tatsache ist, dass vor zwei Jahren nicht bloss die Mehrheit der amerikanischen Maenner sondern auch die Mehrheit der amerikanischen Frauen den Irakkrieg als 'notwendig' erachtet hat, auch wenn etwas weniger Frauen als Maenner dem zugestimmt haben; inzwischen hat sich die oeffentliche Meinung in Bezug auf Bushs Irakpolitik in den USA dramatisch veraendert. Wenn man allen Ernstes die Zustimmung zu Bushs Irakkrieg als Indikator fuer maennliche bzw. die Ablehnung als Merkmal einer weiblichen Geschlechtsidentitaet akzeptiert, muss man zwangslaeufig zum Schluss kommen, dass die amerikanische Gesellschaft innerhalb von nur zwei Jahren in erheblichem Ausmass 'verweiblicht' wurde und zwar in Bezug auf Maenner und Frauen gleichermassen; die Europaeer waren demgegenueber sozusagen schon immer stark 'verweiblicht'. Das ist natuerlich Schwachsinn. Vielmehr ist der Meinungsumschwung in den USA auf ganz andere Gruende zurueckzufuehren, womit sich das von Herrn Willer verwendete Kriterium zur Messung von maennlicher Geschlechtsidentitaet endgueltig als untauglich erweist.

Gruss

Maesi


gesamter Thread:

 

powered by my little forum