Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hast du einen Umfrage durchgeführt?

Nick, Tuesday, 22.02.2005, 13:42 (vor 7605 Tagen) @ Naismith

Als Antwort auf: Re: Hast du einen Umfrage durchgeführt? von Naismith am 22. Februar 2005 09:10:18:

"Mir geht es darum: Die Abtreibungsfrage hat einen langen Weg hinter sich. Was wir heute haben ist ein Kompromiss, der, wie gesagt, von einer Mehrheit getragen wird. Ich finde diesen Kompromiss im großen und ganzen nicht schlecht. Wenn wir uns einig sind, dass eine Frau, die nach einer Vergewaltigung schwanger ist, nicht gezwungen werden sollte, das Kind auszutragen, dann geht es bei unseren Meinungsverschiedenheiten hier im Forum auch nur um Nuancen.
Den Vergleich mit dem Holocaust finde ich pervers (und off topic nebenbei gesagt)."

Der "Lange Weg", den die Abtreibungsfrage hinter sich hat, ist exakt der Weg der Entstehung und der Entfaltung des postmodernen Feminismus zur erfolgreichen politischen Bewegung. Parolen wie "Mein Bauch gehört mir!" und "Kinder oder keine, entscheiden wir alleine!" waren die Kampfrufe der ersten Stunde, die auch das wahre Wesen dieser Verbrecherbewegung am klarsten zum Ausdruck bringen: das Leben hat zu weichen, damit "wir Frauen" unser "Recht" bekommen. Kaum etwas kann also eigentlich mehr on-topic sein, als diese Frage, denn alle späteren Erfolge der Feministinnen gründen auf diesem ethischen Dammbruch der ersten Stunde.

Selbst wenn es Einigkeit geben sollte, dass eine Frau, die nach einer Vergewaltigung schwanger ist, nicht gezwungen werden sollte, das Kind auszutragen, dann geht es dabei eben nicht um "Nuancen", sondern um Petitessen: das sind 20-30 Fälle pro Jahr, denen ca. 130.000 angebliche "Notlagen" gegenüberstehen. Was soll das also eigentlich für ein Argument sein, sag mal? Es ist ein Feigenblatt, eine dreiste Propagandalüge, um dem Massenmord eine fadenscheinige, emotionalisierende "Begründung" zu liefern, nichts weiter.

Du findest den Vergleich mit dem Holocaust pervers. Ich finde es pervers zu versuchen, mit dem Verweis auf den Holocuast an den Juden die "Harmlosigkeit" des gegenwärtigen Genozids zu legitimieren, der sich vor unser aller Augen abspielt, hier und jetzt. Wir verbrennen unsere eigenen Kinder (mindestens 12 Mio. seit Ende des Krieges) und vergreisen derweil als Gesellschaft. Kann überhaupt irgendetwas noch kranker und kaputter sein? Das wird uns nicht von außen aufgezwungen, sondern wir tun es selbst, es ist unsere eigene Verantwortung. Es ist ja, anders als in der Nazizeit, nicht verboten, dagegen zu protestieren, man kommt jedenfalls nicht ins KZ dafür. Aber es protestieren trotzdem nur wenige: "Die Mehrheit ist dafür!" wie du sagst. Was ist das denn eigentlich für ein Urteil über den moralischen Zustand unserer Gesellschaft, wenn die Mehrheit tatsächlich dafür ist?

Es ist übrigens entsetzlich und sowieso unrühmlich und nutzlos vorzugeben, angeblich die Verbrechen der Vergangenheit "bekämpfen" zu wollen, aber die gegenwärtigen Verbechen seelenruhig hinzunehmen, ja mehr noch: mit dem Verweis auf die Opfer der Shoa den Kampf für die heutigen Opfer zu verbieten und zu unterbinden. Das ist der Mißbrauch, nicht der Vergleich.

Im übrigen: keinerlei Argumente von dir, sondern nur "meinen" und "finden". Aber es kann wohl nicht anders sein.

Nick


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