Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Fahrenheit 68

susu, Friday, 15.09.2006, 03:19 (vor 6494 Tagen) @ hquer

*Aber warum konnte sich der Feminismus seuchenartig ausbreiten?

Die 68er Bewegung lehnte den Nationalsozialismus ab und verwarf auch das
Führer-Prinzip von vornherein. So nahmen sich die Köpfe dieser Bewegung
von Anfang an eine Möglichkeit, ihre Anhänger zu steuern. Die Situation
verschlimmerte sich noch dadurch, dass es unter den 68ern offensichtlich
keine herausragende, sehr charismatische und redebegabte Persönlichkeit
gab, die fähig war, die Menschen in ihrem Sinne zu beeinflussen und zu
lenken. Das Ergebnis war ein Chaos, und so konnte sich dann das geistige
Mittelmaß durchsetzen..

Ich weiß ja nicht, ob dir der Name was sagt, aber: Dutschke?

Der Durchschnittsbürger denkt nicht gern weit, sondern zieht Parolen und
Schlagworte vor, die ihm das Denken ersparen. Entsprechend entwickelte
sich nun die 68er Bewegung, und es entstanden all die mediokren
Gutmenschen, die noch heute fest davon überzeugt sind, mit ihren Parolen
und Schlagworten grundsätzlich immer Recht zu haben.

Die 68er Bewegung war keine Massenbewegung, sondern eine vor alem studentisch geprägte. Klar, Parolen bleiben, Positionen kennt hinterher keine Sau mehr. Das ist aber auch - und vieleicht vor allem - eine Frage der Rezeption. Ein Flugblatt ist eben schneller verdaut als ein 100 seitiges Thesenpapier und wenn du dir Medienberichte ansiehst, dann belibt eben nur die Parole.

Das bedeutet aber nicht, dass die 68er mit all ihrer Kritik vollkommen
daneben lagen. In mancher Hinsicht hatten sie durchaus Recht. Sie sind
dann nur in vielem weit über das Ziel hinaus geschossen, in manchen Dingen
haben sie wahrhaft Hirnrissiges vollbracht. ?Das Private ist Politisch?.

Ah, der Satz, der immer mißverstanden wird. "Das Private ist politisch" bedeutet nämlich keineswegs, daß der Staat stärker in das Privatleben eingreifen soll, sondern ganz im Gegenteil, daß eine Umgestaltung der Gesellschaft im privaten beginnt. Es ist Blödsinn zu glauben die Gestaltung des eigenen Lebens hätte keine gesellschaftliche Relevanz. Wenn ich auf eine bestimmte Art lebe, dann kann mein Lebensentwurf anderen Menschen die Möglichkeit eröffnen ihren eigenen Lebensentwurf zu hinterfragen und vieleicht festzustellen, daß sie bestimmte Aspekte meines Lebensentwurfs für besser gelöst halten als in ihrem bisherigen. Das ist ein politischer Akt.

So wurde die Problematik der Umweltverschmutzung richtig als solche
erkannt. Anstatt nun konstruktiv auf die Entwicklung neuer,
umweltfreundlicher Technologien hinzuarbeiten, wandte man sich oftmals
gegen die Technologie, ganz allgemein, stellte sie als Wurzel allen Übels
dar und begriff natürlich nicht, dass man durch Aufhalten der
technologischen Entwicklung letztendlich doch nur die Konservierung der
bestehenden Missstände erreicht. Weil man soweit überhaupt nicht dachte.

Da würde ich sagen: Hä? Das bestimmte Technologien wegen ihrer Risiken abgelehnt werden (z.B. die Zerfalls-Kernkraft) ist richtig, aber ich kenne wenige allgemein technologiefeindliche Äußerungen.

Die Grünen sind die Partei der 68er. Sie haben es geschafft, sich im
Alltagsbewusstsein und den Medien, die dieses erzeugen, festzusetzen und
ihr erklärtes Zerstörungswerk durchzuziehen. Es gibt mittlerweile zahllose
?gesunde Zellen?, die dieses Treiben apatisch hinnehmen oder sogar
billigen, und sei es nur, damit man sie nicht als ?krebsfeindlich?
bezeichnen kann.

Wie jetzt? Die Grünen als Esoterik-Partei? Dafür gibt es doch die mit den Yogischen Fliegern...

Ist auch logisch. Das biologische Geschlecht wird
umso mehr zum bestimmenden Kriterium, je öfter von Gleichbehandlung und
Gleichberechtigung die Rede ist. Dieses Denken nahm 68 seinen Anlauf.
Niemand käme auf die Idee, Klein- und Grosswüchsige Menschen
gleichzustellen. Warum dann Männer und Frauen?

Weil es in Deutschland keine Gesetze gibt, die Aufgrund der Körpergröße Unterscheidungen treffen. Das juristische (nicht biologische!) Geschlecht ist hingegen ein Teil der Gesetzeslage.

Anderes Beispiel wäre die unterschiedliche Behandlung von rechter und
linker Gewalt. Jedem halbweg vernünftigen Menschen muss klar sein, dass es
keine Hierarchie des Bösen geben kann. Vielfach wird heute rechts und
rechtsextrem bereits gleichgesetzt, so als ob rechts per definitionem
verwerfenswert wäre. Links wird dagegen als progressiv, gut und
erstrebenswert eingestuft. Diese Schere im Kopf geht wesentlich auf die
68er zurück.

Verfassungsschutzbericht 2005:
durch Linksextremismus verursachte Delikte 2005
1 versuchtes Tötungsdelikt
391 Körperverletzungen
29 Brandstiftungen
298 mal Landfriedensbruch
53 gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Luft-, Schiffs- und Straßenverkehr
13 mal Raub
1 mal Erpressung
713 Sachbeschädigungen
42 Nötigungen
und 110 mal Widerstand gegen die Staatsgewalt

durch Rechtsextremismus verursachte Delikte 2005
2 versuchte Tötungsdelikte
816 Körperverletzungen
14 Brandstiftungen
3 mal Herbeitführen einer Sprengstoffexplosion
39 mal Landfriedensbruch
9 gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Luft-, Schiffs- und Straßenverkehr
23 mal Raub
6 mal Erpressung
445 Sachbeschädigungen
90 Nötigungen
30 Störungen der Totenruhe
und 46 mal Widerstand gegen die Staatsgewalt

Insgesammt stehen 15.316 politisch rechts motivierte Straftaten 2.305 politisch links motivierten Straftaten gegenüber (mahr als 6 mal so viele rechts motivierte Straftaten).

Der Verfassungschutzbericht stellt weiter fest, daß die Zahl gewaltbereiter Rechtsextremisten 2005 gestiegen ist, die der gewaltbereiten Linken jedoch gesunken. Dazu kommt, daß ein Großteil linker Gewalt im Zuge von "Massenmilitanz" bei Straßenschlachten verübt wird, Rechte Gewalt tritt selten in dieser Form auf. Die Unterschiedliche Präsenz von rechter und linker Gewalt ist auf diese Punkte zurückzuführen. Wenn am 1.Mai in Kreuzberg die Autos brennen, wird darüber berichtet, dann hat es sich aber weitestgehend mit dieser Gewalt. Im Gegensatz dazu verteilt sich rechte Gewalt über das Jahr und mit über 2 Körperverletzungen am Tag, gibt es immer wieder Meldungen (2006 setzt sich dieser Trend wohl fort, wenn man sich den Wahlkampf in Berlin ansieht).

*Der Feminismus will das Geschlechtliche unbedeutend machen. Das
Geschlecht soll so unbedeutend sein wie die Haarfarbe.

Die Frage ist: Wer hat überhaupt dezidiert die Zugehörigkeit zum
Geschlecht zur politisch entscheidenden Maxime erhoben?
Antwort: der Feminismus!

Unfug. Seit dem preußischen Landrecht gibt es in Deutschen Gesetzeswerken geschlechtsspezifische Regelungen. Und damit war das auch immer politisch relevant.

Die Rede- und Denkverbote der 68er wirken hier extrem blockierend.
Hier könnte man tatsächlich genauer analysieren, wie die Machtverteilung
wirklich war und ist. Man müsste allerdings zur Kenntnis nehmen, dass es
nicht bloss Männer und Frauen gibt, sondern auch Herrscher und
Beherrschte, Reiche und Arme, Menschen in hohen und niederen sozialen
Positionen usw. usf. Man würde feststellen, dass die Macht nicht nur nach
dem simplen Schema der Feministinnen (männlich/weiblich) verteilt war und
ist, sondern weit komplexeren Gesetzen gehorcht. Für den
Durchschnittsbürger ist es zu komplex. Deshalb setzt er Mann = mächtig und
Frau = machtlos gleich.

Hey, das ist ja fast schon Butler. Auch ein Feminismus. Aber nicht der von Alice...

Desweiteren ist gerade das vom Feminismus als politisch erklärte Private
problematisch. Ein wesentliches Kennzeichen aller totalitären Ideologien
ist, dass der Mensch in seinem gesamten Wesen erfasst wird; jegliche
Privatsphäre wird abgelehnt, weil im Schutze dieser ideologiewidriges
Verhalten vermutet wird. Um solches Verhalten aufzudecken, wird die
Polizei mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet und der dem Prinzip
der Menschenrechte verbundene Rechtsstaat ausgehebelt zugunsten einer
staatlichen Willkür.

S.o. das hat mit "Das Private ist politisch" nichts zu tun.

Das
Verankern des 'Vergewaltigungsverbotes in der Ehe' im Gesetz wurde als
feministischer Sieg gefeiert, ist aber im Grunde genommen ein Papiertiger,
denn die Zeugen und Indizien fehlen meistens noch immer.

Es ist schon relevant, das es jetzt strafbar ist. Ein Gesetz wird ja nicht deswegen irrelevant, weil es selten angewendet wird, es setzt ja auch rechtsnormen und wirkt dadurch in der Öffentlichkeit: "Das geht nicht" sagt es. §80 StGB ist z.B. noch nie angewandt worden, genausowenig wie §307. Trotzdem gut das es sie gibt.

Weil er erstens über alle Medien daherkommt, zweitens die Menschen in der
hektischen pluralistischen Welt sich auf ihre eigenen Sorgen konzentrieren
(müssen), drittens die Herrschenden ein Interesse daran haben, dass die
Beherrschten sich gegenseitig beharken (anderes gesagt dass die
Mediokrität regiert) und viertens die Denk- und Redeverbote im Zuge der
political correctness.

Genau, Schirmacher, Dieckmann, Markwort, Herrmann... Wo sind die Redeverbote? OK, es regen sich Leute darüber auf, wenn sie ihre Meinung vertreten. Mann sollte Leuten verbieten sich öffentlich über... halt: Das wäre ein echtes Redeverbot. Das einzige was ich in der Richtung höre, ist die Bestrebung Stoibers den Gotteslästerungsparagraphen zu verschärfen.

susu


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