Sie war schon lange nicht mehr in Berlin gewesen, konnte sich aber noch dunkel an eine Gaststätte erinnern, in der sie früher gerne war. Es sah ganz so aus, als hätten wir sie gerade wiederentdeckt. Na gut, sie hatte sich äußerlich verändert, auch der Name war neu, aber das musste sie sein. Wir wollten sowieso eine Pause einlegen, denn meine Freundin konnte nicht mehr lange in den neuen Schuhen laufen, wir hatten Hunger und ich hatte versprochen, sie zum Essen einzuladen.
Wir konnten schon durch die Glastür erkennen, dass noch viele Plätze frei waren. Doch als wir reingehen wollten, wurden wir aufgehalten. Ein freundlicher Mann sprach uns an und sagte: „Bitte, warten Sie, Sie werden platziert!“
Das überraschte mich einerseits, andererseits kam es mir bekannt vor. In der DDR wurde man auch platziert. Man konnte sich nicht einfach hinsetzen, wo man wollte, man wurde platziert. Offenbar war das wieder eingeführt worden. Ich hatte es nie gemocht, derartig eingeschränkt zu werden, ich sah darin eine überflüssige Alltagsschikane, mit der Menschen in ihrem unbefangenen Schwung ausgebremst und klein gemacht wurden. weiterlesen…»
Tag Archiv: Separation
Berlin hat sich verändert
14.08.2015