Der Text stammt aus „der metzger“ und ist von 2004
Gefunden von bberlin im Forum
Lina Ganowski
Ein irakisches Gefängnis, in dem unter dem Saddam-Regime Menschen gefoltert worden waren, wurde von den US-Besatzern übernommen, und es brach die Hölle los. Die Weltöffentlichkeit war schockiert, daß Menschen durch Quälereien und Demütigungen zu Aussagen gezwungen wurden. Wenige Monate zuvor war in Deutschland öffentlich erörtert worden, ob es denn statthaft sei, einen hohen Polizeibeamten in Frankfurt deshalb zu belangen, weil er einem Beschuldigten Folter angedroht hatte. Der Mann konnte sich des Zuspruchs derer sicher sein, die das Recht als Hindernis bei der Verbrechensbekämpfung empfinden. Das Gegenüberstellen beider Fälle, so unterschiedlich ihre Dimension auch ist, wäre wohl notwendig, und auch, daran zu erinnern, daß sich mitten in unserem Land, in Schulen nämlich, Fälle von niederträchtigster Menschenschinderei zutragen. Und man dürfte, wenn man über Abu Ghureib spricht, nicht schweigen von den Folterstätten eines Regimes, dessen Täter davonkamen und dessen Mitläufer ihre Hände in Unschuld waschen – wäre es nicht längst Methode, mit dem Hinweis auf die „eigene Nase“ vom US-Imperialismus abzulenken. Nein! Wer von Boger und Kaduk spricht, darf von Abu Ghureib nicht schweigen. Das ist man den Opfern von Gestapo und SS und Wehrmacht schuldig.
Die Bilder, die Schergen des US-Imperialismus bei der Ausübung ihrer Macht über die irakische Bevölkerung zeigen, scheinen Szenen aus Pasolinis „Saló oder Die 120 Tage von Sodom“ nachgestellt. „Es ist eher unwahrscheinlich, daß die amerikanischen Soldaten den italienischen Film gesehen haben – aber offensichtlich sind es Typen, die aus unserer visuellen Umwelt unbewußt die typischen Darstellungen von Erniedrigung und Qual abspeichern und dann im geeigneten Moment zur Vorlage für ihr eigenes Handeln nehmen. Bemerkenswert dabei – der Ausweis der ‚Echtheit‘ sozusagen – daß die Folterer mit stolzem Lächeln vor ihren Opfern posieren. Es ist der gleiche Gestus wie auf den Aufnahmen, die deutsche Wehrmachtssoldaten aus dem Osten nach Hause schickten.“ (Klaus Theweleit). Es war auch Klaus Theweleit, der 1977 mit seinem Werk „Männerphantasien“ die politökonomische Imperialismuskritik der BRD-Linken um den psychoanalytischen Aspekt erweiterte. Das Instrumentarium der Politischen Ökonomie durch die Psychoanalyse zu ersetzen wäre falsch; ebenso falsch wäre es, sich auf die Dimension der Politischen Ökonomie zu beschränken. Denn: „Die Mächtigen sind immer Sadisten, und wer Macht erdulden muß, dessen Körper wird zur Sache, zur Ware.“ (Pasolini).
Die USA sind mit ihrem Irak-Feldzug ein hohes Risiko eingegangen. Ein Scheitern würde verhängnisvoll auf das gesamte Vorhaben der neoliberalen Globalisierung wirken. Das macht das brutale Vorgehen der Besatzungsmacht unausweichlich. Die Beteuerungen, daß es sich um „Einzelfälle“ handelt, daß die Folter „unamerikanisch“ sei, sind gar zu fadenscheinig. Die Verantwortung für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit reicht rauf und runter, von der untersten bis zur obersten Ebene und zurück. Sie reicht bis ins Pentagon und bis ins Weiße Haus, wo das Recht als Hindernis bei der Herrschaftssicherung empfunden wird. Abwegig ist die Entschuldigung, die betreffenden Armeeangehörigen seien auf ihren Einsatz im Abu-Ghureib-Gefängnis nicht vorbereitet gewesen. Im Gegenteil: Zwei Hauptverdächtige sind im Zivilberuf Gefängniswärter, ein Leitender war gar Direktor von einem US-Knast, in dem Gefangene mißhandelt wurden. Im Januar wurde die Gefängnischefin Karpinski abgelöst. Ihr Nachfolger hatte bis dahin das Gefangenenlager in Guantanamo geleitet. Hinter dem Kürzel „R2I“ („Resistance to interrogation“) verbirgt sich ein System der Gefangenenmißhandlung, das vom US-Geheimdienst CIA für „Spezialtruppen“ ausgetüftelt wurde und in Guantanamo täglich praktiziert wird. Monate, bevor der „Folterskandal“ öffentlich bekannt wurde, war der US-Kriegsminister Rumsfeld darüber informiert – es war gewissermaßen eine Vollzugsmeldung.
Prekär wurde es für die US-Spitzen, als die Bilder an die Öffentlichkeit kamen. Nicht die Folter, sondern deren Bekanntwerden brachten Bush, Rumsfeld und Wolfowitz in Verlegenheit. War es also eine Tölpelei, Bilddokumente der Verbrechen zu hinterlassen? Bereinigt die Armeeführung die Schweinereien, indem sie zukünftig das Fotografieren von Folterungen verbietet?
Die Folter wird nicht deshalb angewandt, um ihre Opfer dazu zu bringen, Verbrechen zu gestehen und Mitschuldige zu benennen. Die Opfer sollen Verbrechen gestehen, die sie nicht begangen haben, und anderen Verbrechen anzuhängen, die sie nicht begangen haben. Der Dieb soll sich als Mörder bezichtigen, der Unschuldige soll sich schuldig bekennen. In der Geschichte der Folter war das immer so und so ist es heute. Hinter der Folter steht kein Ermittlungsinteresse. Der Folterer will aus seinem Opfer nicht die Wahrheit herauspressen. Er will die Vernichtung seines Opfers. Die Bilder waren nicht bloße Dokumente, sondern Teil der Folter. Sie waren dazu bestimmt, sie den Angehörigen der Opfer zu zeigen, sie sollten nicht verborgen, sondern gesehen werden. Wer aus dem Foltergefängnis rausgelassen wurde, sollte dort, woher er kam und wohin er zurückkehrte, als gedemütigter, vernichteter Mensch gesehen werden.
Die Verantwortung reicht von der untersten bis zur obersten Ebene und zurück. Wie weit der Arm der Gerechtigkeit reicht, um die Schuldigen zu bestrafen, wird sich zeigen. Die Mächtigen werden von ihm selten erreicht. Die Schuld an der Macht zu messen und in den Handlangern „unten“ bloß die „armen Schweine“ zu sehen wäre falsch. Daß man die Kleinen hängt und die Großen laufen läßt, ist ungerecht. Umgekehrt wäre es noch ungerechter. Auch „arme Schweine“ sind Schweine. Ihre Ausreden darf man ihnen nicht durchgehen lassen.
„Nur auf Befehl“ hätten sie gehandelt, sagen die dummen Schweine. Dann ist ihnen wohl befohlen worden, die Qual ihrer Opfer lustig zu finden. Die Bilder, die auf dieser Seite abgebildet sind, hat die Obergefreite Sabrina Harman aufgenommen. Von der Genfer Konvention, sagt sie, hätte sie erst gehört, als sie von Militärermittlern wegen der Folterfotos befragt wurde. Daß es nicht richtig ist, Menschen auf das Gemeinste zu demütigen, begreift dieses Scheusal erst, wenn es ihr mittels Vorschrift nahegelegt wird.
Die zu Weltruhm gekommene Gefreite Lynndie England erzählte der New York Times, die Folterungen seien „ein Spaß gewesen“, und die Fotos seien gemacht worden, weil das alles „so lustig ausgesehen hat“. Ja, sie ist auf den am Boden Liegenden herumgetrampelt und dergleichen, erzählte sie freimütig. „Aber ich habe nichts Schlimmes gemacht.“ Auch das Foto, das diese dumme Sau am Tag ihres Armeeeintritts zeigt, ging durch die Presse. Es zeigt ein unglaublich stupides Gesicht.Das Bild dieser Menschenschinderin, wie sie sich freudestrahlend am Leid ihrer Opfer ergötzt, kompromittiert diejenigen, denen der Frauenwehrdienst ein Anliegen war, das sie hartnäckig verfolgten und durchsetzten. Man sieht, was dabei herausgekommen ist. Die Ausrede, es handle sich im einen Einzelfall, darf auch hier nicht durchgehen.
Was ist nicht alles an den Haaren herbeigezogen worden, um „das letzte geschlechtsspezifische Berufsverbot“ zu brechen? Für die unteren Schichten biete die Armee Ausbildungs- und Aufstiegschancen – das ist noch Dummheit in einfältiger Form. Aber es wurde auch gesagt, durch Teilnahme am Kriegshandwerk trete die Frau aus ihrer Opferrolle heraus und sei nun auch in der Lage, sich und andere zu schützen. Wer Krieg und Militär derart verzerrt euphemisiert, kann sich auf das Recht der freien Meinung nicht berufen. Der Krieg ist ein Verbrechen, seine Verharmlosung eben- falls.
Frauen würden der Armee ein menschlicheres Gesicht verleihen, würden sie mit mehr Respekt für andere Völker und Kulturen ausstatten. Wenn Frauen mitspielen dürfen, wird das Abschlachten richtig nett, eben weiblicher. So dumm darf man nicht sein. Das ist einfach dümmer als die Polizei erlaubt. Und so dumm darf man auch nicht gewesen sein. Sowas kann man nicht einfach zurücknehmen. Man kann auch nicht ein Haus in die Luft sprengen und es sich danach anders überlegen.Der Dienst von Frauen in imperialistischen Armeen ist nicht am Feminismus vorbei zustande gekommen, sondern von ihm vorangetrieben worden. Vielleicht wäre Frauenwehrdienst ohne feministisches Zutun gekommen. Aber da der Dienst von Frauen in imperialistischen Armeen ein feministisches Anliegen war, ist die Folter zum feministischen Projekt geworden. Das ist keine Nebenwirkung, die man gern vermieden hätte, das ist das Wesen. Im Foltergefängnis Abu Ghureib fand der Feminismus zu sich selbst.
Die Idee, Frauen den Zugang zum Dienst in imperialistischen Armeen zu öffnen, wurde just zu der Zeit geboren, als sich die „Frauenbewegung“ von der Linken abwandte. „Der feministische Feminismus“ (sic!) „plädiert für eine radikale Trennung von der Linken“, hieß es im „Frauenjahrbuch 76“. Was sich anhörte wie revolutionäre Ungeduld, päpstlicher als der Papst, feministischer als der Feminismus, war es auch, denn revolutionäre Ungeduld führt über den Reformismus in die Reaktion. Die „radikale Trennung von der Linken“ bedeutete nicht den Verzicht auf die Oberhoheit über die Linke, wohl aber war sie das Bündnisangebot an den Konservatismus.Die Abscheulichkeit der Folterbilder aus Irak paßt gut zu den Gehässigkeiten, die die feministischen Ventilationen auszeichnen – ein hybrider weiblicher Chauvinismus, Einverständnis mit bürgerlicher Herrschaft (solange man an ihr teilhaben kann), ein Wertesystem, demzufolge Urinieren im Stehen schlimmer ist als der Einsatz moderner Waffen gegen „weiche Ziele“, die Gier, sich an Menschen zu rächen, die einem nichts getan haben. Auf dem Weg nach rechts wurde die Idee der Emanzipation aufgegeben zugunsten von Karriere und Kasernenhof, einem System von Oben & Unten, Befehl & Gehorsam. In dem hämischen Grinsen der Menschenschinderin offenbart sich, was herauskommt, wenn an den tradierten sexuellen Konservatismus der Frau appelliert wird (Das erste sexualpolitische Manifest der „Neuen Frauenbewegung“ war eine Kastrationsphantasie). Wenn Sexualität unterdrückt wird, dient Sexualität der Unterdrückung. In den Dienst des Imperialismus gestellt, verkommt Gleichberechtigung zur Bestialisierung des Weiblichen.
Die, die man von ihrer Mitverantwortung nicht suspendieren darf, hüllen sich in Schweigen – nicht aus Scham, sondern weil sie meinen, das ginge sie nichts an. Frau Schwarzer sabbelt weiter in jede Kamera, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Aber man kennt seine Pappenheimerinnen. Bestimmt wird längst da und dort und hier und da versichert, Lynndie Englands Heldentat sei doch nur Notwehr gegen Männergewalt – darauf dürfen Sie Ihr Haus verwetten.Das Fernsehen hat nicht nur die Bilder der prominentesten US-Soldatin Lynndie England gezeigt, auf denen sie als glückliche Menschenschinderin zu sehen ist. Wieder zurück in ihrer Heimat wurde sie interviewt, und man sah das stupide Mondsgesicht einer Wortkargen. Die Augen winzigklein. Infantiler Trotz. Ein Kind, das beleidigt ist, weil man ihm die Streichhölzer weggenommen hat, bloß weil es das Haus angezündet hat. Sie schmollt, denn sie hat keinen Orden, sondern eine Anklage am Halse hängen, obwohl sie das getan hat, was jedem in ihrer Armee eingehämmert wurde. „Manche nennen mich die Heldin von Bagdad.“ Menschenschinderei ist der Heroismus der Dummen. Um vor dem Feinde tapfer zu sein, muß jener auf dem Boden liegen. Lynndie England ist aufgewachsen in einem Land, in dem Einfalt und Brutalität eine Einheit bilden. Sie ist eingetreten in eine Armee, die den Unterprivilegierten, Schwarzen und Frauen, den Geschundenen, eine kleine Aussicht darauf verspricht, zu Schindern zu werden.
Ihre Schwester hat auch im Fernsehen geredet. „Wenn Lynndie fotografiert wird, dann lächelt sie eben.“ So gehört sich das. Lynndie ist nämlich ein braves Kind. Und sie ist für manche (für viele?) die Heldin von Bagdad. Eine andere Art von Held gibt es dort nicht, wenn man mit der Macht geht. Der Leutnant Calley, der für das Massaker in My Lai verantwortlich war, war für manche (für viele!) der größte Held des Vietnam-Krieges, auch für die Regierung, die ihn begnadigte und dafür sorgte, daß er die Strafe, zu der der Massenmörder verurteilt wurde, nicht anzutreten brauchte.
Lynndie England ist zu einem Problem geworden. Wie will man einen Krieg gewinnen, der nur durch Grausamkeit zu gewinnen ist, der aber der Welt als Wohltat verkauft werden muß. Wer etwas zu rechtfertigen oder zu vertuschen hat, hat jetzt kein leichtes Spiel, am wenigsten die, die immer dagegen sind, daß man die Kleinen hängt und die großen laufen läßt (sie möchten auch nicht die Großen hängen, sondern am liebsten auch die Kleinen laufenlassen, damit niemand für seine Schuld einstehen muß). Nein, sie hat nicht auf Befehl gehandelt. Sie gehörte nicht zu der Einheit, die die Gefangenen „bewachte“. Sie war mit einem aus dieser Einheit befreundet (befreundet?) und hat sich so Zutritt zu dem Foltergefängnis verschafft, um sich mit Menschenschinderei ein wenig die Langeweile zu vertreiben.
Was an denen, die im Krieg zu Schindern werden, auffällt, ist ihre Plattheit, ihre geradezu langweilende Durchschnittlichkeit, die „Banalität des Bösen“. Der Krieg gibt der dummen Gans die Möglichkeit, ihre seelische Grausamkeit in den Dienst des Vaterlandes zu stellen, die sonst nur gegen Kinder, Ehemänner und Schwiegertöchter gerichtet werden kann. „First you must learn to smile when you kill if you wanna be like the folks on the hill“, heißt es bei John Lennon. Der Imperialismus braucht solche, die nicht mit der Wimper zucken.
Lynndie England ist aufgewachsen in einer Gesellschaft, in der die Sexualität unterdrückt wird und darum als Mittel der Unterdrückung benutzt werden kann. Kein Krieg wird geführt und kein Krieg kann wohl auch geführt werden, ohne die Sexualität als Mittel der Unterdrückung zu benutzen. Frauen waren nicht die einzigen, aber die größten Opfer sexualisierter Gewalt in Krieg und Frieden. Jetzt haben auch Frauen Zutritt zur Uniformität der Kasernen, sie können jetzt auch Täterinnen sein. Das ist der Fortschritt.
Lynndie England sprach von der glanzvollen Karriere, die sie sich vom Eintritt in die Armee versprochen hat. Und jetzt das! Sie schmollt. Sie stellte sich etwas vor, was die Armeewerber aller Zeiten den Dorftölpeln versprachen: „Join the army and see the world!“ „Join the army and see the navy“, hieß es bei den Marx-Brothers.Heute wird das Handwerk der Armeewerber von Feministinnen ausgeübt. Join the army und steige auf. Es ist dieselbe Lüge in lilaoliver Verpackung. Die jungen Frauen in den USA wachsen auf in einer Atmosphäre, die von der großen Koalition aus Konservatismus und Feminismus geprägt ist. Diesem natürlichen Bündnis ist der Abwehrreflex gegen jeden Anflug von Lust gemeinsam. Lust wird geneidet, Sinnlichkeit ist Sünde. So wird Sexualität zum Werkzeug des Hasses.
Die Botschafterin des US-imperialistischen Feminismus, Alice Schwarzer, hat den Frauenwehrdienst als Lebensaufgabe betrieben. Denn der Dienst von Frauen in der imperialistischen Armee ist das deutlichste Manifest der Integration der Frauenbewegung, ihrer Beschränkung auf Veränderungen nur im Rahmen des bestehenden Gesellschaftssystems: Mitmachen statt Verweigerung, Befehl & Gehorsam statt Emanzipation. Sie hat ihrer naiven Anhängerschaft eingeredet, daß der Dienst in der Armee ihre Stellung in der Gesellschaft verbessert. Diese Glitzerfassade von einer Armee der Frauen hat durch den irakischen Folterskandal Risse bekommen. Das konnte die Selbstdarstellerin nicht einfach übergehen. Sie mußte wieder einen Wortschwall loslassen, um denen gut zuzureden, die die Erkenntnis fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Und sie hat es getan:
„Hier geht es nicht darum, zu behaupten, die Soldatinnen seien unschuldig und ‚auch nur Opfer‘. Und es geht schon gar nicht darum, zu behaupten, Frauen seien von Natur aus zu nichts Bösen fähig.“ (Zitate aus Emma 4/2004).
Was soll das heißen? Daß für Frauen das Recht reklamiert wird, nicht unschuldig sein zu müssen, daß Frauen das Recht haben, Täterinnen zu sein, daß sie zu Bösem berechtigt sind. Anders ergäbe dieser Satz im Kontext gar keinen Sinn. Denn so geht es weiter:
„Die Soldatinnen (sind) nichts als Statistinnen in pornografischen Inszenierungen.“ Und: „Es drängt sich immer mehr der Eindruck auf, daß hier nicht nur die Gegner erniedrigt werden sollten, sondern auch die Frauen in den eigenen Reihen. Denn ihr Anspruch zur gleichberechtigten Teilhabe an der mächtigsten Institution eines Staates, dem Militär, gefährdet … männliche Privilegien.“ „Es drängt sich immer mehr der Eindruck auf“ ist eine nebulöse Formulierung. Das ist Beweisführung ohne Beweis. Wo Argumente und Fakten fehlen, muß irgendein „Eindruck“ herhalten, der sich „immer mehr aufdrängt“. Wer sich so ausdrückt, will ablenken, will täuschen. Die übliche demagogische Verschleierungsmethode: Täter werden zu Opfern. Die Täterinnen waren (unter Hypnose?) bloß Statistinnen. Der Folterskandal, der die Illusion von der „gleichberechtigten Teilhabe“ an der allermächtigsten Institution einstürzen läßt, wird als Trick einer Männerverschwörung zum Schutz angeblich „männlicher Privilegien“ aufgetischt. Als ob der Frauenwehrdienst „männliche Privilegien“ gefährden würde! Als ob der Frauenwehrdienst in hartem Kampf um Gleichberechtigung der „Männerwelt“ abgetrotzt worden wäre! Der Frauenwehrdienst war doch in der neoliberalen Gesellschaft leicht durchsetzbar.Aber Alice Schwarzer, deren Anliegen es ist, Ressentiments gegen alles Morgenländische zu schüren, braucht ihre Verschwörung: „Daß solche Bilder außerdem westliche Frauen dem traditionellen Frauenhaß arabischer und islamistischer Männer noch stärker ausliefern, ist vermutlich eine willkommene Nebenerscheinung.“
Wem willkommen? Wer sollte ein Interesse daran haben, „westliche“ Frauen dem Frauenhaß arabischer Männer auszuliefern? Wer zieht da die Fäden einer monströsen Verschwörung? Von allen Verschwörungstheorien ist die feministische wohl die abenteuerlichste.
Als Fazit fällt der Selbstdarstellerin nichts besseres ein, als für stärkere Positionen für Frauen innerhalb der US-Armee zu werben. Denn sie glaubt und will glauben machen, daß der Dienst in der Armee „Teilhabe an der mächtigsten Institution“ sei. Sie glaubt und will glauben machen, daß der Soldat (die Soldatin) an der Macht „teilhat“. Wer ihr glaubt, ist so naiv wie der Kleinaktionär, der auf eine Mark Lohn verzichtet, damit die Dividende um 5 Pfennig steigt. So ist die Illusion: Wer sich den Mächtigen andient, bekommt von der Macht etwas ab. Im Krieg ist diese Illusion tödlich. Wer diese Illusion nährt, muß bekämpft werden.
Wer sich den Mächtigen andient, wird zu ihrem Diener, dient jenen, deren Macht nicht zuletzt auch darauf beruht, daß Frauen als Menschen zweiter Klasse behandelt werden.
Wer in den Krieg zieht, wird als Schlächter ausgeschickt und endet als Schlachtvieh.
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