Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Fahrenheit 68

susu, Sunday, 17.09.2006, 21:27 (vor 6641 Tagen) @ Adam

Susu, jetzt enttäuschst Du mich aber! Das kann gerade nicht die Frage
sein. Das sind doch keine Synonyme, die man vertauschen kann, ausgedrückt
ist vielmehr ein Gattung-Art-Verhältnis: Abtreibung ist eine Art des
Mordes, wobei die Differentia specifica noch zu nennen wäre. Da kannst Du
allerdings nicht dran drehen und sagen Mord ist eine Art der Abtreibung -
"in welche Richtung man es eben gerade fließen läßt". Das wäre ein
Fehlschluß, den ich hier einigen Spezialisten im logischen Argumentieren
durchaus zutrauen würde, wenn es ihren Vorstellungen zupaß käme, Dir aber
eher nicht. Möglicherweise ist aber nur das Beispiel ohne Bedacht
gewählt.

Nein. Eben weil diese Deutung absurd ist, habe ich das Beispiel gewählt. Die Interpretation von "das Private ist politisch" ist in ihrem Kontext ebenso absurd.

Bleiben wir also bei: das Private ist politisch. Was soll hier der
umfassendere Begriff sein? Ist doch wohl klar, daß die Kopula hier nicht
Identität aussagt, sondern die Zuordnung eines Begriffs mit kleinerem
Umfang unter einen mit größerem Umfang, jedenfalls scheint mir dieser in
der Bezeichnung "politisch" vermeint, i.S.v. das Private gehört
auch zum Politischen hinzu. Dann geht es auch hier nicht umgekehrt.

Dem stimme ich nicht zu. Das Politische und das Private werden von Scipio ja nicht umsonst als Gegensätze aufgefasst, prinzipiel besteht da eine Dichotomie, die in der Aufklärung eingeführt wurde (und direkt gegendert, das Private als Sphäre der Frauenmacht, das Politische als Sphäre der Männermacht.) Der Satz verwischt diese Grenze, es gibt offensichtlich einen Bereich, der sowohl Privat als auch Politisch ist. Die Frage ist jetzt: Wurde dieser Bereich zuvor dem einen oder anderen zugeordnet.

Die Aussage ist also formal eindeutig: Es wäre ein Irrtum zu glauben, daß
es rein Privates gebe, das nicht Teil eines größernen Ganzen ist, das wir
das Politische nennen.

Die Frage ist nicht die formale Sprachauslegung, sondern die Bedeutung im historischen Kontext. "dein goldenes Haar" bedeutet in der Todesfuge von Celan etwas anderes als in "Loreley" von Dschingis Khan (produziert von Ralf Siegel). Und das die Aussage ungenau, eventuell sogar formal falsch ist, bestreite ich nicht. Nur das sie eben zu der Zeit, als sie geprägt wurde etwas bestimmtes meinte. Und das war eben nicht, daß sich das Private der Obrigkeit unterzuordnen hatte. Ein Slogan, der das ohne formal problematisch zu sein ausdrückt ist "Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, dann können sie das Gesicht der Welt verändern". Ich würde deiner interpretation insofern zustimmen, als das private Akte immer Auswirkungen auf das politische haben. Ist "die Bevölkerung" etwas anderes als die Summe der Individuen? Ist nicht die zentrale politische Handlung, durch die das Volk souverän bleibt, die geheime Wahl, nicht ebenfalls privat?

Und genau dieses bestreiten wir, wollen wir bestritten wissen und tun dies
dadurch, daß wir nicht nur diese Unterordnung verneinen, sondern aus
politisch und privat geradezu einen Gegensatz machen, vielleicht sogar
einen kontradiktorischen, der uns definieren ließe: Das Private ist das
Nicht-Politische.

Es ist eben keine Unterordnung. Es ist eine Gleichsetzung. Und die kann sowohl Autoritativ als auch Partizipatorisch vorgenommen werden. Es ist ein Unterschied ob ich den Staat als Mittel zur Steigerung des Wohls der ihn konstituierenden Individuen ansehe, oder die kosntituierenden Individuen als Mittel zur Steigerung des Wohls des Staates.

susu


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