Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Arkander, Friday, 15.09.2006, 15:16 (vor 6643 Tagen) @ hquer

*War an der 68er Bewegung alles Mist?

Nicht der 68er von 1968 ist das Feindbild! Im Kontext seiner Zeit war der
68er schon nachvollziehbar, wahrscheinlich sogar nötig und überfällig.
Dass er aber heute, in einer völlig veränderten Welt, die sich nicht
zuletzt, was bspw. den Feminismus anbelangt, auf den Mantras von damals
entwickelt hat, wie sie sich nun mal entwickelt hat (das Private ist
politisch z.B.), an exakt diesen Mantras festhält, das macht ihn zum
Sündenbock. Und dass die 68er, die mit ihrem ?Marsch durch die
Institutionen? endlich an den Schlüsselstellen der öffentlichen
Meinungsbildung angekommen sind, mit allerlei Kniffen versuchen, die
Veröffentlichung von Meinungen, die den ihren zuwiderlaufen, zu verhindern
und denjenigen, die diese Meinungen vertreten, sofort als ?empörende
Anti-Irgendwas? etikettieren, das macht sie nicht nur zu Sündenböcken,
sondern darüber hinaus zu Meinungsdiktatoren.
An dieser Stelle kann ich mir aber eine gewisse Pauschalkritik an den
68ern nicht verkneifen. Zu jener Zeit und in den nachfolgenden Jahren
wurde eine männerfeindlich-feministische Ideologie salonfähig, sie
breitete sich in bestimmten Bereichen aus, schürte zunehmend Angst und
Ablehnung gegenüber Männern, diffamierte, dämonisierte, verspottete das
männliche Geschlecht und redete dessen Leistungen klein. Die 68er haben zu
alldem geschwiegen; sie hatten nicht den Schneid den Feministinnen in den
'eigenen Reihen' argumentativ entgegenzutreten. Und das hat sich bei denen
bis heute kaum geändert. Ausnahmen bestätigen die Regel und denen gebührt
auch Respekt; den grossen Rest kann man in dieser Hinsicht nur noch als
eierlose Duckmäuser bezeichnen.

*Die Frauenbewegung ist älter als die 68er?

Selbstverständlich ist die Frauenbewegung wesentlich älter als die
68er-Bewegung. Das heisst aber noch lange nicht, dass die heutige
Frauenbewegung dieselben Ideale vertritt wie etwa die Suffragettenbewegung
von vor 100 Jahren. Was wir aktuell als Gleichstellungspolitik erleben,
lässt sich historisch eindeutig auf feministische Ideologien innerhalb der
68er-Bewegung zurückführen, und die heute tonangebenden Berufsgleichsteller
waren entweder selbst Teil der 68er-Bewegung oder sehen sich zumindest in
der weltanschaulichen Tradition der damaligen feministischen Strömungen.
Den Quotierungen und Frauenförderungsplänen haben im wesentlichen alt 68er
zugestimmt. Der heutige Feminismus ist originär auf deren Mist gewachsen.
Frauenbevorzugungen hat es gemäss dem Militärhistoriker van Creveld zu
allen Zeiten gegeben. Richtig gefährlich wurde es aber erst dann, als
diese Bevorzugung auf bewusste Männerverachtung traf. Den Nährboden dazu
hat die 68er Bewegung bereitet, indem sie das Bild der guten Frau und des
bösen Mannes bis zum Erbrechen perpetuierte.
*Die Ideen der 68er waren nicht revolutionär
Das stimmt. Vieles von dem, was die 68er Bewegung vorgetragen hat, hat
sich bereits in der Lebensreformbewegung der Jahrhundertwende angedeutet,
wurde aber durch die Nazis dann entweder vereinnahmt oder zerschlagen, und
fand erst unter den Bedingungen der 60er Jahre wieder neue Impulse und
Wachstumsbedingungen.

*Aber warum konnte sich der Feminismus seuchenartig ausbreiten?

Die 68er Bewegung lehnte den Nationalsozialismus ab und verwarf auch das
Führer-Prinzip von vornherein. So nahmen sich die Köpfe dieser Bewegung
von Anfang an eine Möglichkeit, ihre Anhänger zu steuern. Die Situation
verschlimmerte sich noch dadurch, dass es unter den 68ern offensichtlich
keine herausragende, sehr charismatische und redebegabte Persönlichkeit
gab, die fähig war, die Menschen in ihrem Sinne zu beeinflussen und zu
lenken. Das Ergebnis war ein Chaos, und so konnte sich dann das geistige
Mittelmaß durchsetzen..
Der Durchschnittsbürger denkt nicht gern weit, sondern zieht Parolen und
Schlagworte vor, die ihm das Denken ersparen. Entsprechend entwickelte
sich nun die 68er Bewegung, und es entstanden all die mediokren
Gutmenschen, die noch heute fest davon überzeugt sind, mit ihren Parolen
und Schlagworten grundsätzlich immer Recht zu haben.
Das bedeutet aber nicht, dass die 68er mit all ihrer Kritik vollkommen
daneben lagen. In mancher Hinsicht hatten sie durchaus Recht. Sie sind
dann nur in vielem weit über das Ziel hinaus geschossen, in manchen Dingen
haben sie wahrhaft Hirnrissiges vollbracht. ?Das Private ist Politisch?.
So wurde die Problematik der Umweltverschmutzung richtig als solche
erkannt. Anstatt nun konstruktiv auf die Entwicklung neuer,
umweltfreundlicher Technologien hinzuarbeiten, wandte man sich oftmals
gegen die Technologie, ganz allgemein, stellte sie als Wurzel allen Übels
dar und begriff natürlich nicht, dass man durch Aufhalten der
technologischen Entwicklung letztendlich doch nur die Konservierung der
bestehenden Missstände erreicht. Weil man soweit überhaupt nicht dachte.
Dem Durchschnittsbürger sind Wissenschaft und Technologie sowieso fremd
und suspekt. Als wird beides abgelehnt.
Die Frauenbewegung kam im Fahrwasser der 68er-Bewegung erst so richtig in
Fahrt und entwickelte sich dann ganz genauso. Sie wurde zu einem Teil der
68er-Bewegung und scheint heute, nachdem die Friedensbewegung durch das
Ende des Kalten Krieges stark ausgebremst wurde, das erfolgreichste
Überbleibsel dieser Bewegung zu sein. Die 68er-Bewegung hat erreicht,
dass der Feminismus als politisch korrekt eingestuft wurde. Seitdem fühlen
sich unsere Politiker genötigt, bei jeder Gelegenheit noch eins drauf zu
setzen. Allmählich wurden aus teils berechtigten Anliegen feministische
Wahnvorstellungen.
Die Grünen sind die Partei der 68er. Sie haben es geschafft, sich im
Alltagsbewusstsein und den Medien, die dieses erzeugen, festzusetzen und
ihr erklärtes Zerstörungswerk durchzuziehen. Es gibt mittlerweile zahllose
?gesunde Zellen?, die dieses Treiben apatisch hinnehmen oder sogar
billigen, und sei es nur, damit man sie nicht als ?krebsfeindlich?
bezeichnen kann.
Das System im Staat selber ist eigentlich genau zu fassen: die
grossmehrheitlich feministisch-sexistisch agierenden
Gleichstellungsbürokratinnen sowie sexistische Gesetze (z.B. Wehrpflicht)
und Gesetzesauslegungen (z.B. Kind-gehört-zur-Mu

tter-Ideologie). Die

professionellen Gleichstellerinnen sind selbstverständlich nicht die
einzigen Schuldigen an der heutigen Misere; durch die von ihnen
installierte institutionalisierte Desinformation und dauernd
wiederkehrende Männerdiffamierungskampagnen haben sie aber zu einem
wesentlichen Teil an der Vergiftung der Geschlechterpolitik beigetragen.

*Unterschied ?Patriarchat? ? ?Feminat?

Der wichtigste Unterschied ist IMHO, dass der moderne Feminismus nie einen
ideologischen Gegner hatte; Gegner dieses Feminismus' waren Strukturen aber
keine Männerrechtler, denn die gab es vor dreissig Jahren nicht. Die
Männerrechtsbewegung ist zu einem wesentlichen Teil Resultat eines
ideologischen Schlechtmachens von Männern, welches sich eben tatsächlich
(auch) in staatlichen Strukturen festgesetzt hat; man(n) erinnere sich an
die massiv sexistischen Begründungen im Rahmen des GewSchG im Bundestag
verbunden mit der tendenziösen Darstellung der Realität im Bereich
'Häusliche Gewalt'. Das sogenannte 'Patriarchat' (um einen typisch
feministischen Begriff zu benützen) hatte nie den Anspruch auf
Gleichberechtigung und Gleichbehandlung der Geschlechter - im Gegenteil!
Der Feminismus vertritt diesen Anspruch jedoch sehr wohl. Da aber in der
Realität die feministische 'Gleichstellung' keine echte Gleichberechtigung
ist (nicht trotz, sondern wegen der vielen feministischen
Gleichstellungsfunktionärinnen), handelt es sich hierbei lediglich um eine
glatte Propagandalüge. Ist auch logisch. Das biologische Geschlecht wird
umso mehr zum bestimmenden Kriterium, je öfter von Gleichbehandlung und
Gleichberechtigung die Rede ist. Dieses Denken nahm 68 seinen Anlauf.
Niemand käme auf die Idee, Klein- und Grosswüchsige Menschen
gleichzustellen. Warum dann Männer und Frauen?

*Der Feminismus ist nicht die Ursache der dekadenten Gesellschaft

Der Feminismus ist nur das Symptomeiner kranken Gesellschaft, die den
Wahnsinn zur Massenepidemie und den Irrationalismus zum dominierenden
Kulturprinzip erhoben hat.
Beispiel Vaterlosigkeit. Natürlich muss man sich auch an die Väter wenden,
die sich der Verantwortung nicht stellen. Im gesellschaftlichen Diskurs
wird der abwesende Vater aber mit dem interessenlosen Vater gleichgesetzt;
d.h. es wird bei nahezu jedem Vater, der nach einer Scheidung/Trennung
keinen regelmässigen Kontakt mehr zu den Kindern pflegt, unterstellt, er
täte dies aus Interesselosigkeit. Gerade alleinerziehende Mütter pflegen
mit Vorliebe dieses Vorurteil, und die Gesellschaft übernimmt nur allzu
gern kritiklos deren Sichtweise. Die wenigen Väterstudien zeichnen aber
ein ganz anderes Bild. Leider werden diese Studien gesellschaftlich
bislang kaum zur Kenntnis genommen. Basierend auf diesen Studien erachte
ich die Väter, die sich vor ihrer Verantwortung wirklich drücken wollen,
als ein relativ geringes Problem ? obwohl es sie zweifellos gibt.
Anderes Beispiel wäre die unterschiedliche Behandlung von rechter und
linker Gewalt. Jedem halbweg vernünftigen Menschen muss klar sein, dass es
keine Hierarchie des Bösen geben kann. Vielfach wird heute rechts und
rechtsextrem bereits gleichgesetzt, so als ob rechts per definitionem
verwerfenswert wäre. Links wird dagegen als progressiv, gut und
erstrebenswert eingestuft. Diese Schere im Kopf geht wesentlich auf die
68er zurück.

*Maskulismus ist reaktionär

Selbst wenn man annimmt, dass es eine patriarchale Herrschaft gegeben hat,
steht der Maskulismus nicht notwendigerweise für eine Wiederherstellung
derselben. Konsequenterweise müssten dann die Maskulisten für die
Nur-Männer-Wehrpflicht sein und die Feministen dagegen. Vor allem das
erstere ist bekanntlich nicht der Fall.

*der Kapitalismus ist eine brutale wirtschaftliche Angelegenheit

Der Kapitalismus hatte durchaus auch eine soziale und erst recht eine
politische Dimension. Der Kapitalismus hatte tatsächlich die Intention
alte Handelshemmnisse zu beseitigen (z.B. Zölle, viele verschiedene
Währungen und unterschiedliche Masseinheiten); Diese Absicht hat er
übrigens auch heute noch (oder wieder). Man kann das im politischen
Bereich auch Liberalismus nennen, das ändert nichts daran, dass der
Kapitalismus die dazugehörige Wirtschaftsform war und ist. Der
Konservativismus bevorzugt wirtschaftlichen Protektionismus, aber auch die
linke Bewegung frönt einem selektiven Protektionismus (beispielsweise, um
sich gegen ausländisches Lohndumping zu wehren).

*Der Feminismus will das Geschlechtliche unbedeutend machen. Das
Geschlecht soll so unbedeutend sein wie die Haarfarbe.

Die Frage ist: Wer hat überhaupt dezidiert die Zugehörigkeit zum
Geschlecht zur politisch entscheidenden Maxime erhoben?
Antwort: der Feminismus!
*klingeling* Der Kandidat hat hundert Punkte gewonnen.
Es sind gerade Gleichstellungsbürokratinnen, die beispielsweise
Geschlechterquoten einrichten wollen oder es teilweise bereits getan haben
und so das biologische Geschlecht zum relevanten Qualifikationsmerkmal
beispielsweise für die Besetzung Arbeits- oder für Frauen reservierte
Ausbildungsstellen erheben. GenderMainstreaming ist nicht weiteres als die
konsequente Fortsetzung der einseitigen Frauenförderungspolitik.

*Sind Männer mächtig und Frauen machtlos?

Das Machtgefälle zwischen Männern und Frauen wird nicht angezweifelt, darf
es offensichtlich nicht werden. Das männlich/weibliche Machtgefälle wird
als nicht zu hinterfragendes Axiom akzeptiert und daraus
Frauendiskriminierungen abgeleitet. Was ist dann aber mit den vorhandenen
Männerdiskriminierungen (z.B. Wehrpflicht) bzw. den von Van Creveld
aufgezählten Frauenbevorzugungen? Diskriminieren sich Männer selber?
Weshalb schanzen sie Frauen Privilegien zu, die sie sich selber versagen?
Stimmt denn überhaupt die These vom mächtigen Mann und der ohnmächtigen
Frau? Oder gar vom unterdrückenden Mann und der unterdrückten Frau?
Spannend, diese Fragen. Bloss schade, dass der Feminismus sich bisher kaum
bemüssigt fühlte, das ehrlich zu beantworten.
Die Rede- und Denkverbote der 68er wirken hier extrem blockierend.
Hier könnte man tatsächlich genauer analysieren, wie die Machtverteilung
wirklich war und ist. Man müsste allerdings zur Kenntnis nehmen, dass es
nicht bloss Männer und Frauen gibt, sondern auch Herrscher und
Beherrschte, Reiche und Arme, Menschen in hohen und niederen sozialen
Positionen usw. usf. Man würde feststellen, dass die Macht nicht nur nach
dem simplen Schema der Feministinnen (männlich/weiblich) verteilt war und
ist, sondern weit komplexeren Gesetzen gehorcht. Für den
Durchschnittsbürger ist es zu komplex. Deshalb setzt er Mann = mächtig und
Frau = machtlos gleich.

*Die Frau hatte unter dem sog. Patriarchat keine Rechte

Dass der Feminismus sich selbst als (linke) politische Bewegung versteht,
hat niemand hier bestritten. Ebensowenig, dass er gezielt politisierend
(wohl meist eher gezielt diffamierend) vorgeht oder das bestehende
Herrschaftssystem zu verändern (oder von mir aus zu destabilisieren)
versucht. Dass das Private als politisch verstanden wird, ist ebenfalls
offensichtlich. Dass die Frau im Privaten keine Rechte gehabt hätte unter
dem sogenannten 'Patriarchat' ist aber schlichtweg falsch. Es bestanden
vielmehr je nach Geschlecht getrennt (teilweise) unterschiedliche Rechte
und Pflichten. Der Feminismus leugnet männliche Pflichten und weibliche
Rechte und macht sich deshalb der Geschichtsklitterung schuldig.
Desweiteren ist gerade das vom Feminismus als politisch erklärte Private
problematisch. Ein wesentliches Kennzeichen aller totalitären Ideologien
ist, dass der Mensch in seinem gesamten Wesen erfasst wird; jegliche
Privatsphäre wird abgelehnt, weil im Schutze dieser ideologiewidriges
Verhalten vermutet wird. Um solches Verhalten aufzudecken, wird die
Polizei mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet und der dem Prinzip
der Menschenrechte verbundene Rechtsstaat ausgehebelt zugunsten einer
staatlichen Willkür. Der Feminismus zeigt hier eine von mehreren
totalitären Facetten. Immerhin machen die Feministinnen das nicht
ungeschickt: sie setzen Privatheit und Rechtsfreiheit gleich. Dem
aufmerksamen Leser ist jedoch sehr wohl klar, dass es sich bei diesen
beiden Begriffen nicht um dasselbe handelt und deshalb die feministische
(Un-)Logik bereits hier scheitern muss. Gesetze gelten selbstverständlich
auch im privaten Raum, es handelt sich somit eben nicht um einen
rechtsfreien Raum.
Eines der wichtigsten feminismuspolitischen Zugpferde ist die
'Vergewaltigung in der Ehe' bzw. die weniger drastische Form 'sexuelle
Belästigung in der Ehe'. Die traditionelle Ehe hatte zweifellos den Zweck,
Nachwuchs in die Welt zu setzen und diesen grosszuziehen. Aus diesem Grund
sahen die Richter auch keinen Grund, den Tatbestand der Vergewaltigung in
der Ehe anzuerkennen, da ja nach damaliger Interpretation das prinzipielle
Einverständnis zum GV mit dem Jawort bei der Eheschliessung implizit
gegeben worden war - und zwar von beiden Ehegatten. Deweiteren wäre eine
schlüssige Beweisführung normalerweise ohnehin selten zustande gekommen,
da unabhängige Zeugen oder stichfeste Indizien meistens fehlten. Das
Verankern des 'Vergewaltigungsverbotes in der Ehe' im Gesetz wurde als
feministischer Sieg gefeiert, ist aber im Grunde genommen ein Papiertiger,
denn die Zeugen und Indizien fehlen meistens noch immer.
Deshalb wird einerseits mit gewaltigem Propagandaaufwand suggeriert,
Vergewaltigung in der Ehe sei ein häufig anzutreffender Tatbestand; leider
fehlen bisher jegliche Belege dafür. Andererseits wird angestrebt, die
Beweisführung für die Klägerin (die Staatsanwaltschaft) in diesem Bereich
zu 'erleichtern', was de facto auf eine mehr oder weniger starke
Aushebelung des Rechtsstaats hinausläuft, der einen fairen Prozess
garantieren soll. Und genau hier stösst der Feminismus (auch der
gemässigte) auf rechtsstaatlich und menschenrechtlich äusserst
fragwürdiges Territorium vor. Im Fall des Gewaltschutzgesetzes befinden
wir uns zweifellos in einem solchen.
Noch etwas zum Gegensatz Konservative - Progressive. Früher war das
Modernisierungstempo tief. Neue Ideen sickerten langsam ein, mussten sich
bewähren, um sich durchzusetzen. Konservativismus und Progressivismus
befanden sich in einem gewissen Gleichgewicht, wirkten gegenseitig wie ein
Sieb, welches die Ideen des jeweils anderen immer wieder auf
Zweckmässigkeit hin durchsiebten. Es gab Modernisierungsschübe, gefolgt
von Konsolidierung und zunehmender Erstarrung, die wiederum aufgebrochen
wurde usw.
Heute ist das Modernisierungstempo sehr hoch. Der Mensch selber kann
geistig kaum mehr Schritt halten, kann die rasante Entwicklung kaum mehr
verarbeiten. Konservativismus und Progressivismus verlieren deshalb
zunehmend ihre festen Positionen. Ist die Globalisierung beispielsweise
konservativ oder ist sie progressiv, und was sind im Gegensatz dazu die
Globalisierungsgegner?
Ähnliches gilt auch für den Feminismus. Ist der nun konservativ (da
bereits schon wieder überholt) oder nicht? Inwieweit vertritt der
Feminismus überhaupt die Frauen? Immerhin sind offensichtlich viele
Frauen, was Kinder angeht, sehr wertkonservativ; sie verlangen nach einer
Versorgung, so wie sie das schon im sogenannten 'Patriarchat'
beanspruchten und auch erhielten. Die Powerfrau, die Karriere macht und
nebenbei noch Kinder grosszieht, ist die absolute Ausnahmeerscheinung. Neu
ist lediglich, dass Frauen unter mehreren Modellen auswählen können; und
falls die Karrierepläne scheitern, kann frau es immer noch mit Kindern
versuchen. Männern sind Alternativen zu seinem Beruf nach wie vor
verwehrt, und Frauen zeigen auch wenig Neigung, männliche Ambitionen in
Richtung Familienarbeit zuzulassen. Vom Feminismus erntet der Mann ohnehin
nur Vorwürfe, dass er sich zuwenig um allfällige Kinder kümmert. Der
Feminismus beleuchtet die Machtverhältnisse in den Familien nur soweit,
als diese seiner Ideologie entsprechen. Das Private, das der Feminismus
als angeblich so hochpolitisch anschaut, wird verzerrt wiedergegeben, da
wesentliche Fakten aus ideologischen Gründen ausgeklammert werden; wohl
wissend, dass die Frauen den Feminismus ganz schnell fallenlassen würden,
wenn die familiäre Machtpositionen von Frauen (insbesondere in ihrer Rolle
als Mütter) genauer analysiert und entsprechende politische Forderungen
daraus abgeleitet würden.

*Die 68er als Heilsbringer


Die alt 68er haben zu Recht den braunen Totalitarismus bekämpft.
Dummerweise haben sie sich selbst dabei so sehr als die ?Guten?, als die
?moralisch Besseren? erlebt, dass ihnen jegliche Selbstkritik für alle
Zeiten abhanden gekommen zu sein scheint.
Anno 1968 wurde die Beseitigung obsoleter Konventionen gefordert und
teilweise auch erreicht. Heute errichten dieselben Personen wieder neue
Konventionen; diesmal allerdings sogar in Gesetzesform, d.h. bei
Zuwiderhandlung wird man nicht mehr bloss gesellschaftlich geächtet
sondern von der Staatsmacht verfolgt. Die damalige Freiheitsbewegung hat
sich inzwischen in eine ängstliche, kleinmütige Spiesserbewegung
verwandelt, die überall Gefahren und Risiken sieht und diese mittels immer
mehr Gesetzen zu minimieren sucht. Die Freiheit bleibt zunehmend wieder auf
der Strecke, während eine immer mehr auf die Spitze getriebene
Versicherungsdenke inzwischen ziemlich seltsame Blüten treibt.

Man wird die verwirrenden, z.T. sehr widersprüchlichen Phänomene niemals
begreifen, wenn man den Zeitgeist nicht durchschaut und versteht, der
ihnen allen gemeinsam zugrunde liegt. Den Zeitgeist zu durchschauen aber
ist sehr, sehr schwer, denn er hat ja jeden von uns auf mannigfaltige
Weise imprägniert. Keine Generation zuvor war je so sehr ?Produkt des
herrschenden Zeitgeistes?. Das ist extrem problematisch. Der Zeitgeist
bestimmt auf allerlei indirekten Wegen all die persönlichen Strukturen
unseres Denkens, Erlebens, Erkennens, die aber nun mal nötig sind, um ihn
überhaupt zu durchschauen: ein typischer circulus vitiosus. So entsteht
eine spezifische seelische Blindheit für die Zusammenhänge der eigenen
Lage, in der gewissermassen der grüne Wald vor lauter dichtbewachsenen
Bäumen nicht mehr erkennbar ist. Es gibt daher keinen anderen Weg, als den
Mythos selbst in seiner Tiefe zu knacken. Und dieser Mythos lautet in
seiner heutigen Form nun mal 68 inklusive der z.T. komplizierten
Zerfallsprodukte.

*Warum aber ist dieser Zeitgeist besonders hartnäckig?

Weil er erstens über alle Medien daherkommt, zweitens die Menschen in der
hektischen pluralistischen Welt sich auf ihre eigenen Sorgen konzentrieren
(müssen), drittens die Herrschenden ein Interesse daran haben, dass die
Beherrschten sich gegenseitig beharken (anderes gesagt dass die
Mediokrität regiert) und viertens die Denk- und Redeverbote im Zuge der
political correctness.


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