Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gibt es ein "kommunistisches Brett" vorm Kopf? (Politik)

Chato, Sunday, 20.05.2007, 20:24 (vor 6184 Tagen) @ Dampflok

Guten Tag Dampflok!

Genug der Polemik, hier zur Erklärung:

Schön wär's gewesen, wenn es hier der Polemik wirklich genug gewesen wäre. Leider erklärst du aber im Folgenden nichts, sondern polemisierst weiter - was daran liegt, daß dir die Zusammenhänge eben nicht klar sind, sondern du nur möchtest, daß sie dir klar wären, was freilich nicht dadurch bewerkstelligt werden kann, daß du deinen Abscheu gegen das vermeintliche Nichtbegreifen anderer in immer neue Worte faßt. *g*

Es ist vollkommen korrekt, daß Frauen in der dargestellten Weise im Kommunismus zur besseren Ausnutzung "gleichberechtigt" wurden. Niemand streitet das hier ab.

Darum geht es gar nicht. Das ist nur eine Randnotiz der Geschichte, die sich freilich folgerichtig aus der marxistischen Ideologie ergibt. Aber das Wesen der Frage ist grundsätzlicher Natur. Und das hast du (und die meisten anderen) leider nicht verstanden. Mit dem "Gefühl" versteht man solche komplexen Zusammenhänge halt nicht besonders gut.

Aber ich wäre erfreut zu merken, daß wenigstens ein oder zwei der virtuellen "Helden" soviel Nachdenkfähigkeit besäßen zu bemerken, daß ein Überstreichen des Problems feminismus mit dem Begriff "Kommunismus" nicht das Problem löst, sondern uns toten "Feindbildern" nachjagen läßt.

Wären diese Feinde wirklich tot, wäre ich froh. Sind sie aber nicht. "Kommunismus" überstreicht den Feminismus nicht, wie du meinst, sondern er erklärt ihn. Du kannst doch nicht "wegwünschen", daß der Feminismus nun mal von Karl Marx und Friedrich Engels erfunden und (namentlich in Werken wie z.B. "Die Heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik, gegen Bruno Bauer & Consorten" oder "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates") erstmals theoretisch begründet worden ist! Du kannst doch nicht erflehen, die Fortsetzung und Entfaltung dieser Wahnidee in der Geschichte möge gewissermaßen rückwirkend nicht engstens verbunden sein mit der Entfaltung der linken Theorie! Du kannst nicht sinnvollerweise von mir und anderen erwarten, wir mögen bitte übersehen und, falls wir's gemerkt haben, schnell wieder vergessen, daß die "Neue Linke" nach 68 ausdrücklich diese Seite der marxistischen Ideologie (also den Feminismus) mit größtem Erfolg zur Hauptströmung jeglicher linken Politik - inzwischen sogar von Politik überhaupt - gemacht hat! Wenn die Neomarxisten ihr essentielles Schmuckstückchen inzwischen sogar zum Imperativ aller politischen Richtungen machen konnten, dann bedeutet das doch, daß die Erfinder desselben sagenhaft erfolgreich gewesen sind, und nicht, daß es sie nicht gäbe. Dein Aufruf läuft darauf hinaus, von mir zu fordern: "Bitte sei mir zuliebe blind! Sag auf keinen Fall irgendwelche Dinge, die zu erkennen mir persönlich sehr unangenehm wäre! Sonst muß ich ganz furchtbar auf dich schimpfen."

Was die "Helden" offenbar nicht begriffen haben ist die Tatsache, daß es sich beim früher real existierenden "Kommunismus" in erster Linie um eine totalitäre Machtstruktur gehandelt hat und daß es den (sogenannten) Kommunismus nicht mehr gibt (bis auf Kuba und Nordkorea, und auf Kuba ist die Männerwelt recht "macho", also männlich).

Was du leider nicht begriffen hast ist, daß der Kommunismus primär nicht eine "totalitäre Machtstruktur", sondern eine ideologische Utopie ist, eine spekulative Geschichtsphilosophie der gottlosen Diesseitsbeglückung, die nach Auffassung ihrer Erfinder selbst und ihrer späteren Epigonen die logische und unausweichliche Konsequenz des Kapitalismus sei, also nicht sein "Gegenteil", wie du naiv annimmst, sondern seine Vollendung. Und genau das ist er auch wirklich!

Die "sozialistischen Länder" sahen sich selbst als "auf dem Weg zum Kommunismus befindlich", aber nicht als kommunistisch an. Lenin (und später Stalin, Chrustchov, Breshnev... Mao... Castro (mit großen Einschränkungen!)... ja sogar solche Urwaldaffen wie Pol Pot in Kambodscha) dachten, sie würden den Kapitalismus mittels des hemmungslosen Terrors nach innen ökonomisch überholen können und über diese "Abkürzung" früher im Kommunismus ankommen, als "der Imperialismus", der laut Lenin dazu unfähig sei, weil er "verfaule". Marx selbst war ganz anderer Ansicht gewesen - und hat recht behalten: der Kommunismus entsteht, ganz im Sinne von Marx, aus dem Kapitalismus.

Wir sind die Zeitzeugen dieser Katastrophe der äußersten und letzten Gottlosigkeit: der Eintritt in ein ganz und gar materialistisches, diesseitiges, rein sinnenhaftes "Paradies auf Erden" ohne Geist und Glauben an transzendente Wahrheit. Es ist exakt das, was Marx wollte, voraussah und als historischen Weg beschrieben hatte. "Sozialistische Länder" gab es in seiner Vorstellungswelt überhaupt nicht. Die "Kommunisten" dieser "sozialistischen Länder" waren, von ihm aus gesehen, Ketzer gegen die reine Lehre. Zurecht, denn sie sind ja grandios gescheitert und es konnte auch gar nicht anders kommen. Denn: "Der Kommunismus ergibt sich zwangsläufig(!) aus dem Kapitalismus", so Marx. Der Oberteufel hatte recht und die Unterteufel waren halt bloß ein bißchen blöd gewesen.

Sache konstatieren, wenn hier weiter vom "Kommunismus" geredet wird. der Kommunismus ist eine tote Ideologie. Der feminismus ist eine lebende Ideologie, die prächtig im Kapitalismus gedeiht, insbesondere dort, wo massiv globalisiert wird.

Wie gesagt: der Kommunismus ist keine "tote Ideologie", sondern heutige Wirklichkeit, ganz im Marx'schen Sinne. Die Neue Linke muß nicht "leninistisch" sein oder Mao oder Castro huldigen, sie muß nicht mal "links" sein, müßte sogar nicht mal nur eine einzige Zeile von Marx gelesen haben (was ihre führenden Aktivisten und Theoretiker freilich gründlich getan haben!), das Erreichen ihres kommunistischen Traumes können sie sich stolz an's Revers heften - und tun es auch: "Feminismus" gibt es ja nicht, weil plötzlich alle Menschen durch eine Art geheimnisvolle Virusinfektion unerklärliche Aversionen gegen Männer entwickelt hätten und Weiber für Götttinnen hielten, sondern weil reiner Materialismus in Perfektion nun mal nur mit Weibern zu machen ist. Männer wollen tendenziell "mehr als Brot allein" und das macht sie von ihrer inneren Natur her zu potentiell gefährlichen Feinden dieses glitzernden "Paradieses" - obwohl sich das auf dem Wege ihrer Umerziehung und seelischen Kastration zu ändern beginnt (nicht zuletzt, ja teilweise sogar besonders heftig auch in der sog. "Männerbewegung").

Und wer hier meint, einen Apfel unbedingt Birne nennen zu müssen, nur weil er keine Birnen mag und nicht sehen will daß der Wurm jetzt im Apfel steckt, der macht aus dem Apfel dennoch keine Birne. Im Gegenteil arbeitet er dem Gegner in die Hände.

Du weißt noch nicht, worum es eigentlich geht, Dampflok. Deshalb redest du so verkehrt daher. Das ist nur als sachliche Feststellung gemeint, nicht als persönliche Beleidigung. Aber Tatsachen sind nun mal Tatsachen. Man könnte sie freilich auch ändern... jedenfalls ziele ich genau darauf ab...

wenn man nun noch den Zeitfluß mit einbezieht. Dann muß man nämlich erkennen, daß es heute sowas von scheißegal ist, wer irgendwann mal eine Sache, eine Ideologie erfunden hat, sondern daß heute jedwede Ideologie oder Macht sich jeder irgendwann erfundenen materiellen oder ideellen Errungenschaft bedienen kann.

Eben! Deshalb ist es doch gerade auch völlig wurscht, wie sich diejenigen nennen, die sich dieser "Errungenschaften" nun bedienen. Du bestätigst meine Analyse in der Sache voll und ganz und ziehst dich dann bloß wegen deiner Ahnungslosigkeit an Worten hoch, deren Ungültigkeit du aber selber hervorhebst! Merkst du wenigstens das?

Aber es ist nun mal nicht "scheißegal", woher eine Ideologie stammt, sondern das ist deshalb so besonders wichtig, weil die allermeisten Anhänger dieser Ideologie gar nicht mehr wissen, daß sie dieser Ideologie anhängen und ihr ihre ganze Lebenskraft zur Verfügung stellen - in der irrigen Annahme nämlich, sie täten "etwas Gutes". Die Ideologie baut ihr Immunsystem schließlich mit ein, d.h. sie täuscht ihre Anhänger, was bei einer perfekten Ideologie, die "materielle Wirklichkeit" wird, so gut wie fast alle sind. Es braucht große Klarheit, Kompromißlosigkeit und Anstrengung, dahinter zu kommen und dann auch noch dauerhaft wach zu bleiben! Als "Hobby" kann das sowieso nicht klappen. Dafür ist der Gegner viel zu fit und routiniert.

FeministInnen sind zum Beispiel nicht deshalb welche, weil Feminismus so prima für sie wäre, sondern weil sie das bloß ganz feste glauben. Eine Analogie zur Verdeutlichung: die SS war nicht deshalb so, wie sie war, weil die SS-Männer unbedingt so schnell wie möglich so viel Böses wie möglich tun wollten, sondern weil sie felsenfest davon überzeugt gewesen sind, "das Gute" zu tun! ALLE Menschen sind fest davon überzeugt, immerzu "das Gute" zu tun! Sonst täten sie es schließlich nicht. Aber sie irren sich halt gewaltig - und meistens wollen sie es auch gar nicht besser wissen, denn das wäre anstrengend, brächte viel Kritik und Streß von allen Seiten ein, die Zahl der "Freunde" sänke rapide gegen Null... also verläßt man sich darauf, daß schon gut sein werde, was alle gut finden. So wird man "aus Versehen" zu einer Bande von grausigsten Massenmördern, ohne es überhaupt mitzukriegen.

Deshalb ist auch deine Annahme, daß Totalitarismus unbedingt "von oben" zu kommen habe, eine irrtümliche Annahme. Kommunismus ist, wenn er demnächst mal fertig ist, total demokratisch! Die Mehrheit will ihn ja, denn er macht satt und faul und doof. Im "Paradies auf Erden" unterdrückt eine riesige Mehrheit eine immer kleiner werdende Minderheit - mit "bestem Gewissen", denn es ist ja der Wille der Mehrheit und man selber gehört ihr an. Also ist es "gerecht", was man meint und findet, und die, die terrorisiert werden, sind Irre, die es nicht besser verdient haben, denn sie sind ja gegen die Mehrheit. So funktioniert der Kommunismus - der echte, also der, den Marx voraussah und der jetzt zur Wirklichkeit wird. Kommt dir diese selbstgerechte Denke, die ich gerade kurz skizziert habe, irgendwie "feministisch" vor? Das ist kein Zufall, glaub mir.

Will sagen: Es juckt nicht, daß "Kommunisten" früher den "feminismus" einführten (ist sowieso falsch, es war "nur" die Gleichberechtigung), sondern es kommt darauf an, wer heute das Sagen hat und wer uns heute gleichschalten will. Und das sind nun mal nicht die Kommunisten. So viel Ehrlichkeit muß sein.

Ich hoffe, daß ich dir wenigstens in Ansätzen klarmachen konnte, wie ich das sehe und warum ich es völlig anders sehe, als du es hier vorausgesetzt hattest.

Manchmal frage ich mich sogar, was manche Leute hier umtreibt, uns dermaßen merkwürdige Feindbilder eintrichtern zu wollen, die uns nicht weiterbringen, weil die Schlachten der Vergangenheit außer einer gewissen pädadgogischen Wirkung keinerlei Bedeutung mehr haben.

Sind die wirklich auf unserer Seite?

Ich weiß nicht, was "deine Seite" ist. Sonst könnte ich dir deine Frage vielleicht beantworten. Meine Seite ist die Minderheit und wird es immer mehr werden. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, mit jemand anderem "auf der gleichen Site" zu stehen von immer geringer werdender Wahrscheinlichkeit für mich.

Es ist jedenfalls dumm und z.T. äußerst schädlich, die falschen Begriffe zu verwenden. Man macht sich mit solchen kasperhaften Wiederholungen ("feminismus = Kommunismus") jedenfalls nur lächerlich. Das mag am Biertisch gehen, aber nicht dort, wo wir etwas erreichen wollen.

Ist nicht das, was du "schädlich", "falsch", "kasperhaft", "lächerlich" und "biertischmäßig" nennst, in Wahrheit eine tiefere Einsicht in die komplexen Zusammenhänge, die dir bisher bloß ganz fremd und unzugänglich gewesen ist und dir nur deswegen so erscheint, wie sie dir nun mal erscheint?

Wir müssen uns doch heute fragen: WER spielt uns übel mit? WER hat das Sagen? WEM nützt es?

Eben. Aber das ist nun eine ganz neue und v.a. ganz andere Frage, die ein sehr weites Feld eröffnen würde. Das kann man hier aber wohl noch nicht diskutieren, denn es wäre dann mit viel zu vielen Herzinfarkten und epileptischen Anfällen zu rechnen... :-))

Gruß vom
Nick


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