Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Ich beginne zu zweifeln...

Garfield, Tuesday, 18.10.2005, 16:28 (vor 6968 Tagen) @ SiliKat

Als Antwort auf: Re: Ich beginne zu zweifeln... von SiliKat am 17. Oktober 2005 19:45:

Hallo SiliKat!

"Was für dich ein Argument contra ist, das ist für mich ein Argument pro."

Für mich ist es erst einmal weder ein Pro- noch ein Kontra-Argument. Ich meinte das so: Ein Gott als höheres Wesen sollte doch wohl wenig Wert darauf legen, daß irgendein kleines Menschlein ihn nun täglich anbetet und an ihn glaubt. Für so einen Gott sollte es doch eigentlich entscheidend sein, wie dieses kleine Menschlein sich im Laufe seines Lebens verhält.

Übrigens ist das eine der Gefahren, die ich bei Religionen und auch ganz allgemein bei dem Glauben an Gott sehe: Es gibt nämlich Menschen, die der Meinung sind, daß der Glaube wichtiger ist als die Taten eines Menschen. Daß man also ruhig machen könne, was immer man will, solange man das brav beichtet und bereut, und solange man brav an Gott glaubt. Im Mittelalter führte diese Haltung zu den Ablaßbriefen, die von der Kirche verkauft wurden und die Käufer von ihren Sünden freisprachen. Da konnte also auch ein sehr religiöser Mensch als Straßenräuber jemanden erschlagen, die Leiche ausplündern, von einem Teil des so gewonnenen Geldes einen Ablaßbrief kaufen und dann gleich mit ruhigem Gewissen den nächsten Mord planen.

Ja, mir ist klar, daß diese Mißstände aus der Katholischen Kirche resultierten, der du nicht angehörst, aber darum geht es mir gar nicht. Wesentlich ist, daß es wirklich Menschen gegeben hat, die diese Ablaßbriefe gekauft haben und dann fest daran glaubten, daß damit alles, was sie jemals verbrochen haben, erledigt ist. Es ist also keineswegs so, daß der Glaube an Gott Menschen immer zu positivem Verhalten anhält. Auch der Glaube an Gott kann negative Auswirkungen haben.

"Also Garfield, da muß was Schlimmes passiert sein in deiner Biografie ! Oder irre ich mich ?"

Nein, ich kann mich an nichts wirklich Schlimmes erinnern.

"Geistig nicht ? Hast du ihn verachtet ? Wenn ja, gab es Gründe, z.B. daß ihn die Mutter dir "ausgetrieben" hat ? Oder ist er dir durch den Krieg abhanden gekommen und insofern "entrückt" worden ?"

Nein, ich hatte keine Probleme mit meinem Vater. Meine Eltern leben übrigens immer noch zusammen.

"Einem Gott wie du ihn dir vorstellst würde auch ich den Glauben, die Treue versagen."

Ich stelle mir eigentlich keinen Gott vor. Die Gläubigen schildern ihn allerdings als höheres, in jeder Hinsicht überlegenes Wesen, also sollten diesem Wesen die menschlichen Unzulänglichkeiten doch fremd sein, oder?

Interessant ist aber, daß in vielen Religionen die Götter sehr menschliche Züge hatten und haben. Bei den griechischen Göttern der Antike sieht man das besonders deutlich. Da ist ganz klar erkennbar, daß die Menschen letztendlich sich selbst in diese Götterwelt hineinprojiziert haben.

Im Christentum wird das nicht mehr so deutlich, weil dort der Gott nicht mehr so exakt beschrieben wird wie die Götter in der griechischen Mythologie. Aber auch in der Bibel werden diesem Gott immer wieder menschliche Eigenschaften unterstellt. Strafe und Rache spielen vor allem im Alten Testament immer wieder eine große Rolle. Da wird beispielsweise beschrieben, wie einige Juden auf ihrem Weg von Ägypten plötzlich vom Glauben abfallen und sich eine Götzenstatue basteln, um diese anzubeten, während Moses gerade eine Unterredung mit Gott hat. Gott kriegt einen Wutanfall und kündigt an, das gesamte Volk mit Ausnahme von Moses auszurotten. Moses schafft es aber, ihn zu besänftigen, und so werden dann nur einige massakriert. So stelle ich mir kein höheres Wesen vor.

"Ich frage dich: Kannst du dir ein Wesen, das uns vorausgegangen ist, nicht auch als ein solches vorstellen, dem eine Rückmeldung etwas wert ist, und das trotzdem, oder gerade deswegen ein höheres Wesen ist ?"

Wozu Rückmeldung? Es heißt doch immer, daß Gott als höheres Wesen in die Herzen der Menschen sehen könne? Wozu braucht er dann eine verbale Rückmeldung in Form eines Gebets? Wieso überhaupt eine Rückmeldung? Er soll doch auch alles sehen können - also sieht er doch, wer sich in seinem Sinne verhält und wer nicht?

"Bis jetzt scheinst du meinen Gedanken zu bestätigen, daß geschädigt sei, emotional blockiert, wer ein höheres Wesen, als er selbst es ist, nicht akzeptiert."

Nun, ich halte mich selbst wie auch meine Mitmenschen keineswegs für vollkommen. Insofern könnte ich mir die Existenz eines höheren, vollkommeneren Wesens schon vorstellen. Aber ich habe solch ein höheres Wesen noch niemals gesehen und auch sonst nichts bemerkt, was ich auch nur als Indiz für seine Existenz werten könnte. Ja, wenn mal ein brennender Busch zu mir sprechen würde, dann könnte dies meine Meinung eventuell ändern. :-)

"Man muß nur mehr vom echten, jeweils ganz persönlichen Erleben ausgehn..."

Das tue ich ja, und davon ausgehend bin ich eben Atheist.

"Wenn es mehr Söhne gäbe, die ihre Väter lieben dürften - nicht nur aus der Ferne, sondern mit Rückmeldung -, dann würde das Sich-angeloben an das Wesen, das unser aller Vater ist, mehr verbreitet sein. Und das hätte dann wieder eine Rückwirkung, dergestalt, daß ein Feminat vergehen müßte."

Also, ich sehe da praktisch keinen Zusammenhang. Wie schon geschrieben: Ich habe und hatte immer einen Vater.

"Es heißt aber auch: "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott." Ohne Vorleistung und Mitwirkung geht es nicht."

Ja, da ich mich nicht auf einen Gott verlasse, muß ich mir zwangsläufig selbst helfen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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