Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Was mich interessieren würde...

Scipio Africanus, Saturday, 12.03.2005, 10:12 (vor 7188 Tagen) @ Nick

Als Antwort auf: Re: Was mich interessieren würde... von Nick am 12. März 2005 01:24:34:

Hallo Nick,
ich erlaube mir mal, mich in die Diskussion einzulinken, da ich mich als Atheist angesprochen fühle.

Ich weiß sehr gut, daß man überzeugende Argumentationen für und gegen alles mögliche führen kann, besonders dann, wenn man keine allgemeinen Prinzipien mehr zu berücksichtigen hat, sondern diese selbst erfindet bzw. mehrheitlich darüber abstimmen läßt, was wahr und falsch ist.

Ist es nicht so, dass der religiöse Glaube viele Menschen denkerisch erstarren lässt ? Sie übermehmen einfach die religiösen Dogmen und brauchen sich dann nicht mehr tiefergehende Gedanken zu machen. Das unterstelle ich dir aber nicht.
Atheisten sind nun mal der Ueberzeugung, dass die Religionen genauso von Menschen erfunden wurden und sich damit nicht grundsätzlich von anderen Weltanschauungen unterscheiden. Der Atheist betrachtet Religion wie eine Philisophie, vielleicht sogar als eine humane und nützliche Philosophie, aber eben nicht als absolute Wahrheit.

Ersichtlich ist dies aber keine Grundlage für eine tragfähige, gesellschaftliche Ethik, sondern es ist umgekehrt der Weg in die unethische Gesellschaft. Hast du empirische Argumente dagegen?

Ethische Grundlagen bedingen keinen religiösen Glauben. Du denkst, dass die Gottlosen das Uebel dieser Welt seien. Die Geschichte lehrt uns aber, dass religiöser Wahn zu Verbrechen unvorstellbaren Ausmasses geführt hat.

Eine Frage würde mich zum Schluß allerdings noch sehr interessieren: Ob du der philosophischen Auffassung zustimmst, daß Freiheit an Wahrheit gebunden ist - bzw. umgekehrt: daß Lüge (ich sage ausdrücklich nicht Irrtum, sondern Lüge) die menschliche Freiheit zerstört? Konkret ausgedrückt: Wie stellst du dir eine tragfähige Ethik vor, deren Grundlage nicht die Wahrheit ist, sondern politische Mehrheiten?
Gruß
vom Nick

Ethik richtet sich nicht nach Mehrheiten, sondern orientiert sich an der eigenen Ueberzeugung. Wahrheit kannst du suchen. Niemals aber kannst du sagen, ich habe sie gefunden, die absolute Wahrheit. Gläubige tun aber genau dies.
Freiheit ist an Gerechtigkeit gebunden. Der Sinn der Wahrheit ist die Suche nach derselben. Wer einfach übernimmt, was andere vor ihm gedacht haben, ohne es jemals in Frage zu stellen, der sucht nicht mehr nach der Wahrheit und kann kein Vorbild sein. Viele Religiöse tun genau das.

Gruss scipio


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