Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gebärzwang?

everhard, Friday, 25.09.2009, 14:24 (vor 5482 Tagen) @ Wolfgang A. Gogolin

Hallo Wolfgang,

daß Deine emotionalisierende Sprache Deine argumentative Schwäche über-
und Deine traumatische Beziehung zu Abtreibung aufdeckt, weisst Du

aber?

Abtreibung ist ein emotionales Thema. Einerlei, ob es um
Abtreibungsbefürwortung oder um Gebärzwang geht.
Und auch mir geht es um Gefühle, natürlich. Ich mag das Gefühl nicht, eine
Frau gegen ihren Willen zum gebären zu zwingen. Und ich mag das Gefühl
nicht, sie zur Abtreibung zu zwingen. Ich mag auch Abtreibungen nicht.
Du siehst: Ich habe keine Lösung.

Ich wehre mich jedoch gegen solche, die behaupten, eine Lösung zu haben,
die aber nur darin besteht, andere (in diesem Falle Frauen) zu etwas zu
zwingen und sie ein fremdgekochtes Süpplein namens 'Lebensschützer'
auslöffeln zu lassen. Die Losung 'Mein Bauch gehört mir' mag nicht der
Weisheit letzter Schluß sein, gefällt mir aber bis zur Findung desselben am
besten. Insbesondere, weil der Bauch jemand anderem als der Frau ganz
sicher nicht gehört.

Viele Grüße
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

Danke für die sachliche Antwort.
Ich selbst bin bei dem Thema auch nicht kalt, und ich bin auch persönlich betroffen. Trotzdem würde ich immer versuchen, meine eigenen Empfindlichkeiten herauszulassen. Das ist aber sicher auch eine Typfrage.

Ich kann schon verstehen, daß man sich über die wohl nur von außen abschätzig so genannten Lebensschützer und ihre Sprache von "Mord" aufregt. Sie erreichen damit natürlich auch keine äußere Zustimmung, sondern nur innere, kurzfristige, Befriedigung und Linderung der eigenen Verletzungen.

Andererseits ist mir auch die "Zellhaufen"-Sprache zuwider, die ebenso offenbar nur von eigener Verletztheit ablenken will. Sie entspricht zudem weder geltendem Recht - Abtreibung ist immer noch strafbar - noch meinem wissenschaftlichen Empfinden, wonach die einzige revolutionäre Änderung die Zeugung ist. Denn dort entsteht etwas wesentlich neues, einzigartiges. Alles weiter ist mehr oder weniger gleichmäßige Entwicklung.
Ich denke auch, daß wir im Leben von der Natur zu so vielem gezwungen sind, daß ich keinen elementaren Unterschied erkennen mag, ob ich "gezwungen" bin Nahrung zu mir zu nehmen, scharf abzubremsen und/oder das Auto in den Graben zu setzen um den alten Mann auf dem Zebrastreifen nicht zu überfahren oder eben eine begonnene Schwangerschaft auszutragen. Der Unterschied ist für mich nur ein quantitativer.

Aber da gibt es natürlich auch andere Standpunkte. Derzeit ist eben die Lösung, wie sie ist, und ich finde den Grundsatz nachvollziehbar.
Abtreibung grundsätzlich strafbar zu belassen, aber die Notsituation anzuerkennen und daher nach Beratung straffrei zu stellen.
Blos daß die Realität von 128000 Abtreibungen pro Jahr in Deutschland mich stark zweifeln lässt, daß hier immer eine echte Notsituation vorlag. Mir scheint, die faktische Straffreiheit ist in die Köpfen als "Recht auf Abtreibung" gelangt, so daß Abtreibung mehr als eine Art letzte Verhütung gesehen wird.
Und dies ist eine Aufweichung ethischer Normen, die ich nicht gutheißen kann.

Und dann natürlich, als letztes: Der Feminismus hat sich nicht ohne Grund am §218 begründet. Das "Recht auf Abtreibung" ist zentraler Bestandteil des heutigen Feminismus. Mit dem steht und fällt er. Solange "Mein Bauch gehört mir" zeitgeistig wahr ist, solange Frauen also eigene Wünsche auch über das Recht auf Leben des Embryos, also eines im Grundsatz fremden Lebewesens stellen können, solange hat der Feminismus Macht. Erst wenn Frauen sich hier wieder einordnen müssen, ihr Wille also in diese Frage nicht mehr absolut ist, ist der Feminismus besiegt.

Gruß,

everhard


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