Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frage nach Zukunft / Zielen

Flint, Tuesday, 02.05.2006, 08:14 (vor 6561 Tagen) @ Andreas (d.a.)

Als Antwort auf: Re: Frage nach Zukunft / Zielen von Andreas (d.a.) am 01. Mai 2006 16:32:

Hallo Andreas (d.a.),

Eine Beziehung unter der Vermutung zu beginnen, sie ende nie, erzeugt eine Situation in der Partner versuchen, diesem Versprechen einen Inhalt zu verleihen und die Beziehung über deren Verfallsdatum zu führen.

Die Vermutung/Hoffnung/Wunsch, diese Beziehung auf unbegrenzte Dauer zu führen, ist notwendig, um sich überhaupt in eine solche Beziehung zu begeben.

So ist es.

Das wachsende Bewusstsein, dass sie es eben häufig genug nicht sind, ist Hauptgrund vieler, sich gar nicht mehr erst darauf einzulassen. Nicht die Unklarheit darüber ist der Hinderungsgrund, sondern im Gegenteil die Desillusionierung, sich auf etwas einzulassen, dass aller Wahrscheinlichkeit nach keine Dauer besitzt.

Das kann sogar soweit gehen, daß wenn sich ein Mann überlegt, -wegen der moralischen Haltlosigkeit der meisten deutschen Frauen- eine Ausländerin (aus einem nichtfemiverseuchten Land) kennen zu lernen, er an der Stelle der Betrachtung stoppt, wo er die Vorstellung bekommt, daß es möglich ist, daß nach einer gewissen Zeit die feminismusfreie Frau hier in Deutschland femiverseucht werden könnte (durch den Einfluß der Medien) und er es deshalb unterläßt, sich solch eine Frau ‚anzuschaffen’, weil eben der Zeitfaktor auf Grund der Einflüsse zu unsicher ist. Ist sich der Mann aber (aufgrund der in Augenscheinnahme des Charakters der Frau) relativ sicher, daß diese sich nicht wesentlich beeinflussen lassen wird und eine gewisse Feminismusresistenz bzw. einen sauberen Charakter aufweist, steht dem eigentlich nichts mehr im Wege (vorausgesetzt natürlich, der Rest stimmt).

Der Wille, dann in diese Beziehung mehr zu investieren, ist dementsprechend gering. Was Du vorschlägst, ist, die Idealisierung der Liebe fort zu lassen, da sie selbstverständlich nicht den objektiven Tatsachen entspricht, und auf diese Weise unrealistischer Enttäuschung vorzubeugen. Liebe ohne Idealisierung allerdings funktioniert nicht. Gerade, weil sie unrealistisch ist, kann sie den anderen zur Person einzigartiger Wichtigkeit für mich erheben.

Die Idealisierung ist ein Grundpfeiler, zusammen mit der realistischen Erfassung des Zustands des Anderen und zusammen mit Ethik und Moral.
Was eine objektive Tatsache ist, kann oft nicht DIREKT bewiesen werden (wenn es geistige Dinge sind) sondern nur INDIREKT, und zwar durch die guten oder schlechten Auswirkungen, die man erhält wenn man von der Existenz dieser Dinge ausgeht (und danach lebt) oder nicht ausgeht (und nicht danach lebt). In Abwesenheit von Ethik (Vernunft) und Moral erhalten wir Verfall.
Die Schwerkraft der Erde, zum Beispiel, läßt sich nicht DIREKT beweisen sondern nur INDIREKT. Wenn ich einen Gegenstand innerhalb des Schwerefeldes der Erde loslasse, wird sich dieser in Richtung Erdmittelpunkt bewegen, es sei denn, er wird vorher aufgehalten. Da gibt es offenbar eine Kraft. Man nennt sie Erdanziehungskraft. Man kann sie nicht direkt beweisen, geht aber davon aus, daß es sie gibt. Aufgrund dieser ANNAHME lassen sich Dinge voraussagen die funktionieren. Das ist der INDIREKTE Beweis dafür, daß es die Schwerkraft (oder etwas Ähnliches in dieser Art) gibt. Objektive Tatsache ist, daß sich Dinge aufgrund dieser THEORIE voraussagen lassen. Dies wird allgemein als Beweis für die Existenz der Schwerkraft akzeptiert. Es ist also auch in den Präzisionswissenschaften durchaus legitim, von puren Annahmen auszugehen und darauf aufzubauen. Wer würde dies kritisieren mit dem Hinweis, daß die Schwerkraft (um bei diesem Beispiel zu bleiben) keine objektiven Wahrheiten sind?

Du hast Recht mit der Feststellung, jemanden nicht zu brauchen mache es z.B. wesentlich einfacher, zu gehen, wann immer es einem beliebt.(...)

Bleibt die andere Seite, zu sehen, daß der Andere einen braucht.

Das Ende ist geprägt von sich aufbauender Abneigung, weil beide das Gefühl haben, mehr hineinzustecken, als sie hinausbekommen. Oft geht dieser Phase eine Zeit der vermeintliche Sicherheit voraus, in dem allein die Annahme der ewigen Dauer als Versicherung derselben ausreicht.

Und Deine Antwort darauf wäre, prinzipiell nichts Großes vom anderen zu erwarten, um keine unrealistischen Erwartungen zu hegen, die nicht befriedigt werden können?

Wir müssen ständig Dinge tun, die eigentlich ‚unmöglich’ sind. ;-) Sonst kämen wir nicht weiter.

1) Diese Beziehung ist fragil.

Zweifellos ist sie das. Dies sagt allerdings nichts über ihre Dauer aus: Wie die Pflege eine kostbaren Vase bedarf sie statt dessen einer besonderen Vorsicht.

Sehr gut!

2) Diese Beziehung ist nicht lebensnotwendig ("I can live, when living is without you...").

Wie die zahlreichen Beispiele freiwilliger und unfreiwilliger Singles zeigen, ist sie das ganz offensichtlich nicht. Andererseits sei die Frage gestattet, wie groß das Engagement in ein Unternehmen sein wird, von dem man überzeugt ist, es nicht zu brauchen (höchstens zu wollen) und jederzeit aus Desinteresse aufkündigen zu können. Versteh mich nicht falsch: Ich gestehe jedem Individuum die Freiheit zu, die es haben möchte. Eine Beziehungen aber beinhaltet die willentliche Aufgabe eines Stückes dieser Freiheit, da Freiheit immer Abgrenzung bedeutet, die man in einer Beziehung zu überwinden trachtet. Beides zugleich ist nicht zu haben.

Die Lebensqualität von Singles ist im allgemeinen nicht so gut wie bei Paaren (die auf die eine oder andere Art zusammen passen). Wer zu lange allein lebt, wird ‚komisch’ bzw. leichter neurotisch und egoistisch. Alle Singles in meinem Bekanntenkreis sind etwas komisch (egoistisch, neurotisch) und labern (was sollten sie auch sonst tun. Nichts dagegen.) von Selbstverwirklichung. Da das Selbst sich aber ausdehnt (sorry, daß ich das hier erwähne) und man erst über Andere immer mehr ‚man selbst’ wird, sind die Singles natürlich weniger ‚sie selbst’ als diejenigen, die eine Familie gründen und sich (scheinbar selbstlos) weiter ausdehnen indem sie auch ‚für Andere’ leben.

Gruß
Flint


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