Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frage nach Zukunft / Zielen

susu, Monday, 01.05.2006, 18:29 (vor 6569 Tagen) @ Leser734

Als Antwort auf: Frage nach Zukunft / Zielen von Leser734 am 01. Mai 2006 11:27:

Ich lese hier schon lange mit und mir ist aufgefallen, dass
wohl nicht alle die gleiche Zielvorstellung haben.
Was sind nun die Ziele? Ich habe den Eidruck, dass die
Mehrheit hier das "alte" Familienbild, wie es zum Beispiel
bei Eva Hermann anklang, für nicht erstrebenswert halten.
Was ist die Alternative?
Etwa Gleichberechtigung? Das heisst eine symmetrische
Beziehung in Ehe/Partnerschaft, keine asymetrische wie
in den 50-ger Jahren oder wie im Islam?
Ich möchte zu gern wissen, wie es funktionieren soll.

Die Alternative lautet: Wahlfreiheit. D.h. eine selbstbestimmte Lebensplanung. Und in der Realität heißt das: Mehr Egoismus für Männer. Das klingt zwar bescheuert, aber recht eindeutig wird das z.B. bei Studienanfängern. Laut Spiegel von letzter Woche, wählen Männer vornehmlich Studienfächer, die Job-aussichten bieten, die zur Familienernährung ausreichen. Frauen hingegen wählen Studienfächer nicht nach diesem Gesichtspunkt. Der Gedanke liegt nahe, daß sich Männer, wenn sie die Ernährerfunktion nicht a priori annehmen auch in höherem Maße für "brotlose" Künste entscheiden würden. Das wiederum schafft ökonomische Tatsachen.

Ein zweiter wichtiger Punkt in der Beziehungskonzeption, die ich hier vorstelle ist der Gedanke der Unabhängigkeit. Im Film "Saved"(2004), erklärt Macaulay Culkin als Roland "I don´t want to be the guy who´s with the girl, because he needs her. I want to be the guy who´s with the girl because he wants her". In diesem Punkt geht meine Kritik am traditionellen (BTW, so traditionellen auch wieder nicht) weiter als im vorhergehenden, denn hier ist nicht die Bevorzugung dieses Modell Thema, sondern das Modell selbst. Das Versprechen, eine Beziehung bis zum Tode fortzuführen, bleibt heute nicht nur faktisch unerfüllt, sondern ist unter den Bedingungen in denen es stattfindet auch unerfüllbar. Eine Beziehung unter der Vermutung zu beginnen, sie ende nie, erzeugt eine Situation in der Partner versuchen, diesem Versprechen einen Inhalt zu verleihen und die Beziehung über deren Verfallsdatum zu führen. Das Ende ist geprägt von sich aufbauender Abneigung, weil beide das Gefühl haben, mehr hineinzustecken, als sie hinausbekommen. Oft geht dieser Phase eine Zeit der vermeintliche Sicherheit voraus, in dem allein die Annahme der ewigen Dauer als Versicherung derselben ausreicht. Das Ergebnis ist, daß über 20% der Scheidungen nicht einvernehmlich über die Bühne gehen, was also bei gut 40.000 Paaren im Jahr der Fall ist. Um Beziehungen nicht so enden zu lassen wären folgende Einstellungen sicher wichtig:
1) Diese Beziehung ist fragil.
2) Diese Beziehung ist nicht lebensnotwendig ("I can live, when living is without you...").
3) Wenn die Beziehung mir nichts bringt, werde ich sie rechtzeitig beenden.

susu


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