Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Ich beginne zu zweifeln...

SiliKat, Monday, 17.10.2005, 22:45 (vor 6968 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Ich beginne zu zweifeln... von Garfield am 17. Oktober 2005 18:16:59:


Hallo Garfield !

Deine folgende Aussage hat mich überrascht, ja sie befremdet mich:

"Im Übrigen bin ich mir sicher, daß es einem Gott - wenn es ihn denn gäbe - nicht wichtig wäre, ob ich an ihn glaube oder nicht. Denn wenn es ihm wichtig wäre, dann könnte er kein höheres Wesen, also kein Gott sein."

Was für dich ein Argument contra ist, das ist für mich ein Argument pro.

Ich "glaube" an ein höheres väterliches Wesen - ethymologisch geklärt: ich gelobe mich ihm an, halte ihm die Treue -, weil ich davon ausgehe, daß ich ihm nicht gleichgültig bin. Ich sehe das streng nach Analogie einer irdischen Vater-Sohn-Beziehung. Soweit ich weiß, hast du keine Kinder. Ich weiß auch nicht, wie du zu deinem eigenen Vater stehst oder zu ihm gestanden hast. Aber den Fall gesetzt, du hättest einen Sohn. Dem würdest du nun sagen, es sei ihm wichtig, daß er dich akzeptiert, respektiert, liebt. Gehst du davon aus, daß er umgekehrt dich daraufhin nicht mehr als Vater, d.h. als einen ihm an Alter, Erfahrung, Körper- und Geisteskraft, Respektwürdigkeit usw. Überlegenen akzeptieren würde ? Daß er sich einen Vater als Vater nur vorstellen kann, wenn es dem gleichgültig ist, was der Sohn von ihm denkt ?

Also Garfield, da muß was Schlimmes passiert sein in deiner Biografie ! Oder irre ich mich ? Daß die Menschheit als Ganzes von evolutionär niederen Wesen abstammen, ist ja, was die physische Seite angeht, noch richtig, also teilweise wahr. Aber zwischen Vater und Sohn ist das selbst physisch schon nicht mehr war, sondern augenfällig falsch. Du hattest aufschauen müssen. Geistig nicht ? Hast du ihn verachtet ? Wenn ja, gab es Gründe, z.B. daß ihn die Mutter dir "ausgetrieben" hat ? Oder ist er dir durch den Krieg abhanden gekommen und insofern "entrückt" worden ?

Einem Gott wie du ihn dir vorstellst würde auch ich den Glauben, die Treue versagen. Ich frage dich: Kannst du dir ein Wesen, das uns vorausgegangen ist, nicht auch als ein solches vorstellen, dem eine Rückmeldung etwas wert ist, und das trotzdem, oder gerade deswegen ein höheres Wesen ist ?

Bis jetzt scheinst du meinen Gedanken zu bestätigen, daß geschädigt sei, emotional blockiert, wer ein höheres Wesen, als er selbst es ist, nicht akzeptiert. Erkenntnisakte erfolgen ja nicht immer so frei von emotionalen Elementen, wie man das oft voraussetzt; weswegen Nietzsche einmal rhetorisch fragte: "Wieviel Wahrheit verträgt ein Mensch ?"

Fazit :Sofern wir einmal die Kirche im Dorf, d.h. außen vor lassen, auch die katholische, scheint mir die Grundlagenfrage als doch sehr bedeutsam für die "Männerfrage". Man muß nur mehr vom echten, jeweils ganz persönlichen Erleben ausgehn und nicht auf irgendwelche anderen Personen oder historische Phänomene ausweichen.

Wenn es mehr Söhne gäbe, die ihre Väter lieben dürften - nicht nur aus der Ferne, sondern mit Rückmeldung -, dann würde das Sich-angeloben an das Wesen, das unser aller Vater ist, mehr verbreitet sein. Und das hätte dann wieder eine Rückwirkung, dergestalt, daß ein Feminat vergehen müßte. Wie man früher sagte: "Mit Gottes Hilfe." (Es heißt aber auch: "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott." Ohne Vorleistung und Mitwirkung geht es nicht.)

Gruß

SiliKat


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