Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Schirrmachers - und nicht nur seine - Inkonsistenz

Nikos, Monday, 08.05.2006, 21:04 (vor 6773 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Schirrmachers - und nicht nur seine - Inkonsistenz von Garfield am 08. Mai 2006 11:10:28:

Hi Garfield!

So fällt die Kosten-Nutzen-Rechnung für Kinder eben meist positiv aus, während sie in Deutschland üblicherweise negativ endet<

Du meinst also, daß dort, wo viele Kinder geboren werden, eben deshalb, weil die "Bilanz" so positiv ausfällt bzw. ausfallen kann, die Menschen in Reichtum leben, sich also deswegen Kinder leisten können und auch leisten, während in Deutschland das nicht möglich ist? Ohne dabei die jeweiligen Prioritäten der Menschen mit in der Kalkulation einzubeziehen, also ohne die Wertung für die jeweilige Situation (mit oder ohne Kinder) zu berücksichtigen? Ohne letztendlich den Wert, welchen man auf Kinder legt, zu definieren? Also, ist es dasselbe NICHTS zum trinken zu haben und Kinder oder keine Kinder zu bekommen, und Kinder oder keine Kinder deshalb zu bekommen, weil man dann nicht drei mal sondern nur ein mal im Jahr in den Urlaub fährt bzw gar nicht mehr fahren könnte?

Das kannst Du nicht gemeint haben!

Die Wirklichkeit scheint mir anders zu lauten: Solange kein Strom, kein TV und kein PC gibt (beispielhaft), weisst man die Freuden, die Kinder mit sich bringen (neben den Sorgen... natürlich), zu schätzen. Auch wenn diese Freuden eben mit eine Sicherung des Eigenüberlebens im Alter gekoppelt sind oder diese beeinhalten, oder es auschließlich diese sind. Daran sehe ich persönlich nichts schlimmes. Ich würde gerne meine Eltern unterstützen, wenn sie alt sind. Das haben sie für mich auch getan, als ich klein war.

Doch sobald man "befreit" ist, sobald das Ganze plötzlich "Rentensystem"
genannt wird, sobald man sich nur als Individuum sieht, von der ganzen Umgebung abgeschnitten und die eigene Freiheit als das wichtigste auf Erden betrachet, vergisst man ganz schnell, daß, trotz eines vorhandenen "Systems" zur Sicherung/Umverteilung der Renten, im Grunde auf das gleiche Prinzip aufgebaut werden muss. Eltern versorgen Kinder, solange sie noch klein sind. Sobald die Kinder groß werden, versorgen sie dann widerrum ihre Eltern. Also Stark versorgt Schwach.

Mittlerweile aber denkt man, daß Strom aus der Steckdose kommt und Rente aus dem Briefkasten, aus dem Bescheid des Bundesversicherungsanstaltes. Dem ist definitiv nicht so! Daß Kinder keine Steuern erwirtschaften, das ist mehr als klar. Daß aber Kinder nicht ewig Kinder bleiben, sondern Erwachsene werden, bzw selber Kinder zeugen, das scheint mir nicht so klar zu sein. Die eine Denkweise ist der Wachstum, die andere der Niedergang.

Gefährlich wird das ganze dann, wenn man absolutisch und fanatisch wird. Zu sagen, man muss zehn Kinder haben um glücklich zu sein, halte ich für falsch. Das Gegenteil zu behaupten, daß man keine Kinder braucht um glücklich zu sein, halte ich aber nicht nur für falsch, sondern für naiv und eigentlich schmarotzerisch. Die Zeugung von Kinder zu verweigern, weil die Kosten-Nutzen-Rechnung negativ ausfällt, obwohl man selber bei Zeiten gezeugt und geboren worden ist, ist für mich als ob ich niemals zur Versicherungskasse zahlen will, von dort aber die volle Leistung erwarte.

Vergleichbar wäre das Ganze, wenn in armen Gesellschaften auch keine Kinder mehr kämen, dort aber die Menschen weiterhin darauf bestunden, im Alter von (nicht vorhandenen) Kinder versorgt zu werden. Das wäre dann vergleichbar mit der Situation in Deutschland heute. Daß das nicht funktionieren kann, braucht, glaube ich, keine Erklärung. Sowie es in solchen Ländern nicht funktionieren würde, so kann das auch im Westen nicht funktionieren, auch wenn man hier systematischer vorgeht. Das o.g. Prinzip (Stark hilft Schwach) würde zusammenbrechen, wenn es plötzlich einer der beide Gruppen zu stark zu- oder abnimmt. Das ist deshalb so, weil diese Gruppen sich dynamisch verhalten, also die Starken werden irgendwann schwach und die Schwachen irgendwann stark.

Wo das Kinderzeugen medizinisch unmöglich ist, gelten natürlich andere Massstäben. Diese dürften aber die allerwenigsten Fälle sein.

Viele Grüße
Nikos


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