Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Virtuelle und "Live-"Diskussionen

Flint ⌂, Saturday, 05.09.2009, 20:52 (vor 5407 Tagen) @ Diana

Hallo Diana,

ich kann deine Idee zwar nachvollziehen,

da bin ich mir aufgrund einiger deiner Aussagen nicht so sicher.

aber ich halte sie für
"weltfremd". In einer Diskussion, die sich NUR in einem Forum abspielt,
kann bzw. könnte man das zwar so machen - also die Diskussionsbeiträge
anonymisieren - aber damit koppelt man meiner Meinung nach diese Diskussion
vom normalen alltäglichen Leben ab.

Es geht mir nur um die Forendiskussion und da auch nur wahlweise wenn man etwas Bestimmtes diskutieren möchte (bei dem es bewußt ausgeschlossen werden soll, persönliche Eitelkeiten und Antipathien als Störfaktoren dazwischenzuhaben). So kann dann jeder an der Diskussion teilnehmen ohne in Schubladen gesteckt zu werden. Es ginge (-so das Ideal) NUR noch um Ideen und Konzepte. Es wäre eine spezielle (von mir aus auch "weltfremd" anmutende, -habe keine Angst davor, allgemein übliche Pfade der allgemein üblichen, trivialen und rohen Welt mit ihren Beißreflexen einmal für kurze Zeit zu verlassen, im Gegenteil.) Disziplin mit dem Ziel, Ideen schneller, sauberer und effektiver bzw. mit größerer Chance weiterzubringen oder überhaupt zu entwickeln.

Denn wenn dir einer direkt gegenübersteht, willst du dann vielleicht
Schattenwände einführen und die Stimme verfremden, damit du nicht mehr
weist, wer da ist? Schließlich könnte dir auch im "wirklichen" Leben ein
Diskussionspartner unterkommen, bei dem dir aus ganz unsachlichen,
persönlichen, nicht logisch erklärbaren Gründen der Kamm schwillt - der
aber unter Umständen auch etwas der Sache dienliches Sinnvolles zu sagen
hat. Du wirst dich da also auch entscheiden müssen, ob du dich dazu
durchringen kannst, dem Menschen trotzdem zuzuhören, WAS er zu sagen hat,
auch wenn du ihn "eigentlich nicht leiden kannst" - oder du sagst halt "Ich
KANN mit dem nicht, ist mir egal, WAS er zu sagen hat".

Ja, das gibt es. Das geht mir selbst auch so (ich nehme mich da nicht aus). DESHALB ja meine Anregung, einmal darüber zu diskutieren ob wir im Forum diesen Faktor mehr umgehen können. Draußen im Leben muß man da durch. Ehrlich gesagt gehen dann in der Praxis ein Haufen guter Aspekte "verloren" da das Gegenüber vielleicht zu ungenießbar ist. Das läßt sich aber nicht ändern, will man nicht, wie Du richtig sagst, Schattenwände einführen. Wäre vielleicht ein Geschäftsmodell: Tragbare Schattenwände (um sich vor "der Tyrannei der Menschengesichter"* zu schützen... ;-) )

* Der Ausdruck stammt aus dem Text "Um ein Uhr Nachts" von Charles Baudelaire.

Und ich dachte ja, dass die Diskussion der Themen hier auch in eben dieses
alltägliche "wirkliche" Leben ge- bzw. übertragen werden soll. Wenn du aber
nicht mal "virtuell üben" willst, solche "unbequemen" Diskussionen zu
führen und auszuhalten, meinst du, "live" ist das dann einfacher? Freilich,
HIER wäre es einfacher und bequemer, sich halt anonym und theoretisch über
die Dinge zu unterhalten - spätestens im "realen" Leben nützt dir das aber
überhaupt nichts mehr. Es sei denn, du willst NUR HIER über diese Themen
diskutieren...

Natürlich, wenn Du es unter dem Aspekt des Übens (um später im realen Leben besser diskutieren zu können) betrachtest, ist das ein Aspekt, den auch ich für sehr wertvoll und notwendig halte und ebenfalls bewußt verfolge! Diese Fertigkeit schult man in der normalen Foren-Diskussion -die ich ja auch gar nicht abschaffen will. Mir geht es wie gesagt um zusätzliche Möglichkeiten z.B. in speziell dafür eröffneten Strängen. Ich versuche zu sagen, daß es schade ist, daß Diskussionen so stark eingeschränkt werden durch die im Eingangsbeitrag beschrieben Faktoren.
Es geht mir hauptsächlich um das Weiterentwickeln und Klären unserer Konzepte (ungeachtet dessen WER es sagt).

...

Außerdem kann man sehr wohl zur Kenntnis nehmen, dass einer, den man
"nicht mag", etwas "eigentlich" Sinnvolles von sich gibt - man kann sich
aber nichtsdestotrotz entscheiden, mit demjenigen "trotzdem" nicht zu
diskutieren.

Genau auch davon rede ich.

1) Bekommt der Andere keine Bestätigung für das was er sagte (obwohl er es eigentlich aufgrund seiner Leistung verdient hätte), kann dies mit der Zeit zur Folge haben, daß er irgendwann das Handtuch schmeißt. Wir haben einen Kämpfer weniger, das ist schlecht für ihn, schlecht für uns und gut für unsere Feinde.
Man schaue sich die Foren darauhin an, welche guten und Top-Schreiber früher darin geschrieben haben und stelle sich die Fragen warum die alle nicht mehr da sind. Ich habe öfters gesehen (auch im Politikforum: Beispiel Tommy und viele andere), daß es kurz vor ihrem Weggehen heftige, feindselige Diskussionen mit persönlichen Beleidigungen und Abwertungen gab, wobei die Gegenseite wie ein Rudel Hyänen über einsame Kämpfer hergefallen sind. EIN solches Geschehnis macht sicher nichts aus. Einige Wenige sicher auch nicht, wenn das Verhältnis von Zustimmung und Nichtzustimmung/Angriffen aber auf Dauer zu Lasten Nichtzustimmung/Angriffen ausschlägt und dort bleibt, kann es sein, das der User mit der Zeit mit dem Gedanken spielt, zu gehen. Hätte er mehr (angemessene) Bestätigungen für gute Aussagen bekommen, hätte er vielleicht durchgehalten. Wir leben halt in einer Gesellschaft der es wesentlich leichter fällt zu kritisieren als zu loben. Immer nur Kritik baut nicht auf, sie schwächt. Ein gutes Wort hier und da stärkt. Wollen wir unsere Kampfgenossen stärken oder schwächen bzw. zusehen wie sie geschwächt werden? Ich habe mich des öfteren hier und anderswo für einzelne gegen Hyänenrudel kämpfende Kämpfer eingesetzt (wenn es um die Sache ging) und sie auf persönlicher Schiene angegriffen wurden, aber das nur nebenbei...

2) Dadurch, daß man nichts dazu sagt, wird ausgeschlossen, daß ein Dritter auf diese abgegebene Antwort auch noch etwas hätte sagen- oder weitergeführen können. Der Kommunikationszweig/Ideenzweig wird an dieser Stelle praktisch abgeschnitten/nicht fortgeführt =Ende des Wachstums an dieser Stelle (Wer weiß, wie er sich hätte weiterentwickeln können...).

3) Man begibt sich (nach außen hin, durch das Nichtkommunizieren) auf die persönliche Ebene bzw. gibt ihr den Vorrang vor der sachlichen Ebene/vor der Idee. Mir gefällt dagegen die Einstellung: Auch wenn Du für mich ein Spinner, Pudel, Feminist, Linker und was weiß ich was alles bist, in dem Punkt stimme ich dir zu bzw. mit dieser Aussage hast Du mich überrascht oder, das lohnt sich, weiter zu entwickeln".
Leider haben wir hier (bis auf seltene Ausnahmen) ein zu häufiges: Es ist wichtiger WER es sagt als das WAS gesagt wird.

Um es noch mal zu sagen, ich teile lediglich meine Betrachzungen mit. Die Verbesserungsvorschläge dazu eher als Frage um sie zu diskutieren und nicht als eine von mir letztendlich entschiedene und unumstößliche These mit Anspruch auf den Rang eines Axioms. Ähm, oder so irgendwas... ;-) [image]

Ich weiß nicht, was daran so furchtbar kompliziert sein soll.
:-)

Kompliziertheit ist auch nicht der Punkt, sondern es ist eher ein Problem der Integrität, Sachlichkeit und der Fähigkeit, sich der Sache wegen über Persönliches zu erheben (dazu zählt auch, "Fünfe einmal gerade sein zu lassen", eine Fähigkeit, die ich bisher hauptsächlich bei Männern beobachtet habe ).


Flint

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