Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Fahrenheit 68

susu, Monday, 18.09.2006, 20:17 (vor 6640 Tagen) @ Nihilator

Hallo Nihi

Dazu muß ich nachfragen. Mir liegt momentan kein solches Gesetzbuch vor,
also was genau meinst Du da?
Ich glaube beileibe nicht, daß die deutschen 50er ein Hort an Liberalität
waren (alles andere als das!), aber die Achtung vor Ehe und Familie als
privatem Raum hat damals m.M. noch existiert. Oder nicht?

Der Kuppelei-Paragraph, durch den uneheliches Zusammenleben unter Strafe gestellt wurde ist ein Beispiel. Die Rechtsstellung unehelicher Kinder war miserabel, bis 1970 war das Jugendamt immer Vormund (d.h. weder der Vater noch die Mutter besaßen die elterliche Sorge, oft auch kein Besuchrecht, das Kind sollte vor der "sittlichen Verwahrlosung", die durch das unverheiratetsein der Elten ja zwangsläufig erfolgen mußte, geschützt werden. Dann ging´s eben ins Heim). Der §184 war deutlich schärfer und verbot z.B. das öffentliche Anbieten von "Mitteln, Gegenständen und Verfahrenm, die zur Verhütung von Geschloechtskrankheiten oder zur Verhütung der Empfängnis dienen", also keine Kondome im Drogeriemarkt. Die "unzüchtige Schrift" wurde dadurch definiert, daß sie "geeignet war, daß Scham- und Sittlichkeitsgefühl des normal empfindenden Menschen in geschlechtlicher Hinsicht gröblich zu verletzen". Das ist mal ein Gummi-Paragraph und ab und an fand sich auch mal ein Medizinstudent wegen des Besitzes gynäkologischer oder urologischer Fachbücher auf der Anklagebank.

Doch - weil die zwar noch existieren, aber kaum mehr eine Rolle in der
Öffentlichkeit spielen und sie sich vom wirklichen Leben weit entfernt
haben.

Holla, der Ratze ist doch einigermaßen präsent in der Öffentlichkeit, oder? Oder, Peter Hahne. Stoibers Apell den §166 zu verschärfen ist ebenfalls nicht völlig an der Öffentlichkeit vorbeigegangen.

Die grünen Gutmenschen dagegen geben dem/der kleinen
Nachwuchs-Schizophrenen von heute das, was er sich wünscht: ein gutes
Gewissen. Wie früher die Beichte.
Ich bin für Umweltschutz und wähle grün - was kann man mehr erwarten? sagt
sich mensch mit Blick auf das große Vorbild, z.B. eine Claudia Roth und
andere ihrer Kumpane, die sich mit fetten Karossen über Entfernungen von
300m durch Berlin chauffieren lassen.

??? Presse dazu?

Es ist schön, wenn an allem immer die anderen schuld sind. Ob
Großkonzerne, "Patriarchat", "männliches Prinzip", "der Staat" oder
sonstwas. So lebt sich's leicht. Und das ist typisch grün, typisch links
und typisch weiblich.

Ich würde genau das eben als nicht Links ansehen (siehe auch mein Posting bzgl. hilde). Für mich bedeutet Links zu sein den Versuch durch eigene Innitiative, Alternativen zum System zu schaffen. Das was du meinst sind Deppen, die sich für Links halten. Die anderen sind auch bei rechten Deppen Schuld, die dann gegen die "überfremdung" NPD wählen, in Gegenden mit der niedrigsten Ausländerquote Deutschlands. Vieleicht sollte man die mal außen vor lassen, Deppen gibt es in jeder politschen Richtung. Ich habe festgestellt, daß mein Links-Sein mehr Schnittpunkte mit Carlos' Konservativ-Sein hat, als unsere Positionen mit denen der Deppen auf den jeweiligen Seiten. Dagegen entdecke ich bei den Deppen ebenfalls Schnittmengen: Die anderen sind Schuld, wir brauchen einen starken Staat, der sagt wo es langgeht und am allerbesten wäre es wenn wir eine Diktatur hätten, wo ich der Diktator bin.

Wieso? Nonkonformistisch paßt schon - nicht konform zur veröffentlichten
Meinung nämlich.
Zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung klafft ein
gewaltiger Abgrund. Oder hättest Du nach Lektüre einiger intellektueller
Zeitschriften, ein paar angehörten PolitikerInnen-Reden und einigen
TV-Sendungen den Eindruck, daß Hermans Ansichten bei uns mehrheitsfähig
sind?

1) Intellektueller Zeitschriften. Man beachte das erste Wort. Wenn die Zustimmung mit der Bildung sinkt und wir annehmen, das Leute, die für intellektuelle Zeitschriften Artikel schreiben einen hohen Bildungsstandard haben, ist das nicht verwunderlich.
2) PolitikerInnen-Reden. Hallo Wahlkampf. Hallo Umfrage. Mehr als 3/4 Ablehnung im Osten. Titelmedlung: "CDU-AbgeordneteR sowieso hält Hermans Position für goldrichtig" - goodbye mögliche Regierungsbeteiligung in MeckPom.
3) Welche TV-Sendungen? Ich sag nochmal, der Nachmittags-Talg wiest in eine andere Richtung.
4) Publiziert: "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" (A&B Pease) Amazon Verkaufsrang #899
"Er steht einfach nicht auf dich!". Warum Frauen nie verstehen wollen, was Männer wirklich meinen (Greg Behrend) Amazon Verkaufsrang #158, Spiegel Bestsellerliste Sachbuch #17
Und da ich im Altenheim mit nicht so intellektuellen Zeitschrifen wie "Bunte", "Bild der Frau", "Frau im Bild", "Das goldene Blatt" usw. usf. konfrontiert bin, setlle ich fest: Auch da wird die Meinung Hermans Woche für Woche wiedergekäut.

So ein Quatsch. Die manipulierte Darstellung der Medien hat doch nichts
mit dem intellektuellen Niveau zu tun. In der BILD kommen genauso die
"Powerfrauen" zu Wort.
Möchtest Du die profeministische männerfeindliche Ausrichtung unserer
Medien tatsächlich vollständig in Abrede stellen?

Ich sag noch mal profeministisch ist nicht gleich männerfeindlich (und mir fehlendes Distinktionsvermögen unterstellen...). Herman ist ja auch nicht gerade männerfreundlich...

Zweifelhaft. Soweit ich weiß, sagen diese Ergebnisse vor allem, daß
frühkindliche Betreuung durch die Eltern nicht zu ersetzen ist, auch nicht
durch das allerbeste Betreuungspersonal. Allerdings werden diese Dinge im
allgemeinen "Vereinbarkeits-Bla" und "Betreuungsangebot"-Gebrubbel so gut
wie nie erwähnt. Es geht dabei eben nicht um die Kinder, und es geht auch
nicht um "Familienfreundlichkeit". Familienzerstörung ist nicht
freundlich.

Es geht vor allem darum, da tatsächlich Zeit mit den Kindern verbracht wird. Ich sage nochmal, Studien zeigen, daß berufstätige Mütter mehr Zeit mit ihrem Kind interagieren als nicht-berufstätige. Die sind zwar immer irgendwie da, aber selten richtig. Und nicht zuletzt, können Eltern sich auch so arangieren, daß sie wechselseitig die Kinder betreuen.

Da hast Du den Rest wohlweislich weggelassen: "...soweit er nicht die
Rechte anderer verletzt".
Muß Herman jetzt eigentlich vom Verfassungsschutz beobachtet werden? Was
meinst Du?

Frage: Wo siehst du bei Hermans Arguemntation die Rechte anderer, die verletzt werden?

Eva Herman sprach von einem Recht des Kindes. Du zitierst ein Recht der
Eltern, welches zudem nachweislich in Deutschland schlecht bis nicht
durchgesetzt wird. Wie schlimm es darum bei uns steht, war erst kürzlich
zu lesen:

Da steht auch etwas von der Pflicht der Eltern zur Sorge.
RPOnline.

Siehe oben: in dem 50ern und 60ern wurden in ca. 3500 Heimen uneheliche Kinder untergebracht. Oder solche die sich "unsittlich" benahmen, zum Beispiel "Negermusik" hörten. Und die Heime hatten nicht nur 7 Kinder pro jahr Zulauf (d.h. die aktuelle Zahl ist geringer als die in den 50ern und da betraf sie eine deutlich kleinere Einwohnerzahl), die Größe lag im Schnitt etwa bei 250 Plätzen, was 875 000 Kindern, bei 8 Jahren Verweildauer also ca. 110 000 Kindern im Jahr lag.

http://www.t-pudelko.de/25_years/25_years.html (Heimkampagne)
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/469843/

susu


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