Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: @Scipio Africanus - Eine kurze, aber weitreichende Antwort

susu, Thursday, 24.02.2005, 21:55 (vor 7603 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Re: @Scipio Africanus - Eine kurze, aber weitreichende Antwort von Scipio Africanus am 24. Februar 2005 18:55:52:

Deine Verallgemeinerungen bezüglich non - adaptiver sexueller Selektion sind unzulässig. Ich bestreite nicht, dass es sie gibt, was ja schon Darwin festgestellt hat. Dominant ist aber die adaptive sexuelle Selektion, aus sehr naheliegenden Gründen, wie du doch sicherlich selbst nachvollziehen kannst.

Die naheliegenden Gründe sind leider falsch. Wie gesagt, es klingt paradox, aber adaptive sexualle Selektion hat keinen positiven Effekt, sondern einen negativen.
Ich gebe mal ein einfaches Modell:
Geschlecht A - Allel 1: sexuelle Selektion nach Eigenschaft X mit positiver fitness
Geschlecht A - Allel 2: keine sexuelle Selektion
Geschlecht B - Allel 1: Eigenschaft X
Geschlecht B - Allel 2: keine Eigenschaft X

A1 paart sich ausschließlich mit B1.
A2 paart sich sowohl mit B1 als auch B2. Es gibt keine gegenläufige Präferenz von B1 und B2 für A1 oder A2. Ergebnis ist, daß die Summe der fitness Werte der Nachkommen von A1 geringer ist als die Summe der fitness Werte von A2 (Grund dafür ist die große Anzahl zur Vefügung stehender A1, da X mit positiver Fitness besetzt ist, d.h. es gibt mehr B1 als B2).
Bei sexueller Selektion mit negativer Fitness bedeutet A1 eine Präferenz für B1, wobei weniger B1 als B2 vorhanden sind. Die B1 die existieren besitzen andere Eigenschaften mit stark positiver Fitness, einfach gesagt: Ein Pfau mit einem riesigen Rad, den Fressfeinde aus großer Entfernung erkennen und der ständig im Unterholz hängen bleibt muß irgendwas an sich haben, wenn er zur Geschlechtsreife kommt.

Das ist natürlich sehr grob skitziert. Ich empfehle wie gesagt Maynard Smith, dort findet sich eine detailierte mathematische Ausarbeitung auf der Basis der evolutionären Spieltheorie.

Die Verallgemeinerung ist auch deshalb zulässig weil es kein Beispiel dafür gibt, daß adaptive sexuelle Selektion zeigen würde. Wenn ich in der Literatur mehrere Tausend Beispiele für non-adaptive und exakt 0 Beispiele für adaptive sexuelle Selektion finde, dann würde ich mal ganz ohne Vorbehalte mindestens den Gedanken für widerlegt halten, letztere sei "dominant". Ich halte es durchaus für möglich, daß in einem Sonderfall irgendwann vieleicht mal adaptive sexuelle Selektion gefunden werden könnte (dafür müste B1 gleichzeitig sexuell A1 selektieren, eine sehr unwahrscheinliche Möglichkeit, aber immerhin, mathematisch im grünen Bereich). Das wäre allerdings eine Ausnahme, nicht die Regel.

susu


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