Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hasst Du noch alle an der Tanne?

susu, Monday, 06.03.2006, 21:23 (vor 6843 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Hasst Du noch alle an der Tanne? von Garfield am 06. März 2006 17:07:32:

Huhu Garfiled

Susu, ich denke, du selbst kennst genügend Quellen dafür, und dir ist sicher auch bekannt, daß die Zweigeschlechtigkeit allgemein als Fortschritt der Evolution betrachtet wird, weil sie nämlich im Gegensatz zu Fortpflanzungsmethoden wie z.B. Zellteilung die Möglichkeit bietet, die Gene zweier Individuen zu mixen und so neue Genkombinationen zu schaffen, die eventuell bessere Eigenschaften zur Folge haben.

Na ja, Zellteilung + Konjugation ist für Einzeller Vorteilhafter. Nach dem gleichen Prinzip wie die Mehrgeschlechtlichkeit funktioniert auch die Fortpflanzung bei zwittrigen Lebewesen wie Schnecken, oder die sexuelle Generation bei Nesseltieren, wobei bei denen jedes Individuum in einem bestimmten Rhythmus männliche und weibliche Geschlechtsprodukte absondert.

Das trifft so auch auf zwittrige Lebewesen zu, denn auch da müssen zum Zeitpunkt der Fortpflanzung zwangsläufig zumindest zwei beteiligte Lebewesen in die Rollen der beiden Geschlechter schlüpfen.

Das verläuft nicht zwingend binär. Sex ist ein Faktor, der die Variation im Gen-Pool aufrecht erhält und je mehr Geschlechter, desto größer dieser Effekt. Auch da gibt es eine Selektion, bei der kurzfristige Anpassung und langfristiges Anpassungsvermögen gegeneinader stehen. Wie gesagt, beim Menschen haben wir mindestes 4, wobei 2 davon eher selten auftreten (Reproduktive Geschlechter).

Natürlich muß es gerade aufgrund dieser Vermischung der Gene bei zweigeschlechtlichen Lebewesen ständig vorkommen, daß ein Lebewesen einige Merkmale hat, die eigentlich für das jeweils andere Geschlecht typisch sind.

Ja.

Ich habe bei dir immer das Gefühl, daß du dich beruflich oder privat oder auch auf beiden Gebieten häufig unter Menschen bewegst, die zum großen Teil relativ stark von der Norm abweichen und daß du deshalb der festen Überzeugung bist, daß es diese Norm gar nicht gibt.

Eher privat. Beruflich beschäftige ich mich aber mit dieser Norm und momentan mit den Evolutionsbiologischen Konsequenzen, die dein letzter Punkt (Variation geschlechtstypischer Merkmale) hat.

Es gibt sie aber, und auch mit der Vogel-Strauß-Taktik wirst du nichts daran ändern.
Wenn wir uns beide in eine Fußgängerzone stellen würden, ich würde auf einen Passanten zeigen und sagen, daß dieser Mensch weiblich oder männlich ist - was glaubst du, wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, daß dieser Mensch, wenn wir ihn denn fragen würden, dieser Kategorisierung zustimmt? Ich schätze, sie läge bei etwa 99 %. Und wie ist es möglich, daß man die allermeisten Menschen auf den ersten Blick als männlich oder weiblich einstufen kann, wenn es doch angeblich die beiden Geschlechter gar nicht gibt?

Das Problem dabei: Menschen versuchen ihre Geschlechtsidentität darzustellen. D.h. eine ordentliche Trefferquote ist dir dabei sicher. Die Trefferquote ist geringer, wenn du zwei biologische Definitionen betrachtest.

Und zwar sehr häufig selbst dann, wenn man nur ihre Gesichter sieht? Selbst nur an den Händen kann man das noch erkennen, wenn auch natürlich nicht mit derselben Erfolgswahrscheinlichkeit! Wie kann das sein?
Das ist nur möglich, weil die allermeisten Menschen eben mehrheitlich auch Eigenschaften ihres Geschlechts aufweisen. Da es immer Abweichungen gibt und da diese jede beliebige Eigenschaft treffen können, kann man natürlich das Geschlecht nicht an einer einzigen Eigenschaft festmachen, da gebe ich dir Recht. Das heißt aber nicht, daß es keine Geschlechter gibt.

Wenn man Geschlecht an einer Eigenschaft festmachen würde, wäre die Definition zumindest eindeutig.

Nach deiner Logik dürfte man das Wort "Baum" auch nicht verwenden, da Nadelbäume ja anders aussehen und auch in anderer Hinsicht anders sind als Laubbäume, und da es sowohl unter Nadel- als auch Laubbäumen ja auch Unterschiede gibt... Man könnte davon ausgehend also behaupten, daß es gar keine Bäume gäbe, sondern nur Kiefern, Fichten, Eichen... Wieso tut man das nicht?

Tut man. Denn in der Biologie gilt Hennings "Monophylieprinzip", d.h. jede Gruppe (z.B. Säugetiere) muß
a) von einem gemeinsammen Vorfahren abstammen.
und
b) alle Nachfahren dieses Vorfahren enthalten.

Bäume erfüllen dieses Prinzip nicht, sie sind keine Biologische Einheit. Bäume sind genausowenig eine echte Biologische Einheit wie Fledermäuse und Vögel zusammen, Ähnlichkeiten in der Morphologie sind durch konvergente Evolution begründet (Gut zu beobachten auf kleinen Vulkaninseln, wo Erstbesiedler "Bäume" bilden. Bekannt sind beispielsweise Gänseblümchenbäume und Kopfsalatbäume. Ohne Konkurenz wird alles Baum...)

susu


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