Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hasst Du noch alle an der Tanne?

Garfield, Tuesday, 07.03.2006, 12:34 (vor 6773 Tagen) @ susu

Als Antwort auf: Re: Hasst Du noch alle an der Tanne? von susu am 06. März 2006 19:23:44:

Hallo Susu!

"Das verläuft nicht zwingend binär."

"Sex ist ein Faktor, der die Variation im Gen-Pool aufrecht erhält und je mehr Geschlechter, desto größer dieser Effekt. Auch da gibt es eine Selektion, bei der kurzfristige Anpassung und langfristiges Anpassungsvermögen gegeneinader stehen."

Es kann natürlich theoretisch unendlich viele Geschlechter geben. Aber je mehr Geschlechter zur Reproduktion notwendig sind, umso komplizierter wird die Sache. Deshalb sind zwei Geschlechter die ideale Zahl - einerseits hat man so die Möglichkeit, die Gene verschiedener Individuen zu vermischen, andererseits müssen eben nur zwei Geschlechter bei der Zeugung vorhanden sein, nicht drei, vier oder 25. Bei drei, vier oder 25 kann man zwar die Gene von mehr als zwei Individuen mischen, aber es müssen dann eben auch zwingend mindestens drei, vier oder 25 Individuen anwesend sein, die auch noch jeweils gerade das richtige Geschlecht haben. Das kann vielleicht bei kleinen Lebewesen funktionieren, die in sehr großer Zahl vorkommen. Bei größeren Lebewesen, die dann auch entsprechend größere Gebiete brauchen und so nicht mehr in hohen Zahlen auf kleiner Fläche zusammen leben können, wird das aber schwierig.

"Wie gesagt, beim Menschen haben wir mindestes 4, wobei 2 davon eher selten auftreten (Reproduktive Geschlechter)."

Diese 2 oder mehr zusätzlichen Geschlechter sind eben tatsächlich keine Geschlechter, sondern Ausnahmefälle, wie sie durch die Vermischung der Gene eben immer wieder auftreten.

"Das Problem dabei: Menschen versuchen ihre Geschlechtsidentität darzustellen. D.h. eine ordentliche Trefferquote ist dir dabei sicher."

Sicher. Aber wie schon geschrieben würde ich auch nur durch Betrachtung der Hände (ohne Ringe, Nagellack und ähnliches) eine recht hohe Trefferquote erzielen - keine 99%, aber vielleicht so etwa 70-80%. Gibt es dazu eigentlich Studien?

"Die Trefferquote ist geringer, wenn du zwei biologische Definitionen betrachtest."

"Wenn man Geschlecht an einer Eigenschaft festmachen würde, wäre die Definition zumindest eindeutig."

Wie du ja selbst auch schon geschrieben hast, kann man das Geschlecht nicht nur anhand weniger Merkmale oder gar nur anhand eines einzigen Merkmals definieren. Man muß eine Vielzahl von Merkmalen in die Definition aufnehmen, und man muß einkalkulieren, daß jedes einzelne dieser Merkmale durchaus auch nicht vorhanden sein kann. Entscheidend ist, ob ein Individuum in der Mehrzahl dieser Merkmale mit der jeweiligen Norm übereinstimmt. Dabei könnte man einzelne Merkmale durchaus auch stärker gewichten als andere - aber eigentlich sehe ich nicht viel Sinn in solch einer Definition, weil ich darin einfach keinen Nutzeffekt sehe. Menschen sind, was sie sind, egal wie man es definiert.

"Tut man. Denn in der Biologie gilt Hennings "Monophylieprinzip"..."

Ja, Biologen differenzieren natürlich so. Der Normalbürger tut das aber nicht. Der kennt das Wort "Baum", und wenn er differenzieren möchte, unterscheidet er noch zwischen "Nadelbaum" und "Laubbaum". Und damit kommt er im Alltag auch prima zurecht. Wenn er "Baum" sagt, weiß jeder, was er meint. Wenn er aber sagt: "Ist das nicht ein schöner Fagus Sylvatica?" Dann werden ihn die allermeisten Menschen nur groß ansehen und fragen, was er meint. Warum ist das so? Weil es für die allermeisten Menschen vollkommen irrelevant ist, was das nun exakt für ein Baum ist. Es hat für sie überhaupt keinen Zweck, da groß zu differenzieren.

Genauso sieht das mit den Geschlechtern auch aus. Niemand will 837 verschiedene Toiletten in einem Kino, weil sich jemand vielleicht 837 verschiedene Geschlechter-Definitionen ausgedacht hat. Und vor allem will sich niemand 837 verschiedene Anreden, Geschlechtsbezeichnungen usw. merken. Wie sollte das z.B. konkret bei der Polizeiarbeit aussehen, wenn beispielsweise Zeugen einen Straftäter beschreiben sollen? Heute sagt man, daß es ein Mann oder eine Frau war. Die Polizei kann allein dadurch schon die Suche auf die Hälfte der Bevölkerung eingrenzen. Natürlich kann es vorkommen, daß sich mal jemand täuscht, weil der Täter tatsächlich ein Transvestit war, der aussah wie eine Frau, aber als Mann registriert ist. Aber offensichtlich kommt das äußerst selten vor, denn sonst würde die Polizei ja nicht nach dem Geschlecht eines Täter fragen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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