Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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OT: Evolutionisten gegen Kreationisten usw.

Sven ⌂, Wolfsburg, Wednesday, 01.11.2006, 13:02 (vor 6541 Tagen) @ Ekki

Hallo Ekki!

Moral und Altruismus sind ebenso wie ihre Gegensätze nicht auf eine
wie auch immer geartete Religion, Philosophie oder Weltanschauung
beschränkt.

Es bleibt ein großes Rätsel, warum ein Mensch gegenüber seinen
Mitmenschen so handelt, wie er handelt.

Ich denke schon, dass ein sich selbst reflektierender Mensch über seine Beweggründe Bescheid wissen "kann". Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass dies wirklich auf alle Gebiete zutrifft, denn allzuviele Erfahrungen prägen im Menschen Reaktionen, die völlig unreflektiert geschehen. Ebenso wird fast jeder Mensch sich beizeiten "Glaubenssätze" zulegen - aus, wie du schon richtig sagst, unterschiedlichsten Quellen.

Bis Anfang des 20. Jh. konnte man die Illusion haben - und viele
haben sie gehegt! - daß mit der Überwindung der Religion auch Haß und
Fanatismus verschwänden.

Der "wissenschaftliche Atheismus" hat die Menschheit in
kürzester Zeit auf das Grauenhafteste eines Schlechteren belehrt.

Es scheint, als ob der Mensch ohne einen wie auch immer gearteten Glauben nicht auskommt. Das ist meiner Meinung nach aber auch nicht allzu verwunderlich: Der Mensch besteht nicht nur aus Vernunft allein, er hat auch noch Instinkte, Gefühle, "unvernünftige" Empfindungen. Und in der Tat kann ein Glaube unglaublich positive Empfindungen hervorrufen. Und selbst wenn man genau weiß, dass dieser Glaube rational keine Basis hat, so glaubt man doch trotzdem gerne, weil das Ergebnis dieses Glaubens einen (emotional) positiv stimmt.

Mit dem Wegfall von Religiösität nimmt man sich dann einer "Ersatzreligion" an - wie geschehen bei zahllosen Ideologien mit katastrophalen Auswirkungen.

Schlimm nur:

Auch nach dieser historischen Erfahrung gibt es noch mehr als genug
Menschen, die wie die Hornochsen in irgendwelchen Religionen oder
Ideologien mittrotten, anstatt endlich zu der Haltung zu gelangen:

Die Menschen werden wohl immer ihr Heil in irgendwelchen Bewegungen suchen. Meist sind sie nicht mal in der Lage, Parallelen zu Ideologien zu erkennen, die man jedoch eigentlich als "schlecht" einordnet. Sich einen Glauben "vordenken" zu lassen, ist komfortabel, befreit von Selbstverantwortung und verschafft das Gefühl, zu den "Guten" zu gehören. Was sicherlich nicht für alle gilt, doch im Großteil der so genannten "Gläubigen" wohl zu finden ist.

"Tue in deinem eigenen Leben nach Kräften Gutes allen Menschen,
denen Du begegnest - da hast du genug zu tun."

Ist das nicht selbst wieder ein Glaubenssatz? Geht es dabei nicht auch wieder darum, ein Gefühl der Nächstenliebe zu praktizieren oder so zu handeln, dass man sich selbst als "gut" bezeichnen kann? Nicht, dass ich diesem Satz widersprechen möchte, aber diese Fragen stellen sich mir da schon. Weißt du, ich habe auch gar nichts dagegen, wenn die Menschen sich selbst einen Glauben auferlegen - egal ob dieser aus Religion, persönlichen Werten, einem Ehrgefühl oder anderen Quellen stammt. Die Sache wird für mich erst dann brenzlig, wenn diese eigene Überzeugung dazu benutzt wird, anderen zu erzählen, was diese zu glauben hätten.

In diesem Zusammenhang übrigens noch recht interessant:

http://www.zeit.de/online/2006/44/Kreationisten

Die hessische Kultusministerin Karin Wolff möchte gerne in den Biologieunterricht die Schöpfungslehre der Bibel einbringen. Und - oh Wunder - die Dame ist Religionslehrerin...

Gruß,
Sven


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