Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: @Scipio Africanus - Eine kurze, aber weitreichende Antwort

susu, Friday, 25.02.2005, 20:20 (vor 7602 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Re: @Scipio Africanus - Eine kurze, aber weitreichende Antwort von Scipio Africanus am 25. Februar 2005 17:00:47:

Hey Scipio.

Mann du bist vielleicht ein Betonkopf !
Woher nimmst du die Gewissheit, dass die sexuelle Selektion rein genetisch gesteuert ist ?
Deine Ansichten sind ... moderat gesagt, sowas von konservativ ! Das Lebewesen als triviale Maschine. Ein bestimmter Reiz löst genau 1 Reaktion aus. Susu, das mechanistische Weltbild ist überholt !

Ich erinnere dich an:
"Sexuelle Attraktivität ist für das Weib nichts anderes als der männliche Körperbau, der Jagd - und Schutzkompetenz signalisiert."

Das ist dann doch noch ein wenig reduktionistischer. Ich würde mein Weldbild keineswegs als mechanistisch bezeichnen. Vieleicht interpretierst du es so, weil du eine falsche Vorstellung davon hast, mit welchen Konzepten die Evolutionstheorie arbeitet. Zentrales Abstraktum der Evolutionsbiologie ist der "inheritable trait", also die verebte Eigenschaft. Das wird in der Genetik dann als Gen oder Genplex betrachtet (wobei die Begriffe nicht 100%ig deckungsgleich sind, weil Gene/Genplexe teilweise multifunktional sind). Die Analyse ist immer eine statistische, d.h. es wird die Distribution von Allelen in einer Population betrachtet. Die Evolutionsbiologie verzichtet auf das Individuum (Mit Außnahme des Teilgebiets der Populationsgenetik, aber die bezeichnet zum Beispiel eineiige Zwillinge als ein Individuum). Das ist ganz zentral, die Evolutionsbiologie kann mit den Daten eines Individuums nichts anfangen, ebensowenig kann sie Aussagen über Individuen treffen. Analog wäre zum Beispiel die Prognose von Wahlergebnissen. Der Forschungsgruppe Wahlen nützt die Information, daß Herr L. CDU oder SPD wählt alleine nichts und auf der Basis der Wahlprognose kann auch nicht vorhergesagt werden, wie Frau T. abstimmt.
Wir reden über statistische Effekte in großen Populationen (bei kleinen Populationen überwiegt der Zufall, das bezeichnen wir als phylogenetischen Drift. Mit der gleichen Analogie: Wenn bei der nächsten Bundestagswahl nur 20 Leute zur Urne Schritten, könnte die Naturgesetzpartei allen Prognosen zum trotz die absolute Mehrheit erreichen.).

Kurzum: Das Reiz-Reaktions-Schema ist keineswegs individuell, sondern rein statistisch. Ein Mensch ist nicht vollständig genetisch determiniert (zentral sind die sensorischen Inputs. Das kann keine Theorie vollständig fassen, weil der Detailgrad den wir erreichen müsten zu hoch ist. Hoffnungen auf vollständigkeit des Neurobiologischen Wissens a la E.O.Wilsons "Consillience" halte ich für übertrieben [schlechtes Buch eines an sich großen Kopfes]).

Die zentrale Verwechselung liegt in meinen Augen darin, Begriffe die in einem bestimmten theoretischen Kontext stehen, der sehr konkrete Aussagen über die Grenzen seinee Aussagekraft macht, in andere Kontexte zu übernehmen. Im Rahmen der Newtonschen Mechanik macht es Sinn einen aus dem Fenster springenden Menschen als Punktmasse in einem Gravitationsfeld zu betrachten, es wäre aber unangebracht die Hinterbliebenden eines Selbstmörders mit dieser Information zu bombardieren. Das die Evolutionstheorie Aussagen über Sex, Liebe und vieles mehr macht, muß nicht erschrecken. Erschreckend wäre es, wenn diese Sicht aufgrund ihrer Wissenschaftlichkeit Priorität bekäme vor dem eigenen subjektiven empfinden. Schon die Biologie antwortet auf eine Frage stets mit zwei Antworten. Der Evolotionsbiologischen und der Physiologisch-Genetischen. Und kein Biologe würde behaupten, daß es nicht noch mehr gäbe, die ebenso valide sind.

susu


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