Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frage nach Zukunft / Zielen

Wodan, Tuesday, 02.05.2006, 23:03 (vor 6562 Tagen) @ Altschnieder

Als Antwort auf: Re: Frage nach Zukunft / Zielen von Altschnieder am 02. Mai 2006 16:19:

Ich misch mich mal ein, wenn ich darf, weil mich das auch interessiert. Zwar ein etwas seltsames Beispiel, aber dennoch:

So ist es nicht gemeint. Wie begründet man in Bezug auf deas Verspeisen von Tieren die Legitimationsfrage? Das ist das eine. Und zweitens: wo schließt Du in Deinem Beispiel auf "das Sollende"?

Wie wäre es mit Zahnstrukturen (Allesfresser), Darmlänge und Struktur, Mangelerscheinung bei Fleischverzicht, der nur aufwändig kompensiert werden kann usw? Oder - kann nicht aus der Struktur bzw. Seinsvorgaben ein Sollen geschlossen werden. Nicht aus einer quasi ethischen Vorgabe wie: du sollst nichts essen, was intelligenter ist als du selbst, sondern aus den Limitierungen, die das Sein dem Können auferlegt?
Altschneider

Ist schon klar, bloß greift dies eben zu kurz als Beispiel dafür, was man traditionellerweise den Sein-Sollen-Gegensatz nennt, und das ist natürlich eine plakative Bezeichnung, also nicht differenziert.

Es geht natürlich dabei um die praktische Vernunft, also die Frage, wie man handeln SOLL. Dabei aber nicht um Kasuistik und Einzefälle, sondern um Grundprinzipien. Dies vorweg.

Und dann sehen wir uns doch einmal den Fall des Fleischverzichts aus moral. Gründen an: wie war der begründet? Du nennst es ganz richtig eine ethische Vorgabe, genauer quasi-ethisch. Tatsächlich wäre in diesem Fall das grundlegende Prinzip, demzufolge vegetarisch gelebt wird, nicht der Natur entnommen und auch nicht entnehmbar: "du sollst nichts essen, was intelligenter ist als du selbst" - Natürlich ist der Satz eine pure Behauptung, der in einer Ethik eigens zu rechtfertigen wäre. In einer Ethik. Naturwissenschaftlich ist da nichts zu machen. Egal, ob man die Aussage für richtig hält oder nicht, sie läßt sich nicht definitiv unter Berufung auf Fakten begründen.

Das zweite Beispiel: Da folgt das Sollen aus dem Sein nur unter Zugrundelegung des allgemeinen ethischen Satzes "Man soll gesund leben, nach Erhalt seines Lebens trachten etc." Zwar kann man dem Naturlauf entnehmen, daß Leben im allgemeinen so verfährt. Doch ist damit keine wirkliche Begründung dieses Satzes geleistet, kein allgemein geltendes Prinzip gefunden, aus dem dies zwingend folgt. Damit läßt sich nur ein Tun, allenfalls motiviert durch bestimmte Voraussetzungen: "ich möchte gerne lange leben", folgern, aber keine Verpflichtung begründen.

Klar ist, daß hypothetische Zusammenhänge hier weniger eindeutig sind als kategorische. Also: wenn ich einen Zweck will, muß ich auch die notwendigen Mittel wollen. Wenn ich gesund leben will, dann sollte ich (kein Zufall, daß man hier "sollte" schreibt)... Aber warum sollte ich gesund leben? Ist dies schlechthin (kategorisch) geboten? Wenn nicht, dann folgt kein Sollen im strengen Sinn. Wenn doch, so ist diese "Schlechthin-geboten-Sein" als solches nicht im Rekurs auf Fakten begründbar.

Gruß
Wodan


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