Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Gender mainstreaming oder Der totale Realitätsverlust

Jim, Monday, 06.03.2006, 02:17 (vor 6825 Tagen) @ susu

Als Antwort auf: Re: Gender mainstreaming oder Der totale Realitätsverlust von susu am 05. März 2006 14:53:43:

Hallo susu,

wenn du anscheinend doch soweit (was du geschrieben hast ist ja korrekt) begriffen hast verstehe ich nicht, wie du zu der 70er Jahre- Annahme kommen kannst, das Geschlecht sei soziokonditioniert bzw "anerzogen"?

Das ist für mich wissenschaftlich ungefähr so haltbar wie die wertigen Einstufungen der Individuen nach der "Rassenlehre" der 30er Jahre.

Ich kann daher nur spekulieren, das du Untenstehendes zwar auswendig gelernt, aber nicht begriffen hast. Bist du evtl. Anlernende oder gar Beschäftigte am Institut für "Gender Studies"? *grusel*

mfg
Jim

Tja susu, gemäss deiner Wahnsinnsphilosophie ist auch "Evolution" ein soziales Konstrukt.
Radikaler Konstruktivismus ist eine Philosophie für die Doofen, denn konsequent angewandt steht jede noch so unsinnige Aussage gleichwertig zu allen anderen.
Deshalb kann dir auch niemand deinen Glauben auf deiner weltanschaulichen Grundlage widerlegen.

Ich bin keineswegs für radikalen Konstruktivismus. Radikaler Konstruktivismus geht davon aus, das es keine externe Realität gibt. Poststrukturalismus geht dagegen davon aus, daß es eine externe Realität gibt, aber unsere Fähigkeit sie zu erfassen eingeschränkt ist, durch unsere Sinne und unser Nervensystem und das unsere Fähigkeit über sie zu kommunizieren desweiteren durch die Sprache eingeschränkt wird. Unsere Sinne können wir technologisch erweitern (einfache Beispiele: Mikroskop, Infrarotkamera, Voltmeter), dies ist ein Mittel der Naturwissenschaften. Unser Nervensystem können wir nicht erweitern, das bleibt eine dauerhafte Einschränkung (es sei denn die Bioniker kommen mal zu Potte). Bleibt für den poststrukturalismus die Auseinandersetzung mit den Einschränkungen für unsere Kommunikation über die Realität, die aus der Sprache resultieren. Sprache macht bestimmte reale Sachverhalte unsagbar, weil das nötige Vokabular fehlt. Darüber hinaus gibt es Begriffe deren Inhalt mitlerweile nicht mehr als richtig angesehen werden kann, die aber ein Eigenleben entwickelt haben und als "transhistorisch" betrachtet werden. Solche Begriffe werden als reifiziert bezeichnet. Daraus ergeben sich zwei zentrale Punkte aus dem Poststrukturalistischen Ansatz:
a) Dekonstruktion von reifizierten Begriffen. D.h. es wird deutlich gemacht, daß diese Begriffe eine Geschichte haben und sie keinen Widerpart in der Realität besitzen (vgl. z.B. Butler "Geschlecht ist eine Kopie ohne Original"). Insbesondere ist der Geschlechtsbegriff der Öffentlichkeit Prä-Evolutionär, d.h. er hängt einem essentialistischen Klassendenken nach, daß Grundsätzen moderner Biologie, insbesondere Evolutionstheorie, Ontogenie und Genetik widerspricht. Er ist nicht mit Variation und Populationsdenken vereinbar.
b) Einbringen neuer Begriffe.
Die Frage hätte ich trotzdem gern beantwortet.
susu


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